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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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Makoto im fahlen Licht des Wintertages durch den Schnee. Er ließ sich die Gespräche der letzten Tage immer wieder durch den Kopf gehen. Makoto hatte sich dann doch nur zögerlich durch Madox von seiner Mis sion überzeugen lassen und weigerte sich anfangs schlicht , die warme Hütte zu verlassen, was den Eremiten in helle Aufregung versetzt hatte . Aber dann sah er ein, dass er nur außerhalb der schützenden Wände einen Ausweg aus seiner misslichen Lage finden konnte.
    Sein leise keuchender Atem hinterließ weiße Wölkchen in der frostigen Luft. Jeder seiner Schritte verursachte ein stumpfes Knirschen in der Schneedecke. Außer diesen Geräuschen war nichts zu hören. Keine Menschen, keine Vögel oder andere Tiere weit und breit. Es war eine unheimliche Stille hier. Friedhofsstille. Stillstand. Unter Eis und Schnee begrabene Zukunft der Taikianer.
    Ein plötzlich aufkommender Windstoß riss ihm fast die Pelzmütze vom Kopf, der vom vielen Denken innerlich glühte. Eigentlich müsste mir längst Rauch aus den Ohren kommen, dachte Makoto. Darorah und Madox haben gut reden! Erzählen mir was von Heldentaten und Abenteuern und der Rettung ihrer Welt. Nur weil ich dieses Muttermal auf der Schulter trage, bin ich noch lange kein Erlöser. Ich brauche doch selber Hilfe! Sie glauben, dass, wenn ich diesen ominösen Tempel finde, den Issyrle im Traum gesehen hat – und wohlgemerkt nur sie, nur das kichernde Mädchen und niemand sonst hat ihn je gesehen - dass ich also die Macht des Winters brechen werde und der Wald wieder bewohnbar wird. Das ist doch absurd!
    Makoto steigerte sich in eine Abwehrhaltung hinein und bekam wieder Kopfweh. Obwohl das wenige Licht, das durch die dichtstehenden Bäume drang, ein fahles Licht war, verursachte es ihm doch eine leichte Übelkeit. Er war, seit er diese Kopfschmerzen hatte, ungewöhnlich reizempfindlich geworden. Wäre er doch nur in der warmen, schummerigen Hütte des Eremiten geblieben!
    Er war bisher an zwei verlassenen, völlig in Kälte erstarrten Dörfern vorbeigekommen, die wie bizarre Skulpturen wirkten. Makoto fühlte sich ihnen seltsam nahe, auch er war auf seine Art einsam und erstarrt, lebte ein bizarres Leben, das für ihn erst vor zwei Tagen begonnen hatte. Seine Erinnerung reichte nicht weiter zurück. Da waren ein scharfer Schmerz, ein Lichtblitz, das Gefühl zu fallen und dann ein Duft. Das war der „Beginn“ seines bewussten Lebens. Danach die Hütte des Ehrwürdigen. Gleichwohl fühlte Makoto, dass sein wahres Leben im Verborgenen lag, dass es existierte und zum Greifen nah war. Und er war fest entschlossen, Zugang zu finden.
    Doch zuerst musste er wohl oder übel diesen Tempel entdecken. Darorah und Madox hatten ihm leider nicht sagen können, was er tun sollte , sobald er den Tempel gefunden hatte. Im Grunde, das hatte er schnell gemerkt, wussten sie nicht viel mehr als er selber. Nur einige alberne Sprüche und Reime wie „ Hoch im Erlöserbaum, die Asche träumt ihren Feuertraum“ und dann noch was von einem Spiegel und einem Schöpfer und einem Duft, den er hören soll . Wie war das noch gleich? Ach ja: „Im Tempel der Spiegel, im Spiegel der Schöpfer, im Schöpfer die Wahrheit“. Und noch seltsamer: „Heilung erfährt, wer den Duft erhört“.
    Seine Laune näherte sich einem weiteren Tiefpunkt. Er griff in seine Umhängetasche nach der kleinen Medizinflasche mit den Tropfen gegen Kopfschmerzen und nahm eine Dosis ein. Erstaunlich, was eine Heilerin alles so mit sich herumschleppte. Sie hatte doch nicht wissen können, dass er Kopfweh haben würde? Vielleicht waren es aber auch ihre eigenen Tropfen. Madox und sie waren der Überzeugung, dass er sich einfach nur auf den Weg machen müsste, alles Weitere würde sich ergeben. Auf „Zeichen“ solle er achten. Zeichen! Welcher Art die sein würden, konnten sie ihm auch nicht sagen. Was um alles in der Welt tat er hier eigentlich?
    „Du tust das, was zu tun du gekommen bist“ , zwitscherte ihm eine piepsige Stimme ins linke Ohr.
    Makoto verlor vor Schreck das Gleichgewicht, rutschte mit den Armen rudernd auf einer vereisten Stelle aus und landete hart auf seinem Hintern. Da war schon wieder dieses grelle Flatterding!
    „Aua! Bist du von allen guten Geistern verlassen, mich dermaßen zu erschrecken?“
    Makoto rappelte sich wieder auf und schlug wütend nach dem Irrlicht. „Hau ab! Hau bloß ab, ich kann dich nicht gebrauchen.“
    „Du und mich nicht brauchen? Mach dich nicht lächerlich. Wäre ich
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