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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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hernehmen soll, und noch gar für Leute wie Sie, Miss, denn wir sind an dergleichen nicht gewöhnt, und außer einer Schweinsbacke, die Clavering sich zum Abendessen gewünscht hat, ist nichts im Hause.«
    »Es liegt auf der Hand«, sagte die Marquesa, löste den gefiederten Hut von ihren üppigen Locken und legte ihn auf einen Stuhl, »daß diese moza de cocina nicht weiter weiß. Ich werde die Sache in meine Hände nehmen müssen. Das ist schlimm, aber schlimmer, infinitamente schlimmer wäre es, wenn wir verhungern müßten. Nur mußt du es dir merken, Sophie, und mir dankbar sein, statt mit mir zu zanken! Denn ich will dir jetzt gleich, de una vez, erklären, daß ich nicht mehr daran denke, Sir Horace zu heiraten, er ist mir ein zu unruhiger Mensch, und für Brasilien habe ich gar nichts übrig, gedenke vielmehr in England zu bleiben, nur – einen englischen Koch werde ich nie in meinem Hause dulden! Kurz heraus gesagt, ich habe Sir Vincent geheiratet, ich bin nicht mehr die Marquesa de Villacañas, sondern Lady Talgarth, und wenn ich auch meinen neuen Namen nicht convenientemente aussprechen kann, das schadet nichts, man muß sich daran gewöhnen.«
    Diese Eröffnung verschlug ihren Zuhörern eine Weile lang die Rede. Sir Vincent zog seine Schnupftabaksdose hervor und nahm mit spitzen Fingern eine Prise seiner Lieblingsmischung. Er war es dann, der das Schweigen brach. »Jetzt ist es heraus!« bemerkte er. »Machen Sie doch keine so entsetzten Augen, Sophy! Bedenken Sie, daß die gute Sancia uns das Abendessen bereiten wird!«
    »Dieses Haus«, erklärte Mr. Fawnhope, der bisher den Gesprächen nicht gefolgt war, unvermittelt, »ist von einzigartiger Schönheit! Ich will es ganz besehen!«
    Damit nahm er die Lampe vom Tisch und schritt zu einer der Türen, die zur Halle führten. Sir Vincent nahm ihm gelassen die Lampe wieder ab, stellte sie an ihren Platz und sagte freundlich: »Das sollen Sie tun, lieber junger Freund, aber nehmen Sie, bitte, diese Kerze!«
    »Sir Vincent«, sagte Sophy, und in ihren Augen brannte ein kriegerisches Feuer, »wenn ich ein Mann wäre, dann würde ich Sie für Ihre Verräterei zur Rechenschaft ziehen.«
    »Liebe Sophy, Sie schießen weit besser als neun Zehntel der Männer meiner Bekanntschaft. Wenn also einer von uns weitblickend genug war, ein Paar Duellpistolen mitzubringen –«
    »Niemand soll hier mit Pistolen schießen!« erklärte die Marquesa entschieden, »schießen gehört zu den widerwärtigsten Dingen, und jetzt ist es viel wichtiger, daß wir ein Abendessen zustande bringen.«
    »Daran ist viel Wahres«, meinte Sophy bedauernd. »Essen muß man. Aber jetzt sehe ich erst, wie recht mein Cousin Charles hatte, als er mir sagte, ich sollte mich nicht mit Ihnen einlassen, Sir Vincent! Dann wären Sie Sir Horace nicht in den Rücken gefallen.«
    »Im Krieg und in der Liebe, liebste Sophy, ist alles erlaubt«, erwiderte er sentenziös.
    Sie mußte die Antwort, die sich auf ihre Lippen drängte, verschlucken. Er lächelte nur verständnisvoll, trat zu ihr, nahm ihre Hand und sagte leise: »Bedenken Sie doch, Juno! Ich hab es weit nötiger als Sir Horace, wie hätte ich da widerstehen sollen?«
    »Amor ch’a null’amato amar perdona«, bemerkte träumerisch Mr. Fawnhope, der auf seiner Wanderung gerade wieder in Hörweite gekommen war.
    »Stimmt aufs Wort, Poet«, bestätigte Sir Vincent herzlich.
    »Ich brauchte Miss Wraxton, um mir das zu übersetzen«, sagte Sophy, »aber wenn es bedeutet, was ich meine, dann halte ich es für sehr falsch! Trotzdem scheint es mir närrisch, über Dinge Lärm zu schlagen, gegen die es keine Abhilfe mehr gibt, und so will ich kein Wort verlieren. Übrigens gibt es wichtigere Dinge zu bedenken.«
    »Ganz bestimmt«, bestätigte die Marquesa. »Man kann ganz frischgeschlachtete Hühner tadellos zubereiten, und darum meine ich, Vincent soll sofort ein Paar Hühnern den Hals umdrehen, denn davon soll es, wie diese Frau hier sagt, eine Menge im Hof geben. Das Weitere besorge ich dann.«
    Damit entschritt sie zusammen mit Mrs. Clavering nach der Küche, die lange Schleppe aus Musselinmull hinter sich herziehend, die eine breite Bahn in die Staubdecke zog. Sophy und Sir Vincent folgten ihr; und da Mr. Fawnhope inzwischen die Bibliothek entdeckt und sich darangemacht hatte, die Bücher im Schein seiner Talgkerze zu inspizieren, sah Lord Charlbury sich alleingelassen. Bald aber kehrte Sir Vincent mit einer verstaubten Bouteille und einigen
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