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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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Lady Bromford unter die Augen zu treten?«
    Er hielt ihre Hand fest und sagte mit bewegter Stimme: »Allzu gütiges, allzu treffliches Geschöpf, bei all Ihren Tugenden, all Ihrer Bildung haben Sie doch die Attribute Ihrer Weiblichkeit behalten! Da kann ich wirklich nur an die Verse des Dichters denken –«
    »Vorsicht«, sagte Mr. Rivenhall ärgerlich, »diese Verse sind Ihnen auch schon beim Anblick meiner Kusine eingefallen, es stünde Ihnen nicht an. sich zu wiederholen!«
    »Sir!« rief Lord Bromford. »Ich wollte sagen, daß Miss Wraxton sich tatsächlich als ein –«
    »Hilfreicher Engel! Ich weiß! Sie müssen sich nach einem anderen Dichter umsehen!«
    »Ich muß Sie bitten, Sir«, sagte Miss Wraxton eisig, »unverzüglich dieses Zimmer zu verlassen – und Miss Stanton-Lacys widerwärtigen Hund mitzunehmen! Ich kann nur von Glück sagen, daß mir die Augen für Ihren wahren Charakter geöffnet wurden, bevor es zu spät war! Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie der Gazette eine Meldung zugehen ließen, daß dieses Verlöbnis aufgehoben ist.«
    »Wird sogleich besorgt«, sagte Mr. Rivenhall mit einer Verneigung. »Empfangen Sie mein Bedauern und meine besten Wünsche für Ihr künftiges Glück!«
    »Danke! Ich bin leider nicht in der Lage, Sie zu der Verbindung zu beglückwünschen, die Sie jetzt ohne Zweifel eingehen werden, aber ich kann beten, daß Sie nicht allzu schlimme Enttäuschungen erleben«, sagte Miss Wraxton, und rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab.
    »Nein, daß ich enttäuscht werde, steht wohl nicht zu befürchten«, erwiderte er mit einem traurigen Lächeln. »Schockiert, um den Verstand gebracht, verblüfft, in Bestürzung versetzt – das vielleicht, aber enttäuscht nicht. Komm, Tina!«
    Als er wieder in die Halle hinabkam, saß Sophy auf dem Boden und war damit beschäftigt, den Fluchtversuchen der Entlein Einhalt zu gebieten. Ohne aufzublicken sagte sie: »Sir Vincent hat ein paar Bouteillen wunderbaren Burgunder im Keller gefunden, und Sancia meint, daß wir nicht Schweinsbacke essen müssen.«
    »Talgarth?« rief Mr. Rivenhall in aufkeimender Feindseligkeit. »Wer hat denn den hergebracht?«
    »Sancia. Es ist höchst anstößig, Charles, und ich weiß nicht, wie ich Sir Horace unter die Augen treten soll. Er hat Sancia geheiratet. Ich weiß gar nicht, was nun geschehen soll.«
    »Überhaupt nichts! Dein Vater wird froh sein! Ich vergaß dir zu sagen, daß er, kurz bevor ich fortritt, auf dem Berkeley Square aufgetaucht ist und dort deine Rückkehr erwartet. Als er hörte, was du alles getan hast, um die Marquesa von Talgarth zu trennen, zeigte er sich recht ärgerlich.«
    »Sir Horace in London?« Ihre Augen strahlten. »Ach, Charles, und ich war nicht da, ihn zu begrüßen! Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
    »Ich hatte an anderes zu denken. Steh auf!«
    Sie duldete, daß er sie hochzog, fragte aber: »Charles, bist du von dieser Bindung befreit?«
    »Ich bin es! Miss Wraxton hat unsere Verlobung aufgehoben.«
    »Und Cecy die ihre mit Augustus! So kann ich jetzt –«
    »Sophy, warum du das getan hast, versteh ich ebensowenig, wie mir einleuchtet, warum du gerade jetzt eine Entenzucht begonnen hast, aber ich kann mir im Augenblick nicht den Kopf darüber zerbrechen. Ich habe Wichtigeres mit dir zu besprechen!«
    »Natürlich! Dein Pferd! Wahrhaftig, Charles, es tut mir leid, daß ich dir solchen Ärger bereitet habe.«
    »Nein«, schrie Mr. Rivenhall, packte ihre Schultern und schüttelte sie. »Sophy, du weißt ganz genau, daß es nicht meine Absicht war – du bist doch nicht deswegen aus London geflüchtet?«
    »Aber nur deswegen, Charles! Eine Ausrede mußte ich mir doch besorgen! Siehst du das nicht ein?«
    »Du Teufelsweib«, sagte Mr. Rivenhall, riß sie in seine Arme und hielt sie fest, während Tina sie umsprang und wütend bellte. »Still!« befahl Mr. Rivenhall. Dann legte er seine Hände um Sophys Hals, drückte ihr Kinn hoch, daß sie ihm in die Augen schauen mußte. »Willst du mich heiraten, du abscheuliches Geschöpf?«
    »Ja, aber daß du es gleich weißt, nur, damit du mir jetzt nicht den Hals umdrehst!«
    Die Tür der Bibliothek ging auf, und über seine Schulter hinweg erblickte sie Mr. Fawnhope, der, ein Blatt in der Hand, gänzlich in seine Gedanken versunken, eintrat. »Tinte gibt’s überhaupt keine hier«, beklagte er sich. »Und mir ist die Spitze meines Bleistifts abgebrochen. Übrigens bin ich davon abgekommen,
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