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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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nicht gewesen, hätte der Frostwald inzwischen einen Schneemann mehr zu bieten. Aber nein, entschuldige, ein Schneemännchen mehr …“ , kicherte vergnügt die freche Kugel aus Licht.
    „Na warte, wenn ich dich kriege!“ Makoto nahm seine Mütze ab und fuhr heftig damit durch die Luft, bis ihm letztlich richtig warm wurde, doch er traf das Lichtwesen zu seinem Ärger nicht. Kimkimdraorkim wich geschickt und flink aus und hatte sichtlich ihren Spaß, sie funkelte und sprühte wie eine Wunderkerze. Schließlich ließ Makoto sich keuchend auf einer Baumwurzel nieder.
    „Ich habe gewonnen“ , jubelte das Irrlicht.
    „Meinetwegen. Du sag mal, stimmt das, was Madox über dich sagt? Dass du große Lasten in deinem Lichtschein tragen kannst?“
    „Soll ich es dir zeigen? Pass mal auf!“
    Kimkimdraorkim dehnte ihr Licht kegelförmig aus, bis es einen Felsen vollständig umschloss. Dann flog sie mit ihm mehrere Meter weit, umkreiste den Baum, auf dessen Wurzel Makoto sich von der kleinen Jagd erholte , und ließ den Fels schließlich unweit fallen, was zur Folge hatte, dass die Erschütterun g Schnee von den Ästen rieseln ließ.
    Makoto sprang auf und klopfte sich genervt die Kleidung ab.
    „Wie ich schon sagte: Schneemännchen! “ , kicherte das Irrlicht. „Aber jetzt mal ernsthaft, Junge. Du brauchst mich. Ich folge dir schon eine ganze Zeit lang und habe, im krassen Gegensatz zu dir, sehr wohl bemerkt, dass du im Kreis läufst. Nicht mehr lange und du kommst wieder bei der Hütte an.“
    „Echt? Oh.“
    „Nur „oh “? Wie wäre es mit „ danke, dass du da bist “?“
    Makoto deutete spöttisch eine Verbeugung an und sagte geziert: „Danke vielmals. Dass du da bist. Und mir den letzten Nerv geraubt hast.“
    „Nicht der Rede wert. Und nun folge mir, damit du mal voran kommst und heute noch aus dem Frostwald heraus.“
    Ohne auf eine Reaktion zu warten, schlingerte das Irrlicht zwischen den Bäumen umher und Makoto beeilte sich hinterherzukommen.
    „Warte mal bitte! Ich kann mir deinen Namen nicht merken, irgendwas mit Kimdrokkim oder so, aber Madox warnte mich, du seiest sehr empfindlich. Darum möchte ich dich korrekt anreden können, zumal du jetzt wohl mein Wanderführer bist.“
    Das Irrlicht hielt inne und ein leichtes Flackern verriet sein Entzücken über den veränderten Tonfall seines Schützlings. „Kim-kim-dra-or-kim. Aber du darfst Kim zu mir sagen.“
    „Danke, Kim. Wie mein wahrer Name lautet , weiß ich nicht. A ber Issyrle hat mir den Namen Makoto verliehen. Sie sagen, ich wäre ein Held und der Erlöser des Frostwaldes. Aber mal ehrlich, sieht so ein Held aus? Läuft im Kreis und lässt sich von einem Glühwürmchen erschrecken?“
    Makoto sah so niedergeschlagen und mutlos aus, darum sah Kimkimdraorkim großmütig über diese sicher ungewollte kleine Beleidigung hinweg. Als ob ein taikianisches Irrlicht jemals mit Glühwürmchen verwandt gewesen wäre! Geradezu lächerlich diese Vorstellung!
    „Kim? Es ist ein furchtbares Gefühl nicht zu wissen, wer man ist und woher man kommt.“
    Voller Mitgefühl strömte das Irrlicht sanft seinen silbrig weißen Duft aus und hüllte den Jungen damit ein, weil ihm die Worte fehlten. Hätte es Hände gehabt, so hätte es jetzt zärtlich seine Wange gestreichelt und seinen Kopf leicht angehoben. Hätte es Augen gehabt, so hätte es ihm dann in die seinen geschaut, von Seele zu Seele , Trost spendend .
    „Ich weiß, dass dich das quält, kleiner Held. Eines kann ich dir versprechen, obwohl ich nicht weiß, woher ich das weiß. Aber wenn du erst den Tempel gefunden hast, dann wirst du wiederwissen, wer du bist und woher du kamst. Ich weiß es einfach, vertraue mir.“
    Makoto nickte langsam und nachdenklich. „Dann sollten wir uns jetzt wirklich auf den Weg machen, meinst du nicht auch?“
    Je weiter die ungleichen Gefährten vorankamen, umso weniger winterlich wurde der Wald. Gegen Abend sah Makoto das erste Grün, seit er im Land der Taikianer war. Für seine lichtgeplagten Augen war dies eine Wohltat, seine Kopfschmerzen ließen langsam nach und er entspannte sich. Hier endlich hörte er erstmals Vögel zwitschern , und hin und wieder raschelte es im Unterholz, was auf kleine Tiere schließen ließ. Seine warme Oberbekleidung rollte er sorgfältig zusammen und verstaute sie in dem mehrfarbig gewebten Beutel, den Darorah ihm gegeben hatte.
    „Sag mal Kim, wie kommt es, dass ich dich hören kann? Wie sprichst du eigentlich?“
    Das Irrlicht flog
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