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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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zu.
    „Tochter, sei nicht albern und mache dich ja nicht über ihn lustig! Geh zum Zuber und reinige den Kessel und das Geschirr, verstanden?“
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern und schlurfte betont langsam und aufsässig zum Zuber rüber, beladen mit Tellern, Löffeln und dem Kessel.
    „Was wollt ihr bloß von mir? Wieso ist mein Muttermal für euch ein Zeichen und so wichtig, dass ihr mir am liebsten das Hemd vom Leibe reißen wollt? Ich kann es euch ansehen, wie begierig ihr darauf seid.“
    „Weil wir glauben, dass du der Erlöser bist!“ platzte Madox heraus und kassierte dafür einen strengen Blick von der Heilerin.
    „Das hättest du auch feinfühliger machen können, mein lieber , ach so weiser Herr Eremit!“ Sie schüttelte konsterniert den Kopf.
    „Dass ich wer bin? Der Erlöser ? Was für ein Erlös er? Ich bin, ich bin doch nur… - a ch, lasst mich in Ruhe, alle beide, mein Kopf tut wieder weh. Ich weiß nicht, wer ich bin.“ Seine Augen füllten sich mit heißen Tränen.
    „Bitte, zeig mir das Mal. Wir werden dir alles erklären. Es ist immens wichtig. Es steht die Existenz des Landes auf dem Spiel und das Leben aller Taikianer, denn der unheilvolle Frost breitet sich kontinuierlich aus. Danach gebe ich dir eine Medizin gegen deine Kopfschmerzen, ich bin eine Heilerin.“
    „Na schön“ willigte der Junge genervt ein und entblößte seine Schulter.
    Darorahs Herz klopfte wild. Da war es. Da war das Zeichen der Lilie in der Flamme.
    Madox ergriff das Wort. „Ich bin der Hüter der Prophezeiung. Ich harre aus, inmitten von Eis und Schnee, ich trotze dem Frost, der über den Wald gekommen ist. Es gibt seit Beginn des Frostes die Legende von „ einem Helden voll der Macht, doch hilflos wie ein neugeborenes Kind, ein Zeichen auf seiner Schulter wir find`.“ Madox schaute dem Jungen aufm erksam in seine grünen Augen. Dessen Blick war nicht stumpf oder teilnahmslos, sondern verriet vielmehr ein erwachendes Interesse. „Du musst wissen, der Wald war nicht immer im ewigen Winter gefangen. Es gab eine grüne Zeit davor, und es war wunderschön. Jahr für Jahr dehnt sich der Frost aus, viel zu lange schon. Er begräbt das Land unter einer weißen Decke der Angst und der Verzweiflung. Der Lebensraum für die Taikianer wird immer kleiner. Das Volk hungert, es sehnt sich nach Wärme und noch mehr nach Hoffnung. Einige haben schon die Hoffnung ganz aufgegeben, wir aber nicht! Darorah, die Heilerin und ich, der Eremit, wir stehen treu und fest im Glauben an einen Erlöser, der kommen wird. Und dann findet der Frost sein Ende.“
    „Ihr habt jemanden vergessen.“ Issyrle unterbrach ihre Arbeit am Zuber. „Auch ich habe immer gewusst, dass er kommen würde. Ich habe im Traum gesehen, dass der verschollene Tempel gefunden wird.“
    „Ein Tempel?“
    Darorah nickte. „Ja, aber bevor wir weiterreden, sollten wir dir einen Namen verleihen. Wie wäre es mit Kabbin? Oder Biluc? Talac? Kodosane?“
    „Nein, sein Name sei Makoto.“
    Madox, Darorah und der Junge wandten sich gleichzeitig zu Issyrle um, die den Spüllappen nun achtlos fortwarf und zum Tisch zurückkehrte.
    „ Makoto ? Das bedeutet so viel wie Wahrhaftigkeit . Warum Makoto?“ Madox zog nachdenklich seine buschigen Augenbrauen zusammen und schaute interessiert das Mädchen an, das vor wenigen Minuten noch keck und aufsässig gewesen war, jetzt aber mit beachtlichem Ernst sprach.
    „Ich hörte im Tempeltraum diesen Namen. Er ist ein gutes Omen für die Suche. Und wahrhaftig muss er sein, der Sucher, er muss reinen Herzens sein.“
    „Was meinst du Junge, sollen wir dich Makoto nennen?“ fragte Darorah.
    „Makoto.“ Er spürte dem Klang des Namens nach. „Ja, es ist ein guter Name. Ich bin einverstanden. Ich werde Makoto sein, bis ich die Wahrheit über mich wiedererlangt habe. Eine Frage habe ich aber noch.“
    „Ja, mein Jun…, öhm, Makoto. Entschuldige bitte, Makoto. Stelle deine Frage, frage alles was du willst! Viele Fragen müssen noch ihre Antworten finden, bevor die Rettung kommt“ , ermunterte Madox sein Findelkind.
    Makoto holte tief Luft: „Hat sie wirklich elf Brüder?“
    Madox stöhnte leise auf und legte seine Handflächen auf die Stirn. Hatte der Junge denn gar nichts begriffen?
     
    Die Äste der Laub- und Nadelbäume bogen sich unter der Schneelast. Viele hatten ihr nicht länger standhalten können und waren abgebrochen, stapelten sich übereinander. Sie erschwerten dem Wanderer den Weg. Seit Stunden stapfte
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