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Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Titel: Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
Autoren: Nora Roberts
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von einer Boutique und einem Restaurant.
    Offensichtlich herrschte genügend Betrieb, denn er brauchte eine ganze Weile, bis er einen Parkplatz gefunden hatte, und das ein ziemliches Stück entfernt. Es machte ihm nichts aus, dass er laufen musste. Auf dem Weg kam ihm eine Gruppe Touristen entgegen, die darüber debattierten, wohin sie zum Lunch gehen sollten, eine bleistiftdünne Frau in lachsroter Seide, die zwei Afghanen an der Leine führte, und ein Geschäftsmann, der mit seinem Handy telefonierte.
    Nash liebte Kalifornien.
    Vor dem Laden blieb er stehen und las den Namenszug auf dem Schaufenster. „WICCA“ stand dort, mehr nicht. Er lächelte in sich hinein.
    Das alte englische Wort für „Hexe“. Automatisch fielen ihm alte, buckelige Frauen ein, die durch Dörfer reisten, Beschwörungen murmelten und Warzen wegzauberten.
    Szene außen, Tag, dachte er. Düsterer, wolkenverhangener Himmel, Wind mit Sturmböen. In einem kleinen, heruntergekommenen Dorf.
    Zerfallene Zäune und geschlossene Fensterläden. Eine kleine, runzlige Frau huscht über einen Feldweg, einen offensichtlich schweren, großen Korb am Arm, mit einem Tuch abgedeckt. Ein riesiger schwarzer Rabe stößt einen Schrei aus, lässt sich flügelschlagend auf einem Zaunpfosten nieder. Vogel und Frau starren einander einen Moment lang an. Aus der Ferne ertönt ein lang gezogener, verzweifelter Schrei.
    Das Bild verschwand, als jemand aus dem Laden kam und Nash leicht anrempelte. Eine leise Stimme murmelte eine Entschuldigung.
    Nash nickte nur. Eigentlich ganz gut, dass dieser Jemand ihn unterbrochen hatte. Es war nie gut, ohne den Experten zu weit mit der Geschichte vorzupreschen. Im Moment hatte er nur vor, sich ihre Waren anzusehen.
    Die Auslagen im Schaufenster waren beeindruckend und bewiesen einen Hang zu dramatischer Eleganz, wie er feststellte. Dunkelblauer Samt ergoss sich wie fließendes Wasser über verschieden hohe und breite Ständer mit Kristallen, die in der Sonne funkelten wie Edelsteine.
    Rosé und aquamarinblau, andere glasklar, wiederum andere purpurrot oder fast schwarz, angehäuft und geformt zu Zauberstäben, kleinen Burgen oder surrealistischen Städtchen.
    Nash wippte auf den Absätzen und schürzte die Lippen. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Auslage die Leute faszinierte – die Farben, die Formen, das Glitzern. Die Tatsache, dass tatsächlich jemand daran glaubte, einem Stück Stein würden geheimnisvolle Kräfte innewohnen, war nur ein weiterer Grund, um sich über das menschliche Wesen zu wundern.
    Aber hübsch war es auf jeden Fall.
    Vielleicht bewahrte sie ja die Kessel im hinteren Teil des Ladens auf.
    Er gluckste bei der Vorstellung, warf noch einen Blick auf das Schaufenster und öffnete die Ladentür. Vielleicht würde er ja etwas für sich selbst kaufen. Einen Briefbeschwerer vielleicht oder einen Sonnenfänger, einen Kristall, den man an die Decke vors Fenster hängte, damit er das Farbprisma auf die Zimmerwände warf. Ja, vielleicht würde er das tun – wenn sie keine Wolfszähne oder Drachenschuppen vorrätig hatte.
    Der Laden war zum Bersten voll. Selbst schuld, dachte er bei sich. Das kam davon, wenn man am Samstagvormittag vorbeischaute. Aber immerhin würde ihm das erlauben, sich in Ruhe umzusehen und herauszufinden, wie eine Hexe im zwanzigsten Jahrhundert ein Geschäft führte.
    Die Auslagen im Laden waren genauso aufwändig dekoriert wie im Schaufenster. Verschiedene Steine, manche aufgeschnitten und mit einem kristallenen Innenleben, schmückten die Regale, daneben ausgefallen geformte kleine Fläschchen mit farbigen Etiketten. Nash war regelrecht enttäuscht, als er sah, dass es sich dabei um Badeessenzen aus Kräutern handelte. Er hatte stark gehofft, wenigstens einen Liebestrank darunter zu finden.
    Überall Kräuter- und Pflanzenpotpourris, verschiedene Teemischungen, Duftkerzen und Kristalle in allen Formen und Farben. Interessanter Schmuck war in einer Glasvitrine ausgestellt. Kunstwerke, Bilder, Statuen, Skulpturen, alles so geschickt präsentiert, dass dieser Laden eigentlich als Galerie bezeichnet werden müsste.
    Da das Ungewöhnliche Nash schon immer gefesselt hatte, wandte er sich einer Tischlampe aus gehämmertem Zinn zu — ein Drache mit ausgebreiteten Flügeln und leuchtend roten Augen.
    Und dann sah er sie. Ein Blick genügte, und er war sicher, dass so eine moderne Hexe aussehen musste. Die ernst aussehende Blondine war mit zwei Kunden beschäftigt, die sich wohl für die
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