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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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auf den Marienberg bringen.«
    »Da steht das Kapitel schlecht da, wenn er seinen Stuhl mit Bewaffneten verteidigt«, sagte die Wirtin.
    Der Henker wiegte den Kopf hin und her. »Die Stadt wird sich entscheiden müssen, auf welcher Seite sie steht. Und wir wissen beide, dass kein Bürger oder Hintersasse sich freiwillig für diesen Bischof schlagen würde. Tja, und dann bleibt uns nur, gegen seine Kanonen anzugehen.«
    »Du meinst, es wird wieder einen großen Krieg geben?«, keuchte die Wirtin. »Heilige Jungfrau, nicht schon wieder. Ich habe Bergtheim nicht vergessen!«
    »Ich auch nicht«, schüttelte der Henker den Kopf. »Aber ich fürchte, es wird wieder zu einem Kräftemessen kommen, und dann gnade uns Gott, wenn wieder die Bischöflichen siegen.«
    »Ach, bei manch einem Ratsherrenkopf wäre es nicht so schlimm, wenn er zu seinen Füßen rollte«, sagte Else wegwerfend.
    »Das ist aber nicht das Einzige, was die Stadt verlieren kann und verlieren wird, wenn wir gegen Bischof von Brunn die Waffen ziehen und verlieren.«
    Die Wirtin seufzte. »Ja, das weiß ich, und ich kann nur hoffen, dass es nicht so weit kommt. Soll er sich doch auf sei ner Festung mit seinen Dirnen vergnügen und uns hier unten in Frieden lassen.«
    Das erinnerte den Henker wieder an den Grund seines nächtlichen Besuches. »Also sieh zu, dass deine Gäste fertig werden und sich auf den Heimweg machen. Ich möchte heute Nacht nicht noch einmal kommen müssen. Ein paar ungestörte Stunden in meinem Bett sind mir lieber.«
    »Nun, dann wünsch ich dir eine freudvolle Nacht, und grüß dein zärtliches junges Weib von mir!« Sie grinste ein wenig boshaft.
    »Reiz mich nicht!«, schnaubte der Henker, doch dann grinste auch er. »Freches Weibsstück«, schimpfte er und ging zur Tür. »Dir täte eine Tracht Prügel auch nicht schaden.«
    Else knickste spöttisch. »Und wer sollte mir die verpassen? Du vielleicht? Das gehört nicht zu deinen Aufgaben!«
    »Dass du dich da nur nicht täuschst«, brummte er und öffnete die Tür. Draußen stieß er fast mit Anna zusammen, der der Bader mit seiner dicken Utensilientasche folgte. Überrascht blieb der Henker stehen.
    »Was führt dich zu dieser Stunde hierher?«
    »Jedenfalls nicht mein Vergnügen«, brummte der Bader, nickte ihm zu und schob sich durch die Tür. Der Blick des Henkers wanderte vom Bader zu Else.
    »Geht es um etwas, das ich wissen sollte?«
    Die Wirtin hob lässig die Schultern. »Nein, warum? Er soll sich eins meiner Mädchen ansehen. Ist da etwas dagegen einzuwenden?«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Na und? Sie hatte halt... einen Anfall oder so was. Ich möchte lieber gleich wissen, womit ich zu rechnen habe.«
    »Wer ist es?«
    »Geht dich das etwas an? Es sind meine Mädchen!«
    Anna schob sich an der Wirtin vorbei und führte den Bader um den Wandschirm herum. Nun stand Else alleine mit dem Henker vor der Tür.
    »Pass auf, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst«, sagte er leise und wandte sich ab. »Falls du deine Meinung ändern solltest und zu dem Schluss kommst, dass es mich doch etwas angeht, dann weißt du ja, wo du mich findest«, rief er über die Schulter zurück. Dann verschwand er in der Nacht. Die Wirtin trat zurück ins Haus und warf die Tür hinter sich zu.
    »Mara, Gret, seht zu, dass ihr fertig werdet, und bringt die Gäste hinaus!«, rief sie und trat zu Bader Wander und Anna. Sie schickte das Mädchen weg.
    »Geh schlafen. Du musst heute Nacht mit Mara das Lager teilen. Hier kannst du nicht schlafen!«
    Anna zog schmollend die Lippe hoch, widersprach aber nicht und trollte sich. Die Wirtin hörte, wie die anderen die beiden jungen Männer hinauskomplimentierten, dann wurde es still. Es war ihr bewusst, dass die Frauen auf ihren Betten saßen und gespannt lauschten, was hinter dem Wandschirm vor sich ging. Else trat näher an den Bader heran, der die Decke heruntergezogen hatte und den noch immer reglosen Frauenkörper betrachtete.
    »Kannst du ihr helfen?«, frage sie nach einer Weile, nachdem der Bader immer noch schwieg.
    »Ich weiß es nicht. Was ist mit ihr geschehen?«
    »Ich war nicht dabei«, wehrte die Eselswirtin brüsk ab. »Woher also soll ich das wissen?«
    Der Bader betastete die Wunden am Kopf und die verfärbten Stellen am Hals. Ansonsten fand er nur ein paar harmlose Schürfwunden und ein paar blaue Flecken. Er begann die Kopfwunde auszuwaschen.
    »Ihr Herz schlägt kräftig«, sagte er. »Und der Atem ist regelmäßig, wenn auch flach.
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