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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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sich bei Vater wichtig zu tun. Campen liebte es, Pflichten zu delegieren, und da es ihm meist gelang, die Knochenarbeit anderen aufzuhalsen, blieb ihm genügend Energie, die Ergebnisse der anderen zu kritisieren und wichtige Ratschläge zu erteilen. Er besitzt viel Ähnlichkeit mit unserem Vater. Wenn er eines Tages die Burg übernimmt, wird sich für mich nicht das geringste ändern.
    Das Sammeln von Kräutern, Wurzeln und anderen Arzneipflanzen gehörte jedoch zu meinen wichtigsten Aufgaben und genoß Vorrang vor Campens Befehlen. Was mein Bruder nicht ahnte, war der Umstand, daß es gegen Ende der kalten Jahreszeit wenig zu sammeln gab; aber ich rechnete nicht damit, daß mich jemand bei ihm anschwärzte. Ich nahm Lilla, Nia, Mara und Gaby zu einem ausgedehnten Streifzug durch die Wiesen und Felder mit. Wir kehrten mit Frühkresse und wilden Zwiebeln zurück, und Gaby schaffte es zu seiner eigenen Verblüffung, mit einem gutgezielten Lanzenwurf einen Wildwher zu erlegen. Der Erfolg unseres Nachmittagsausflugs entlockte sogar Campen ein Lob, doch während des ganzen Abendessens nörgelte er über die Faulheit des Gesindes, das nur dann ordentlich arbeitete, wenn man es streng überwachte. Das klang so nach den Worten meines Vaters, daß ich unwillkürlich von meiner Wherkeule aufschaute, um mich zu vergewissern, daß Campen und nicht Baron Tolocamp gesprochen hatte.
    Ich weiß nicht mehr genau, wie ich die nächsten Tage verbrachte. Es geschah nichts Bemerkenswertes - bis auf die häufigen Trommelbotschaften, in denen dringend nach Meister Capiam verlangt wurde und die ich zu jenem Zeitpunkt nicht weiter beachtete. Der fünfte Tag zog strahlend und klar herauf, und ich hatte mich so weit von meiner Enttäuschung erholt, daß ich hoffte, auf Ruatha würde zum Fest ebenfalls schönes Wetter herrschen. Ich wußte, daß meine Schwestern keine Chance hatten, Alessan zu erobern, aber vielleicht fand sich in der Menge der Festgäste die eine oder andere Familie, die Vater als vornehm genug für eine seiner Töchter erachtete. Besonders jetzt, da sich der Vorbeizug des Roten Sterns seinem Ende näherte und die Höfe und Burgen ihren Grundbesitz erweitern konnten. Baron Tolocamp war nicht der einzige, der sein Siedlungs- und Ackerland zu vergrößern gedachte. Wenn mein Vater nur nicht so dünkelhaft in der Wahl seiner Schwiegersöhne gewesen wäre…
    Ein Mann hatte um meine Hand angehalten, das gestehe ich mit einer gewissen Genugtuung. Mir hätte es nichts ausgemacht, eine neue Heimstatt zu gründen - und wenn ich sie eigenhändig aus den Klippen hätte meißeln müssen! Zumindest wäre ich meine eigene Herrin gewesen. Garben stammte aus dem Geschlecht Tillek und hatte ehrbare Vorfahren. Ich mochte ihn auch, aber weder er noch sein Besitz hatten Gnade vor meinem Vater gefunden. Garben war, was mich mit Stolz erfüllt, noch zweimal gekommen, um sein Angebot zu wiederholen (und konnte jedesmal von einer Vergrößerung seines bescheidenen Anwesens berichten), aber mein Vater hatte ihn abgewiesen. Hätte man mich gefragt, ich wäre ihm gefolgt. Amilla, die das wußte, hatte bissig bemerkt, ich nähme wohl jeden Mann, der des Weges kam. Vielleicht. Aber Garben gefiel mir. Er war einen halben Kopf größer als ich, und wir paßten zusammen. Nun, seit seinem letzten Antrag waren fünf Planetenumläufe vergangen.
    Suriana hatte um meine Lage und meine Enttäuschungen gewußt und mir mehrmals geschrieben, daß sie Baron Leef bitten wolle, mich zu einem längeren Besuch nach Ruatha einzuladen. Sie hatte gehofft, daß er ja sagen würde, wenn sie erst schwanger war. Aber mit dem Tod Surianas war selbst dieser Hoffnungsfunke erloschen, zerstört von dem wilden jungen Renner, der sie abgeworfen hatte. Vermutlich war sie wie immer zu schnell geritten. Sie hatte mir anvertraut, daß Alessan einige ungemein wendige Renner gezüchtet hatte - hinter dem Rücken seines Vaters, der mehr Wert auf ausdauernde, robuste Zugtiere legte. Über den Hergang des Geschehens hatte ich auch nicht mehr erfahren als alle anderen: Suriana war von einem Pferd gestürzt und hatte sich das Genick gebrochen. Obwohl man sofort Meister Capiam kommen ließ, starb sie, ohne noch einmal das Bewußtsein zu erlangen.
    Ich bespreche viele medizinische Dinge mit dem Meisterheiler von Pern, und er schätzt mein Talent und mein Wissen. Aber er verlor kein Wort über die Tragödie auf Ruatha.

KAPITEL II
11.3.43 - 1541
    Zu meinem Kummer begann die neue Tragödie von
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