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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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retten, aber der arme Mensch war durch diese gräßliche Erkältung ganz niedergeschmettert – er fürchtet, sie könnte auf die Lunge übergreifen. Jetzt hat er für nichts anderes mehr Sinn, und darüber kann man sich eigentlich nicht wundern.«
    »Sophy, willst du mich hinters Licht führen?« fragte Mr. Rivenhall argwöhnisch. »Sogar Eugenia konnte nicht so ungeschickt sein, diesen Schafskopf hierherzuschleppen.«
    »Miss Wraxton hält ihn eben nicht für einen Schafskopf. Sie findet, daß er ein Mann von Verstand ist, einer, der –«
    »Danke! Jetzt weiß ich genug! Da, nimm diesen Vogel! Wo ist Eugenia?«
    Sie nahm das Entlein aus seiner Hand und schob es zu seinen Geschwistern in die Schüssel. »Wenn sie nicht mehr in der Küche ist und Molkenbrühe für den Patienten kocht, wirst du sie wohl bei Bromford im Schlafzimmer finden.«
    »Was?«
    »Sie muß ihm gut zureden, ein wenig Haferschleim zu schlucken«, erwiderte Sophy, ein Bild der Unschuld. »Die zweite Tür links im oberen Stock, Charles!«
    Mr. Rivenhall leerte das Glas Sherry, setzte es ab, erklärte seiner Kusine, daß er noch mit ihr abrechnen würde, und eilte, von Tina gefolgt, die munter nach seinen Fersen schnappte, die Treppe hinauf. Sophy ging in die Küche, um der Marquesa kundzutun, daß zwar zwei Gäste abgereist seien, aber ein neuer eingetroffen wäre.
    Inzwischen war Mr. Rivenhall die Treppe hinaufgestiegen und hatte ganz unzeremoniell die Schlafzimmertür aufgerissen. Sein Blick fiel auf eine freundliche häusliche Szene. In einem Stuhl, der an das wohlige Feuer gerückt war, saß Lord Bromford, einen Schirm gegen das Fenster geschoben, um gegen Zugluft geschützt zu sein; seine Füße standen in einem dampfenden Schaff voll Senflösung; ein Laken, das um seine Schultern gelegt war, verstärkte die wärmende Wirkung von Sir Vincents Schlafrock; in den Händen hielt der Patient ein Schüsselchen mit Haferschleim und einen Löffel. Vor ihm saß Miss Wraxton auf einem Schemel, abwechselnd damit beschäftigt, aus einem Kessel heißes Wasser in das Schaff nachzugießen und Molkenbrühe zuzureichen.
    »Alle Wetter!« rief Mr. Rivenhall.
    »Es zieht!« stöhnte Seine Lordschaft. »Miss Wraxton, ich spüre Zugluft am Hals!«
    »Bitte, schließ die Türe, Charles!« sagte Miss Wraxton scharf. »Kannst du nicht Rücksicht nehmen? Lord Bromford fühlt sich sehr unpäßlich.«
    »Das sehe ich«, erwiderte er und trat näher. »Möchtest du mir vielleicht erklären, Eugenia, was, zum Teufel, das alles bedeutet?«
    Die Röte stieg ihr in die Wangen: »Dank der Unmenschlichkeit deiner Schwester – ich habe keinen anderen Ausdruck dafür – hat Lord Bromford, dem sie keinen Platz in unserem Wagen anbot, sich grausam erkältet, und ich kann nur hoffen, daß dies ohne Folgen für ihn bleibt!«
    »Soviel Verstand hätte ich Cecilia nie zugetraut! Wenn sie überdies so klug gewesen wäre, dich von einer nutzlosen Einmischung in fremde Angelegenheiten zu bewahren, so wüßte ich ihr doppelt Dank. Diesmal warst du arg im Irrtum, Eugenia! Möge es dir eine Lehre sein, in Zukunft weniger eilfertig zu handeln!«
    Wer Mr. Rivenhalls Fähigkeit, seine Gedanken zum Ausdruck zu bringen, kannte, mußte diese Worte für einen sehr sanften Tadel halten. Miss Wraxton, vor der er seine Zunge bisher im Zaum gehalten hatte, konnte ihren Ohren nicht trauen. »Charles!« rief sie beleidigt.
    »Oder hast du dir eingebildet, du könntest mich mit deinem närrischen und boshaften Brief gegen Sophy aufbringen?« fragte er. »Von Anfang an hast du mich gegen sie gehetzt, aber heute bist du zu weit gegangen! Wie konntest du es wagen, solche Ausdrücke zu gebrauchen? Wie konntest du so über alle Maßen töricht sein, dir einzubilden, daß Sophy jemals auf dich angewiesen wäre, um ihre Ehre zu wahren? Wie konntest du hoffen, daß ich eine dieser Verdächtigungen glauben würde?«
    »Sir«, sagte Lord Bromford mit einer Würde, die kaum von einem Mann zu erwarten war, dessen beide Füße in einem Senfbad standen, »für diese Worte werden Sie einzustehen haben!«
    »Gewiß! Wann und wo es beliebt!« erwiderte Mister Rivenhall prompt.
    »Daran dürfen Sie nicht denken, Lord Bromford!« rief Miss Wraxton außer sich. »Er ist nicht bei Verstand! Wenn es zwischen Ihnen und ihm um meinetwillen zu einem Kampf käme – ich könnte nie wieder die Stirn hochtragen! Bewahren Sie doch die Ruhe! Ihr Puls geht schon wieder schneller! Wie soll ich es wagen, jemals wieder der lieben
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