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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
Autoren: Silke Vry
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bereisen.
    Da er sich schon als Kind für den antiken Schriftsteller Homer und dessen Erzählung vom Trojanischen Krieg begeistert hatte, erfüllte er sich nun einen Kindheitstraum, so beschrieb er es später, und begann damit, nach dem sagenhaften Troja zu suchen.
    Um sich möglichst überall auf der Welt unterhalten undum alte Texte lesen zu können, hatte er eine spezielle Methode entwickelt, mit der er sich jede beliebige Sprache selbst beibringen konnte. Viele Sprachen beherrschte er fließend, sprach einige so gut wie Deutsch. Um Griechisch und Latein lesen, sprechen und verstehen zu lernen, benötigte er nur ein Jahr.
    Er reiste, mit einer in altgriechischer Sprache verfassten Ausgabe von Homers Ilias in der Tasche, in die Troas, die Landschaft rund um Troja. Er suchte allerdings zunächst nicht in Hissarlik, sondern an einer anderen Stelle, an einem Ort namens Bunarbaschi, den man damals allgemein für das alte Troja hielt. Aber dort fand er nicht, wonach er suchte.
    Als er bereits enttäuscht wieder abreisen wollte, geschah etwas Unvorhergesehenes: Er verpasste seinen Dampfer nach Istanbul und machte die Bekanntschaft des Amerikaners Frank Calvert, der ihm den Tipp gab, dass Troja in dem Berg von Hissarlik, unter einem der Hügel in der Troas, zu suchen sei. Calvert hatte sich bereits einen Teil des Hügels gekauft und gab Schliemann die Erlaubnis, dort zu graben.
    Schliemann blieb und begann 1870 damit, den Berg von Hissarlik zu untersuchen. Einige Jahre später fand er dort den sogenannten Schatz des Priamos, den Beweis für Troja, wie er meinte. Dass eigentlich Frank Calvert die Idee gehabt hatte, genau dort nach Troja zu suchen, erwähnte Schliemann mit keinem Wort.
H EINRICH S CHLIEMANN UND H OMER
    Seit vielen Jahrhunderten kennt man die Ilias und die Odyssee, zwei große antike, in Altgriechisch geschriebene Dichtungen in Reimform, und man verbindet mit ihnen den Namen Homer, jenen griechischen Dichter, der von etwa 750–680 v. Chr. lebte. Er hatte Geschichten aufgeschrieben, die man sich zu seinen Lebzeiten erzählte, die sich aber viele Jahrhunderte zuvor abgespielt hatten.
    Die große Frage, die sich jedem stellt, der sich mit Homer beschäftigt, ist die: Ist das, was bei Homer zu lesen ist, ein Bericht oder eine erfundene Geschichte? In der Vergangenheit glaubte kaum jemand daran, dass man Homers Dichtungen wortwörtlich verstehen dürfe. Einige Gelehrte gingen sogar so weit, ganz und gar zu bezweifeln, dass es einen Mann namens Homer jemals gegeben habe. Ganz anders sah das Heinrich Schliemann. Er glaubte an Homer, und zwar felsenfest! Nichts von dem, was der Dichter geschrieben hatte, zog er in Zweifel, sondern nahm alles, was bei ihm zu lesen war, wortwörtlich. Mit den griechischen Originaltexten in der Tasche und einem Spaten in der Hand zog er los und begab sich auf die Suche nach Troja. Heute geht man davon aus, dass die Homerischen Gedichte zu einem großen Teil reine Fantasie sind. Dennoch hat das von Schliemann ausgegrabene Hissarlik in vielen Details große Ähnlichkeit mit dem Ort namens Troja, den Homer in der Ilias beschreibt. Einerseits belächeln viele Wissenschaftler bis heute Schliemanns Homer-Gläubigkeitund halten selbst nicht viel davon. Dennoch schätzen und achten sie ihn als den unermüdlichen Ausgräber, den »Vater der Vorgeschichtsforschung im ägäischen Raum«.
H OMERS I LIAS UND O DYSSEE
    Die griechische und damit die europäische Geschichtsschreibung beginnt mit zwei Erzählungen in Reimform (Epen) aus dem 8. Jh. v. Chr., der Ilias und der Odyssee. Beide Epen spielen uns vor, in einer vergangenen, aber realen Welt der Götter und Helden angesiedelt zu sein. Die Ilias beschreibt einige Tage aus dem insgesamt zehn Jahre dauernden Krieg der Griechen gegen die kleinasiatische Stadt Troja. In der Odyssee geht es um die jahrelang dauernde Heimreise des griechischen Helden Odysseus, während derer er viele Abenteuer und Gefahren zu bestehen hatte. Die Troja-Geschichte ist nicht Homers eigene Erfindung, sondern stammt aus sehr viel früherer Zeit, nämlich aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Sänger (sogenannte »Rhapsoden«) überlieferten über einen Zeitraum vieler Jahrhunderte die Geschichten, bis sie von Homer aufgeschrieben wurden. Zwischen einem Krieg in Troja und Homer liegen also rund 500 Jahre. Homer schrieb also nichts auf, was er mit eigenen Augen gesehen oder gehört hätte. Es ist deshalb schwer, zwischen Erfindung (Dichtung) und Wirklichkeit (Geschichte) zu
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