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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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jämmerlich Sie sich gegen mich benommen haben, Sir Vincent, muß ich sagen, daß es äußerst schäbig wäre, mir diesen geringfügigen Dienst zu verweigern«, erklärte sie rund heraus.
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Und Sie selbst, Sophy? Sie bleiben heute nacht nicht hier?« Und als er sah, daß sie um eine Antwort verlegen war, sagte er: »In einem früheren Jahrhundert hätte man Sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt, und mit Recht, Juno! Nun gut: ich gehe auf Ihr Spiel ein!«
    Eine halbe Stunde später saß Sophy an dem Tisch, den sie in den Kaminwinkel gerückt hatte, und wärmte sich: da erst hörte sie das Geräusch, auf das sie die ganze Zeit gewartet hatte. Sie baute gerade mit Spielkarten, die sie in einer Schublade des Frühstückszimmers gefunden hatte, luftige Kartenhäuser und antwortete selbst auf das stürmische Schellen nicht. Clavering kam in die Halle gelaufen, blickte verstört um sich und eilte zum Tor. Jetzt drangen Mr. Rivenhalls unwirsche Worte wie reinster Wohlklang an Sophys Ohr. »Lacy Manor? Schön! Seien Sie so gut und führen Sie meinen Groom zu den Ställen. Sie brauchen mich nicht zu melden, ich besorge das selbst!«
    Damit schob Mr. Rivenhall den bejahrten Diener hinaus, trat in die Halle und schüttelte zuerst die Regentropfen von seinem Biberhut. Sein Blick fiel auf Sophy, die in ihr architektonisches Werk versunken war, und er sagte mit aller Zärtlichkeit, deren er fähig war: »Guten Abend, Sophy! Ich fürchte, du hast mich schon nicht mehr erwartet, aber es war ein verteufelter Regen, die Wolken ließen das Mondlicht nicht durch.«
    An dieser Stelle begann Tina, die ihm freudig entgegengesprungen war, zu bellen, so daß er erst sie begrüßen mußte, bevor er sich wieder’ zu Gehör bringen konnte. Sophy baute behutsam das Dach auf ihr Gebäude und sagte: »Charles, das ist zu nett von dir! Bist du wirklich gekommen, mich vor den schlimmen Folgen meines Schrittes zu bewahren?«
    »Nein, ich bin gekommen, dir den Hals umzudrehen!«
    Sie richtete ihre großen Augen auf ihn: »Charles, ist dir klar, daß mein guter Ruf vernichtet ist?«
    Er schälte sich aus seinem Reisemantel, schüttelte ihn aus und warf ihn über eine Stuhllehne. »Wirklich? Das hätte ich nicht erwartet! Ich hätte beschworen, daß ich die Marquesa hier finden würde!«
    Das Gelächter, das in ihren Augen gelauert hatte, sprang hervor. »Was bist du doch für ein abscheuliches Geschöpf! Wie konntest du das wieder erraten?«
    »Ich kenn dich nur zu gut. Wo ist meine Schwester?«
    Sophy wandte sich wieder ihrem Bauwerk zu. »Oh, die habe ich mit Charlbury nach London zurückgeschickt. Der Wagen müßte dir begegnet sein.«
    »Sehr wohl möglich. Ich war nicht in der Lage, mir die Wappen an den Wagenschlägen anzusehen; Ist Miss Wraxton mit ihnen gefahren?«
    Sie blickte auf. »Woher weißt du denn, daß Miss Wraxton mit Cecilia gekommen ist?«
    »Sie war so gütig, mir einen Brief zu White zu schicken, in dem sie diese Absicht kundtat«, erwiderte er grimmig. »Ist sie etwa noch hier?«
    »Ja, das ist sie wohl, aber ich glaube, sie ist sehr beschäftigt«, erwiderte Sophy. Sie bückte sich, um ein Entlein aufzunehmen, das, aus erfrischendem Schlummer erwacht, unter Cecilias Muff hervorkam und versuchte, sich in den Falten von Sophys Rock zu verkriechen. »Halte es so lange, Charles, ich gieße dir ein Glas Sherry ein!«
    Automatisch streckte Mr. Rivenhall die Hand aus und ergriff den gelben Daunenball. Es war nicht recht klar, warum er das Entlein halten sollte, so setzte er es auf den Tisch, strich mit dem Finger darüber und blickte dabei nach der Kusine.
    »Das erklärt natürlich«, sagte Sophy heiter, »warum du gekommen bist.«
    »Das erklärt nichts dergleichen, und das weißt du ganz genau!«
    »Wie durchnäßt dein Mantel doch ist!« bemerkte Sophy und breitete ihn vor dem Feuer aus. »Hoffentlich hast du dich nicht erkältet!«
    »Natürlich habe ich mich nicht erkältet«, sagte er ungeduldig. »Übrigens hat es in der letzten halben Stunde kaum mehr geregnet.«
    Sie reichte ihm ein Glas Sherry. »Ich bin so froh! Der arme Lord Bromford hat sich eine höchst anstößige Erkältung zugezogen! Es war eigentlich seine Absicht, Charlbury zu fordern, verstehst du, aber als er dann ankam, konnte er nur niesen.«
    »Bromford? Du willst doch nicht sagen, daß er auch hier ist?«
    »Aber gewiß, Miss Wraxton hat ihn mitgebracht. Vermutlich hoffte sie, er würde um mich anhalten und damit meinen Ruf
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