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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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auf Makoto zu, funkelte vor seiner Nase herum und fragte: „Wer sagt, dass ich spreche? Es sind meine Gedanken, die ich zu deinen Gedanken schicke. Ich kann machen, dass du sie außerhalb deiner Selbst „hörst“, so als würde ich direkt in dein Ohr denk-sprechen . Im Grunde haben deine Ohren aber nichts damit zu tun, es findet alles in deinem Bewusstsein statt. „Sprechen“ ist Schallwellen im Außen bewegen, ich aber kommuniziere mit deinem Inneren. Meine Gedanken sind nicht einmal Sprache im menschlichen Sinne, es sind Bewusstseinsquanten, kleine Informationspakete aus Licht, wenn du so willst. Sie entfalten sich in deinem Geist und dieser transformiert sie in menschliche Sprache. Und so hat es für dich den Anschein, als würde dieses kleine Irrlicht mit dir sprechen.“
    „Faszinierend. Aber ich glaube, ich habe nicht mal die Hälfte davon verstanden. Oder noch weniger. Aber ich kann dich seit kurzem in mir fühlen , Kim, also deine Gegenwart, deine Absichten. Zum Beispiel fühle ich jetzt, dass du gehen wirst und mich allein zurücklässt.“ Makoto schaute das lebende Licht fragend an.
    „Ja, das ist so. Aber ich komme wieder, ich verspreche es. Vorerst brauchst du mich nicht mehr , denn du hast den Frostbereich verlassen und bist nicht mehr in Gefahr , den Weg zu verlieren . Jetzt gehe einfach wohin dein Herz dich trägt, mein Kleiner. Dass du begonnen hast, selbst die Verbindung zwischen uns herzustellen, ist ein gutes Zeichen. Und hat Madox dir nicht gesagt, du sollst auf Zeichen achten? Dies ist a lso nun das erste. Und nun ist es an der Zeit, dich an den wichtigsten Orakelspruch zu erinnern. Präge ihn dir gut ein: Hoch im Erlöserbaum, die Asche träumt ihren Feuertraum.“
    „Was bedeutet das, Kim? Sag es mir bitte. Geh nicht weg, bleib bei mir!“
    Doch das Irrlicht war längst auf und davon. Makoto nahm den prallen Beutel wieder auf und setzte seinen Weg allein fort. Woher wusste das Irrlicht eigentlich, was Madox zu ihm in der Hütte gesagt hatte? Er vermisste Kim jetzt schon. Wohin sollte er sich wenden? Überall sah der Wald gleich aus, nur Bäume, Bäume, Bäume…! Sein Herz schwieg sich beharrlich aus. Als er es nicht länger aushielt , einfach nur rumzustehen, schloss er seine Augen, drehte sich im Kreis bis ihm schwindelte, streckte seinen Arm aus und rief: „Dahin!“
    „Hey, nimm deinen Finger aus meinem Auge, Makoto!“
    Er zuckte erschrocken zusammen und sprang beidfüßig einen Schritt zurück.
    „Issyrle! Wo kommst du denn auf einmal her? Ist das hier so Sitte, dass man immer wieder zu Tode erschreckt wird? Nehmt doch mal ein wenig Rücksicht auf meine Nerven.“
    „Du bist echt süß, wenn du dich aufregst. Ich war da hinten bei den Shojabeerenbüschen, als ich dich und das Irrlicht sah. Du hättest mich kommen sehen können, wenn du nicht blinder Kreisel gespielt hättest. Eigentlich hättest du mich hören müssen.“
    „Ich kann aber nicht so gut hören, schon lange nicht mehr.“
    „Schon lange nicht mehr? Woher weißt du das? Kommt deine Erinnerung wieder zurück?“
    „Keine Ahnung. Ich wusste das plötzlich wieder. Da war mir mal was geschehen und seitdem höre ich relativ schlecht auf dem rechten Ohr. Seltsam. Aber hier ist sowieso alles etwas seltsam. Ich gewöhne mich allmählich daran.“
    Issyrle führte Makoto zu der Stelle, an der sie ihren Korb mit den blauen Beeren zurückgelassen hatte. „Magst du welche? Sind sehr gesund. Sie stärken deine Abwehrkräfte und sind wohltuend für Magen und Darm. Sie wirken gegen Durchfallerkrankungen undverbessern deine Sehleistung bei Nacht. Äußerlich wirken sie gegen Entzündungen und tragen zur Wundheilung bei.“
    „Man merkt, wessen Tochter du bist“ , lachte Makoto. „Meinem Bauch geht es gut. Mein Kopf ist es, der manchmal weh tut. Sind dagegen auch Beeren gewachsen?“
    „Nein, aber Mutter hat dir ja die Weidenrindentropfen gegeben. Helfen sie?“
    „Ja, aber die Schmerzen kehren immer wieder zurück“ , sagte er schulterzuckend. „Weißt du, was ich nicht verstehen kann? Wie bin ich in den Frostwald hineingekommen? Wer hat mir meine Kleidung weggenommen? Und warum? Gibt es hier Räuber? Und zu wem gehöre ich? Wo ist hier mein Platz? Über all das denke ich ständig nach und finde keine Antworten. Mir platzt bald der Kopf. Vermisst mich denn keiner?“
    Issyrle wusste keine Antworten darauf. Schweigend aßen sie eine Handvoll süßer Beeren und saßen einträchtig auf einem umgestürzten Baumstamm, der
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