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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder
Autoren: Horst Biernath
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denen die Strahlenbehandlung Wunder wirkt!«
    »Ei-nige we-ni-ge!« widersprach Kathi mit Bestimmtheit. »Den Schandarmeriekommissär Huglfinger ham’s >Rechts der Isar< bestrahlt, bis er halb damisch g’worden is. Zwei Monate später war er hin!« Sie legte das Schnitzel in die Pfanne. Das Fett prasselte laut auf. »Aber was ich noch fragen wollt’...zwegen dem Durchleuchten...i moan...siecht man do ois?«
    »Ich habe Sie nicht ganz verstanden, Kathi...«
    »Oob man da alles sieht?! wiederholte Kathi überdeutlich.
    »Ja, gewiß, nachher auf der Platte. Nicht etwa schon, wenn man die Strahlen auf den Körper des Patienten richtet. Die Strahlen selber sind nämlich unsichtbar. Ach, es ist sehr schwer zu erklären.«
    »Aber auf der Plattn sieht man alles?« fragte Kathi hartnäckig.
    »Bei einiger Übung schon«, antwortete Trix geduldig. »Sie würden, wenn ich Ihnen einmal solch eine Röntgenaufnahme zeigen würde, wahrscheinlich nur den Knochenbau erkennen.«
    »Und Sie san geübt?« fragte Kathi unermüdlich.
    »Natürlich, es ist schließlich mein Fachgebiet, und ich habe lange genug gelernt, diese Aufnahmen richtig zu betrachten. Das ist nämlich eine Wissenschaft für sich.«
    Kathi wendete die Schnitzel und führte ein großes Stück Butter auf der Messerspitze um den Rand der Pfanne herum, bis es zerschmolzen war. »Und was beleuchten Sie da so alles?« forschte sie nach einer kleinen Pause weiter.
    »Alle Patienten, bei denen andere Fachärzte, Internisten und Chirurgen zum Beispiel, eine Durchleuchtung für notwendig halten, etwa bei Knochenbrüchen, bei Schußverletzungen oder bei Erkrankungen innerer Organe, der Gallenblase, des Magens, der Lunge...«
    »Sie durchleuchten also Frauen und Kinder?«
    Trix nickte zustimmend: »Ja, natürlich.«
    Kathi schaute sie plötzlich von unten herauf mit einem fast beschwörenden Gesichtsausdruck an, ihr etwas Entsetzliches zu ersparen: »Und Mannsbilder auch?« fragte sie kurz und scharf.
    »Selbstverständlich!« antwortete Trix ein wenig gereizt, denn allmählich gingen ihr die sonderbaren Fragen auf die Nerven.
    Kathi schloß für eine Sekunde wie betäubt die Augen: »Naa!« stieß sie hervor und sah Trix mit einem flehenden Blick an, als bäte sie inständig darum, Trix möge ihr gestehen, daß sie sich nur einen üblen Scherz erlaubt habe.
    »Stellen Sie sich doch nicht so blöd an!« sagte Trix ärgerlich und errötete unwillkürlich über Kathis albernes Getue, »ob Kinder oder Frauen oder Männer, es sind kranke Menschen!«
    »Schämen tat ich mi!« keuchte Kathi in aufflammender Entrüstung. »Und das soll eine Beschäftigung für Eahna sein, nackichte Mannsbilder fotografieren? Deswegen wollen Sie auf Traunstein fahren und uns hier sitzen lassen, die Kinder und den Herrn Doktor?!«
    »Sie sind ja total übergeschnappt, Kathi!« rief Trix zornig und funkelte Kathi aus böse blitzenden Augen an. »Und außerdem kann ich doch nicht ewig hierbleiben. Auch dann nicht, wenn ich mir einen Ihrer Meinung nach anständigeren Beruf ausgesucht hätte.«
    »So, Sie können nicht — Sie können nicht!« höhnte Kathi, »und warum können Sie nicht? Weil Sie kein Herz nicht haben! Und da sieht man’s wieder, was dabei herauskommt, wenn die Weiber studieren und ihre Händ’ in Sachen stecken, wo sie nie und nimmer hingehören. Gefühlloser als die Mannsbilder werden’s dabei. Jetza wundert mich überhaupt nix mehr. Jetzt versteh ich alles! Jetzt versteh ich auch, warum der Herr Doktor hier kreuzunglücklich umeinanderlauft und droben in seinem Zimmer wie ein Narrischer zu sich selber red’t — und jetzt wird die Arbeit zum Teifi gehn, und nächstens wird er womöglich wieder ‘s Saufen anfangen. Und alles nur, weil Sie kein Gefühl und keinen Blick nicht haben, wie’s um ihn steht und wie’s inwendig in ihm ausschaut, und wie er nach Ihnen schmacht’... Aber fahren’s nur zu, wenn Sie meinen, daß Sie nicht leben können ohne Ihren saubernen Beleuchtungsapparat! Fahren Sie nur nach Traunstein, tschi...!«
    Die Luft in der Küche verfinsterte sich merkwürdig, und plötzlich zog ein scharfer Brandgeruch heran. »Jessas, de Schnitzl!« schrie Kathi auf und riß die Pfanne vom Herd. Für zwei Schnitzel kam die Rettung zu spät. — Kathi drehte sich um. Ihr Gesicht war eine einzige Anklage: »Auch das haben wir Ihnen zu verdanken!« wollte es sagen. Aber Trix war wie durch ein Zauberkunststück verschwunden. Kathi starrte düster in die Pfanne, in der die
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