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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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Geräusch von Wagenrädern vernehmbar. Sophy wandte sich an Mr. Fawnhope und sagte: »Augustus, wollen Sie so lieb sein, in die Küche zu laufen – sie ist am Ende dieses Ganges – und Mrs. Clavering um ein Tuch oder etwas dergleichen zu bitten? Sie brauchen sich nicht zu beeilen, falls Sancia von Ihnen verlangt, daß Sie ein Huhn rupfen.«
    »Die Marquesa ist in der Küche?« fragte Mr. Fawnhope. »Was mag sie dort wohl tun? Ich möchte ihr das Buch zeigen, das ich in der Bibliothek gefunden habe.«
    Sophy nahm das Buch und reichte es ihm. »Ja, zeigen Sie es ihr. Es wird sie ungemein interessieren. Wenn Sie an der Türe schellen hören, kümmern Sie sich nicht darum. Ich öffne.«
    •
    Damit geleitete sie ihn zur Tür, schob ihn hinaus, schloß die Tür hinter ihm und murmelte, als gälte es eine Verschwörung: »Das ist Cecilia! Passen Sie auf die Enten auf!«
    Sie hielt eines der Tierchen noch in der Hand, als sie das Tor öffnete. Der Regen hatte ausgesetzt, und das Mondlicht brach zwischen den Wolken durch. Sophy hatte kaum geöffnet, als die Kusine ihr um den Hals fiel. »Sophy! Liebste Sophy! Nein, das war so gräßlich von dir! Du mußtest doch wissen, daß ich unmöglich wünschen konnte – Sophy, Sophy, wie konntest du so etwas tun?«
    »Vorsicht, Cecy! Achtung auf das kleine Entlein! Du lieber Himmel! Miss Wraxton!«
    »Allerdings, Miss Stanton-Lacy, ich bin es«, sagte Miss Wraxton und trat näher. »Darauf waren Sie wohl nicht gefaßt, mich hier zu sehen?«
    »Nein, und Sie werden uns sehr im Wege sein«, erwiderte Sophy offen. »Geh hinein, Cecy!«
    Damit gab sie ihrer Kusine einen sanften Stoß, schob sie über die Schwelle. Wie erstarrt blieb Cecilia stehen, als Charlbury sich von seinem Sitz neben dem Kamin erhob und näher trat, den Arm in der Schlinge. Betroffen ließ Cecilia Retikül und Federmuff fallen. »Oh!« rief sie. »Sie sind verletzt! Charlbury!«
    Mit ausgestreckten Armen ging sie auf ihn zu, und Seine Lordschaft zog mit großer Geistesgegenwart seinen Arm aus der Schlinge, um Cecilia an sich zu ziehen. »Nein, teuerste Cecilia! Es ist ein unbedeutender Kratzer.«
    Solches Heldentum trieb Cecilia die Tränen in die Augen. »Ich bin an allem schuld! Was war ich doch für eine unselige Närrin! Ich werde mir bis ans Ende meiner Tage Vorwürfe machen! Charlbury, können Sie mir vergeben?«
    »Nie, solange Sie einen Hut tragen, der mich daran hindert, Sie zu küssen«, sagte er mit unterdrücktem Lachen.
    Durch Tränen lächelnd, hob sie den Kopf, und er küßte sie. Sophy, die breit im Eingang stand, beobachtete diesen Vorgang mit der Miene eines Menschen, der mit seinem Werk wohl zufrieden ist.
    »Würden Sie uns gütigst erlauben, einzutreten?« fragte Miss Wraxton frostig.
    »Uns?« fragte Sophy und wandte sich um. Erst jetzt gewahrte sie hinter Miss Wraxton eine Gestalt in durchnäßtem Mantel und ruppiger Bibermütze. Ungläubig sah sie den Fremden an, dann rief sie: »Du lieber Gott! Lord Bromford! Was, zum Teufel, soll das bedeuten?«
    Cecilia, die Hut und Muff zu Boden geworfen hatte, hob ihren Kopf von der breiten Schulter, an die er gelehnt war, und sagte gepreßt: »Ach, Sophy, du darfst es mir nicht übelnehmen. Ich bin nicht schuld daran! Charlbury – was ist geschehen? Was bedeutet diese Verletzung?«
    Seine Lordschaft warf Sophy einen vielsagenden Blick zu. Sofort kam sie ihm zu Hilfe. »Es ist nur eine unbedeutende Fleischwunde, liebste Cecilia! Banditen! Straßenräuber! Jawohl, richtige Straßenräuber! Ein kurzer Kugelwechsel, leider wurde der arme Charlbury getroffen! Aber die sind ausgerückt, die Burschen, das kannst du mir glauben! Charlbury hat erstaunliche Geistesgegenwart bewiesen – er blieb ganz kühl! Mit ihm anzubinden, das kann ich solchen Schurken nicht empfehlen!«
    »Ach, Charlbury«, seufzte Cecilia, von dem Gedanken an solch kühnes Betragen überwältigt.
    Seine Lordschaft konnte es sich nicht versagen, Sophy zu fragen: »Wie viele von den Desperados habe ich zusammengeschossen?«
    Sie antwortete ihm mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das werden wir wohl nie erfahren«, sagte sie.
    Miss Wraxtons kühle Stimme ließ sich vernehmen. So angenehm es ihr sein mochte, Cecilias Konflikt mit Charlbury beigelegt zu sehen, duldete es ihr ausgeprägter Sinn für Korrektheit doch nicht, daß das junge Mädchen sich in den Arm Seiner Lordschaft schmiegte. »Nun, teure Cecilia, besinn dich doch!« sagte sie, errötete und wandte den Blick ab.
    »Jetzt weiß
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