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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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ebenso zu vernichten droht wie der Sporenregen.



KAPITEL I 
11.3.1553 - Intervall
    Ich bin keine Harfnerin, erwartet also keine allzu geschliffenen Worte. Was ich hier niederschreibe, sind persönliche Erlebnisse, so wie sie sich in mein Gedächtnis eingegraben haben - und sicherlich sehr einseitig geschildert. Fest steht, daß ich einen stürmischen Abschnitt in der Geschichte von Pern durchgemacht habe, eine tragische Zeit. Ich gehöre zu den Überlebenden der Großen Seuche und kann mich glücklich preisen, auch wenn die Trauer um die Opfer immer noch tief in meinem Herzen sitzt und wohl nie mehr ganz von mir weichen wird.
    Ich glaube, es ist mir allmählich gelungen, dem Tod eine positive Seite abzugewinnen. Selbst die bittersten Selbstvorwürfe bringen die Toten nicht zurück, damit sie uns freisprechen könnten von Schuld. Wie so viele andere denke ich vor allem an die Dinge, die ich nicht getan oder gesagt habe, als ich meine Familie zum letzten Male sah.
    An jenem verflixten Morgen, da mein Vater, Baron Tolocamp, meine Mutter, Lady Pendra, und vier meiner jüngeren Schwestern ihre Viertagesfahrt nach Ruatha antraten, wünschte ich ihnen weder Lebewohl noch eine gute Reise. Eine Zeitlang, ehe ich zur Vernunft zurückfand, befürchtete ich sogar, daß dieses Versäumnis von meiner Seite ihr Unglück heraufbeschworen habe. Aber eine Menge guter Wünsche begleiteten ihren Aufbruch, und ganz sicher hätten die herzlichen Worte meines Bruders Campen mehr bewirkt als ein widerstrebender, schmollender Abschied von mir. Denn Campen war während der Abwesenheit meines Vaters Herr über Burg Fort, und er gedachte das Beste aus der Gelegenheit zu machen.
    Campen ist ein netter Kerl, auch wenn er keinen Funken Humor oder Feingefühl besitzt. Immerhin meint er es absolut ehrlich. Und da er nichts anderes im Sinn hatte, als meinen Vater durch seinen Fleiß und seine Tüchtigkeit als Verwalter zu beeindrucken, hoffte er natürlich, daß meine Eltern heil und gesund zurückkehren würden. Ich hätte dem armen Campen von vornherein sagen können, daß Vater ihn statt eines Lobes nur anknurren würde, denn Fleiß und Tüchtigkeit erwartete er von seinem Sohn und Erben ohnehin. Außer Campen war noch das gesamte Wachregiment angetreten, um meine Eltern zu verabschieden, dazu die Bewohner der Hütten und die Lehrlinge der Harfner-Halle - eine imposante Kulisse, die jeden Burgherrn zufriedenstellen mußte. Niemand hätte mein Fehlen bemerkt, außer vielleicht meine scharfäugige Schwester Amilla; ihr entging nichts, das sie irgendwann zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
    Nun, um die Wahrheit zu gestehen: Ich wünschte ihnen zwar nichts Böses, denn wir hatten eben erst einen Fädeneinfall in der Nähe der Winterfelder überstanden, aber freuen mochte ich mich auch nicht. Denn sie hatten mich absichtlich daheim gelassen, und es war mir nicht leicht gefallen, dem Geplapper meiner Schwestern zu lauschen, die fest damit rechneten, auf Ruatha eine große Eroberung zu machen.
    Was mich empörte, war die Willkür meines Vaters. Ein Fingerschnippen genügte, um mich von der Reiseliste zu streichen. Menschliche Gefühle spielten für ihn keine Rolle und wenn doch, dann nur seine eigenen, wie sich nach der Rückkehr von Ruatha herausstellte.
    Es gab keinen stichhaltigen Grund, mich auszuschließen. Eine Person mehr hätte die Vorbereitungen meines Vaters nicht im geringsten beeinflußt oder gar eine Unbequemlichkeit für die übrigen Reisenden bedeutet. Als ich mich jedoch bittend an meine Mutter wandte und ihr vor Augen hielt, wie viele der unangenehmsten Arbeiten auf der Burg ich in letzter Zeit übernommen hatte, in der Hoffnung, Alessans erstes großes Fest besuchen zu dürfen, blieb auch sie hart. In der ersten bitteren Enttäuschung besiegelte ich mein Daheimbleiben dann endgültig. Als ich nämlich hervorstieß, daß ich immerhin die Ziehschwester von Alessans verstorbener Gemahlin Suriana gewesen sei, erklärte meine Mutter mit Entschlossenheit:
    »Dann wird Baron Alessan nicht gerade scharf darauf sein, dein Gesicht zu sehen. Er soll auf diesem Fest nicht an das vergangene Leid erinnert werden.«
    »Er hat mein Gesicht doch nie gesehen«, widersprach ich. »Aber Suriana war meine Freundin. Du weißt, daß sie mir viele Briefe von Ruatha schrieb. Wäre sie noch am Leben und Burgherrin, hätte sie mich als ihren persönlichen Gast eingeladen. Davon bin ich überzeugt.«
    »Sie liegt jetzt seit einer Planetenumdrehung im Grab,
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