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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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Sie als jungfräuliche Vestalin anzusprechen: irgendwie klappt es nie mit dem Versmaß. Die erste Zeile lautet jetzt: Göttin, geruhsam hielten deine Hände hoch – aber Tinte brauche ich dazu!«
    Mit diesen Worten und ohne Mr. Rivenhall zu bemerken, schritt er durch die andere Tür und verschwand.
    Mr. Rivenhall wandte sein Antlitz, in dem unverhohlenes Entsetzen stand, Sophy zu: »Du lieber Gott, du hättest mir wenigstens sagen können, daß der auch hier ist! Was bedeutete sein Gerede?«
    »Anscheinend glaubt er jetzt mich zu lieben, Charles. Es gefällt ihm, wenn ich eine Lampe halte, und er möchte mich gern mit einer Urne sehen.«
    »Nun, er wird dich nicht mit einer Urne sehen!« sagte Mr. Rivenhall empört, warf einen Blick um sich, gewahrte einen Umhang, der über einem Stuhl hing, und ergriff ihn. »Nimm dies! Wo ist dein Hut?«
    »Aber, Charles, wir können doch die arme Sancia nicht mit all diesen gräßlichen Leuten im Haus allein lassen! Das wäre zu schändlich!«
    »Doch, das können wir! Oder bildest du dir ein, daß ich jetzt mit Eugenia und diesem verdammten Poeten Hühner essen möchte? Ist das dein Muff? Müssen wir diese Enten unbedingt mitnehmen?«
    »Nein, es ist Cecilias Muff, und die Enten werden gleich wieder alle herumlaufen! Charles, was du doch anrichtest!«
    Jetzt kam Sir Vincent mit einigen Bouteillen unter dem Arm in die Halle, setzte sie auf den Kaminsims und sagte: »Guten Abend, Rivenhall! Sophy, gibt es hier irgendwo Tinte im Haus? Der Poet sucht sie in der Speisekammer und bringt meine arme Sancia ganz durcheinander.«
    »Talgarth«, antwortete Mr. Rivenhall, während seine Hand Sophys Gelenk umschloß, »wollen Sie so gütig sein, sich um diese höllischen Enten zu kümmern? Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Abend! Sir Horace ist in London eingetroffen, ich muß seine Tochter sofort heimbringen.«
    »Rivenhall«, erwiderte Sir Vincent ernst, »ich verstehe Sie vollkommen und bewundere Ihre Geistesgegenwart. Darf ich Sie beglückwünschen? Keine Sorge, ich überbringe Ihre Entschuldigungen meiner Frau. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: fahren Sie sofort! Der Poet wird gleich wieder auftauchen.«
    »Sir Vincent«, rief Sophy, unwiderstehlich zum Haustor fortgezogen, »geben Sie Miss Wraxton meinen Reisesack und bitten Sie sie, nach Belieben über den Inhalt zu verfügen! Charles, das ist ja verrückt! Du bist in deiner Karriole gefahren? Und wenn es wieder zu regnen beginnt? Ich werde bis auf die Haut naß!«
    »Das geschieht dir nur recht«, erwiderte ihr unritterlicher Cousin.
    »Charles! Du kannst mich nicht wirklich lieben!«
    Mr. Rivenhall schlug die Tür zur, riß sie in seiner rauhen Art in die Arme und küßte sie: »Tu ich ja auch nicht! Ich verabscheue dich aus ganzem Herzen.«
    Von dieser Liebeserklärung bezaubert, erwiderte Miss Stanton-Lacy seinen Kuß und duldete, daß er sie zu dem vor dem Stall wartenden Wagen führte.
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