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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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über seines Vaters Acker ritt als im Salon seiner Mutter Höflichkeiten austauschte. Fast immer zog er seinen Reitanzug den modischeren Pantalons und Kanonenstiefeln vor; seine Krawatte band er in denkbar schlechtestem Stil; duldete zur Not, daß seine sehr bescheidenen Hemdspitzen mit ein klein wenig Stärke gesteift wurden; Läppereien gar, wie Siegel, Berlocken und Monokel, lehnte er ganz ab; seinen Schneider beleidigte er, indem er darauf bestand, seine Röcke so geschnitten zu bekommen, daß er ohne Hilfe eines Kammerdieners hineinschlüpfen konnte. Er hatte einmal die Hoffnung ausgesprochen, der Himmel würde nicht zulassen, daß man ihn irrtümlich zu der Dandy-Gesellschaft zähle; doch war, wie sein Freund Mr. Cyprian Wychbold ihm in aller Freundlichkeit auseinandersetzte, in dieser Sache der Wunsch nach himmlischem Eingreifen ganz überflüssig. Dandies wären, so legte Mr. Wychbold sehr ernsthaft dar, durch ihre guten Manieren ebenso ausgezeichnet wie durch ihre gepflegte Erscheinung, sie wären im allgemeinen eine recht liebenswerte Sorte von Männern und durch ihr tadelloses Benehmen und ihr gewinnendes Wesen in jedem Salon akzeptabel. Mr. Rivenhalls Auffassung dagegen, wie man sich in Gesellschaft angenehm zu machen habe, war die, daß er jeden, für den er keine besondere Vorliebe empfand, mit kalter Höflichkeit behandelte; zu seinem keineswegs gewinnenden Gehaben gehörte auch ein Trick, Leute, deren Prätentionen er mißbilligte, mit einem Blick aus der Fassung zu bringen und Bemerkungen fallenzulassen, die jedes Gespräch zu einem jähen Ende führten. So war er (wenigstens nach Mr. Wychbolds Meinung) eher in Gefahr, für einen groben Lackel zu gelten.
    Als er die Tür hinter sich schloß, blickte seine Mutter auf, machte eine jähe Bewegung und sagte mit einem nervösen Unterton, der ihrem Bruder mißfiel: »Ach, Charles! Denk dir nur, unser Onkel Horace!«
    »Dassett hat es mir schon gemeldet«, antwortete Mr. Rivenhall. »Und wie steht Ihr Befinden, Sir?«
    Er wechselte einen Händedruck mit seinem Oheim, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und begann ein höfliches Gespräch mit Sir Horace. Seine Mutter hatte zuerst mit den Fransen ihres Schals, dann mit ihrem Taschentuch gespielt, nun aber unterbrach sie dieses Geplauder: »Charles, du erinnerst dich an Sophia? Deine kleine Kusine?«
    Mr. Rivenhall sah nicht aus wie einer, der sich einer kleinen Kusine erinnert, aber er sagte in seiner kühl-höflichen Art: »Gewiß. Sie befindet sich hoffentlich wohl?«
    »Ist in ihrem Leben noch keinen Tag krank gewesen, von den Masern abgesehen«, sagte Sir Horace. »Sie werden sie ja bald selbst sehen; Ihre Mutter wird sich ihrer annehmen, solange ich in Brasilien bin.«
    Es lag auf der Hand, daß diese Art, mit der Nachricht herauszuplatzen, Lady Ombersley nicht ratsam schien; sie beeilte sich einzugreifen. »Nun, es ist natürlich noch nicht entschieden, aber mir scheint, daß mir nichts lieber sein könnte, als die Tochter meines lieben Bruders bei mir zu haben. Und ich dachte auch, Charles, daß es für Cecilia nett sein müßte. Sophia und sie sind, wie du weißt, annähernd gleich alt.«
    »Brasilien?« fragte Mr. Rivenhall. »Das muß ja höchst interessant sein. Wahrhaftig. Werden Sie lange bleiben, Sir?«
    »Ach, kaum«, erwiderte Sir Horace vage. »Vermutlich nicht. Das hängt wohl von gewissen Umständen ab. Ich sagte Ihrer Mutter, daß ich ihr sehr verpflichtet sein werde, wenn sie einen passenden Gatten für meine Sophy findet. Es ist an der Zeit, daß sie heiratet, und Ihre Mutter scheint, nach allem, was ich höre, in dieser Beziehung eine Meisterin zu sein. Wenn ich mich nicht irre, darf ich Sie beglückwünschen, mein Junge?«
    »Danke, ja«, antwortete Mr. Rivenhall mit einer leichten Verneigung.
    »Wenn es dir nicht unlieb ist, Charles … ich für mein Teil hätte Sophia gern hier«, sagte Lady Ombersley besänftigend.
    Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu und erwiderte: »Du wirst, bitte, ganz nach deinem Wunsch tun. Wüßte nicht, was mich das anginge.«
    »Ich habe deinem Onkel natürlich auseinandergesetzt, daß wir ein sehr zurückgezogenes Leben führen.«
    »Daran stößt sich meine Kleine gewiß nicht«, sagte Sir Horace gutlaunig. »Sie ist ein nettes Ding, findet sich immer selbst eine Beschäftigung. War in einer spanischen Stadt genau so glücklich wie in Wien und Brüssel.«
    Bei dieser Bemerkung setzte Lady Ombersley sich mit einem Ruck auf. »Du willst doch
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