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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy
Autoren: Georgette Heyer
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nicht sagen, daß du sie voriges Jahr in Brüssel mit hattest?«
    »Natürlich war sie in Brüssel. Wo, zum Teufel, hätte sie sonst sein sollen?« antwortete Sir Horace gereizt. »Hätte ich sie etwa in Wien lassen sollen? Übrigens hat es ihr Vergnügen gemacht. Wir haben eine Menge alter Freunde dort getroffen.«
    »Aber die Gefahr!«
    »Pah, Unsinn! Gar keine Gefahr, wo doch Wellington den Oberbefehl hatte.«
    »Und wann, Sir, dürfen wir meine Kusine erwarten?« unterbrach ihn Mr. Rivenhall. »Hoffentlich wird sie unser eintöniges Londoner Leben nach all dem Aufregenden auf dem Kontinent nicht zu enttäuschend finden.«
    »Die nicht«, entgegnete Sir Horace. »Wenn Sophy sich nicht sofort irgendeine Beschäftigung findet, dann kenne ich sie schlecht. Laßt sie nur machen! Ich tue das immer, und dabei passiert ihr nie etwas. Genau weiß ich nicht, wann sie hier eintreffen kann. Natürlich möchte sie gern so lange mit mir zusammenbleiben wie möglich, aber sie wird nach London fahren, sobald ich an Bord gehe.«
    »Nach London fahren, sobald du – Horace, du wirst sie mir doch selbst herbringen!« rief seine Schwester empört. »Ein Mädchen ihres Alters, und allein reisen! Hab so etwas noch nie gehört!«
    »Allein wird sie ja nicht sein. Sie hat doch ihre Magd bei sich – einen richtigen Drachen … ist mit uns durch ganz Europa gezogen! Und John Potton obendrein!« Er bemerkte, daß sein Neffe die Brauen hochzog, und so fühlte er sich verpflichtet, hinzuzufügen: »Groom – Bote – Faktotum. Hat Sophy betreut, seit sie ein Baby war.« Er zog die Uhr und warf einen Blick darauf. »Schön, da wir ja alles besprochen haben, muß ich wohl gehen, Lizzie. Ich verlasse mich auf dich, daß du auf meine Sophy aufpaßt und für eine Heirat sorgst. Es ist wichtig, denn …, aber ich habe nicht mehr Zeit, dir das zu erklären. Sie wird das vermutlich selbst besorgen.«
    »Aber, Horace, es ist noch gar nicht alles geregelt«, protestierte seine Schwester. »Und Ombersley wird sehr enttäuscht sein, wenn er dich verfehlt. Ich hoffte, du würdest zum Dinner bleiben.«
    »Nein, ich kann leider nicht«, erwiderte er. »Ich speise im Carlton House, meine Empfehlungen an Ombersley … ich denke, ich begegne ihm noch dieser Tage.«
    Er küßte sie flüchtig, gab ihr einen herzlichen Klaps auf die Schulter und verließ, von seinem Neffen gefolgt, den Salon.
    »Sonst habe ich mir gerade nichts gewünscht«, sagte Lady Ombersley ärgerlich, als Charles zurückkam. »Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wann das Kind eintreffen soll.«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Charles mit einem Gleichmut, der ihr auf die Nerven fiel. »Du wirst Anweisung geben, ein Zimmer für sie vorzubereiten, und dann mag sie kommen, wann sie will. Hoffentlich findet Cecilia an ihr Gefallen, denn sie wird sich wohl am meisten mit ihr abgeben müssen.«
    »Die arme Kleine!« seufzte Lady Ombersley. »Offen gesagt, ich will sie gern ein wenig bemuttern, Charles. Was für ein sonderbares, einsames Leben muß sie doch führen!«
    »Sonderbar wohl; einsam kaum, wenn sie bei meinem Onkel Dame des Hauses ist. Vermutlich hat sie irgendeine ältere Dame bei sich gehabt, eine Gouvernante oder etwas dergleichen.«
    »Das möchte man wohl annehmen, aber dein Onkel hat mir eben erzählt, daß die Gouvernante starb, als sie in Wien waren! Ich sage so etwas nicht gern über meinen Bruder, aber Horace scheint völlig ungeeignet, eine Tochter in Obhut zu haben.«
    »Äußerst ungeeignet«, antwortete er trocken. »Hoffentlich hast du deine Freundlichkeit nicht noch zu bedauern, Mama.«
    »Ach nein, das gewiß nicht. Dein Onkel hat von dem Mädchen so gesprochen, daß ich geradezu Sehnsucht danach habe, sie hier zu begrüßen. Die arme Kleine, sie ist, fürchte ich, nicht gewöhnt, daß ihre Wünsche oder ihre Behaglichkeit berücksichtigt werden! Ich war fast böse auf Horace, als er mir sagte, sie wäre ein nettes Ding und hätte ihm nie die leiseste Sorge bereitet. Er hat niemals jemandem erlaubt, ihm Sorgen zu bereiten, einen selbstsüchtigeren Menschen gibt es wohl kaum. Sophia muß die Sanftmut ihrer Mutter geerbt haben: ohne Zweifel wird sie eine angenehme Gesellschaft für die arme Cecilia sein.«
    »Ich hoffe so. Das erinnert mich übrigens daran, Mama, daß ich eben wieder eine der Blumensendungen jener Zierpuppe an meine Schwester abgefangen habe. Dieses Billett war darangeheftet.«
    Lady Ombersley nahm den Brief, der ihr dargeboten wurde, und
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