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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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die einzige Person war, die Sympathie für ihn empfinden konnte; so warf er ihr einen mitleiderregenden Blick zu, den sie sofort erwiderte. Auch versicherte sie ihm, daß ihm keineswegs der Genuß einer Schweinsbacke zugemutet werden könne. »Wenn es wenigstens möglich wäre, Sie aus dieser zugigen Halle hinauszubringen«, bemerkte sie und warf Sophy einen ärgerlichen Blick zu. »Wenn ich geahnt hätte, daß wir in ein Haus kommen sollten, das ein Mittelding zwischen Vogelbauer und Irrenhaus zu sein scheint, so wäre ich in der Stadt geblieben.«
    »Nun, ich muß sagen, es wäre mir lieber, Sie hätten das gewußt«, antwortete Sophy offenherzig. »Wir hätten uns hier ganz bequem eingerichtet, wenn Sie und Lord Bromford sich um Ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert hätten, und jetzt sollen wir wohl Haferschleim und Senfpflaster anrichten?«
    »Ein Senfbad«, äußerte Lord Bromford eifrig, »wäre wohl das richtige. Ich will nicht sagen, daß es der Erkältung völlig Einhalt gebieten wird: zu hohe Hoffnungen darf man nicht daran knüpfen. Wenn es uns aber gelingt zu verhüten, daß die Lunge mit angegriffen wird, ist das schon viel. Ich wäre Ihnen wirklich für ein Senfbad sehr dankbar!«
    »Du lieber Gott, Sie absurder Mensch, ich habe es doch nicht ernst gemeint!« rief Sophy und brach in Gelächter aus.
    »Nein«, sagte Miss Wraxton, »das glauben wir Ihnen aufs Wort, daß Sie in Ihrem Herzen keine Spur weiblichen Mitgefühls haben, Miss Stanton-Lacy! Keine Sorge, Lord Bromford! Wenn ich etwas tun kann, Ihrer Krankheit vorzubeugen, so werde ich keine Mühe scheuen!«
    Er drückte ihr vielsagend die Hand und ließ sich zu seinem Stuhl zurückgeleiten.
    »Trotz allem dürfen wir die Eier nicht vergessen, die die Marquesa braucht«, meinte Charlbury. »Ich muß mich auf die Suche nach Talgarth und dem Hühnerstall machen.«
    Sophy, die in Nachdenken versunken war, sagte leise: »Ja. Und noch etwas – Charlbury, bringen Sie eine Kerze in den Frühstückssalon. Sehen Sie nach, ob es dort warm genug ist, wir könnten Lord Bromford in den Salon setzen.«
    Er folgte ihr ins Nebenzimmer, und kaum hatte er die Tür durchschritten, als sie nach seiner Hand griff und mit drängender Stimme flüsterte: »Kümmern Sie sich nicht um die Eier! Laufen Sie zum Stall und sorgen Sie dafür, daß die Ombersley-Leute die Pferde wieder anspannen! Sie können sie zur Not im Dorf oder, wenn hier keine sind, in Epsom wechseln! Bringen Sie Cecilia nach London zurück! Stellen Sie sich vor, wie peinlich es ihr sein muß, Augustus hier zu treffen! Es wird ihr gräßlich sein! Überdies ist es lächerlich, eine solche Menge Leute in diesem Haus zu versammeln und gewiß war das nicht meine Absicht.«
    »Und wenn ich das tue, kommen Sie mit uns?«
    »Um zwischen euch eingeklemmt zu sitzen? Schönen Dank!«
    »Aber ich kann Sie doch nicht hier lassen?«
    »Unsinn! Ich möchte jetzt gar nicht nach London.«
    Er setzte den Kerzenleuchter ab, nahm ihre Hand in die seine und hielt sie fest. »Sophy, ich habe eine große Dankesschuld abzutragen. Sie können von mir alles verlangen. Alles. Soll ich Miss Wraxton zurückbringen?«
    »Nein, ich habe meine Pläne mit ihr. Sie soll hierbleiben und Bromford pflegen. Vielleicht wird etwas daraus.«
    Seine Schultern bebten. »Ach, Sophy, Sophy!«
    »Nein, lachen Sie nicht! Ich habe das Gefühl, daß ich irgendwie für sie sorgen muß! Ich kann nicht erlauben, daß sie Charles heiratet und alle in Ombersley House unglücklich macht, aber es ist meine Überzeugung, daß sie wundervoll zu Bromford paßt. So, und jetzt keine kecken Reden mehr, laufen Sie in den Stall! Ich unterrichte Cecy.«
    Sie geleitete ihn in die Halle zurück, und während er in den Garten hinauslief, trat sie zu der Gruppe am Kamin und sagte: »Im Salon ist es ganz gemütlich, und wenn es Ihnen recht ist, eine Weile dort Platz zu nehmen, Lord Bromford, so kann ich inzwischen eines der Schlafzimmer für Sie bereitmachen lassen. Ich will Ihnen Clavering schicken, damit er Ihnen aus den Stiefeln hilft. Bringen Sie ihn hinein, Miss Wraxton!«
    »Ich hoffe, daß der Kamin drinnen nicht so raucht wie dieser hier«, erwiderte Miss Wraxton. »Es ist so schädlich! Lord Bromford hat schon zweimal gehustet.«
    »Wie schrecklich! Sie sollten ihn gleich hinüberbringen.«
    Seine Lordschaft, armselig zusammengekauert, schauernd und niesend, dankte mit schwacher Stimme und erhob sich mit Miss Wraxtons freundlicher Hilfe von seinem Stuhl. Sie
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