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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
Autoren: Silke Vry
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den Esel, der noch brav dort stand, wo Nikos ihn angebunden hatte. Die Jungen halfen Zoe hinauf. Dann nahm Jannis hinter ihr Platz, um sie während des holprigen Ritts zu stützen. Der Sack mit dem Gold klemmte zwischen ihnen.
    Die Jungen blickten noch einmal hinter sich in die schwarze Nacht. War ihnen wirklich niemand gefolgt? Nein, kein Mensch war zu sehen, auch nicht zu hören, aber die Jungen ahnten, dass die Nacht und ihre undurchdringliche Finsternis noch so manch böse Überraschung würde bringen können.
    Als sie eine Weile unterwegs waren, fragte Jannis plötzlich vom Rücken des Esels: Was hast du vorhin damit gemeint: ›Ich würde staunen ...‹?«
    Nikos antwortete: »Ich hab was Wichtiges von Vater erfahren: Spyros war bestimmt nicht schuld am Unfall auf der Grabung. Ganz im Gegenteil, er hat Vater rechtzeitig gewarnt und damit Schlimmeres verhindert, wahrscheinlich hat er ihm das Leben gerettet!«
    Jannis staunte. »Dann haben wir uns in Spyros getäuscht?« Er versank für einen Moment in nachdenkliches Schweigen, dann berichtete er seinem Bruder, was er in der Zwischenzeit erlebt und gesehen hatte. Von der Zitronenlimonade, die ihn in tiefen Schlaf gehüllt hatte, von dem Sarg, von der toten Myrsini, dem Dicken und seinem Lachen und natürlich von dem Gold.
    Nikos staunte: »Du hast wirklich den Sarg geöffnet undhineingefasst? Das hätte ich mich nie getraut!« Seine Stimme war voller Bewunderung für den Jüngeren und trotz allem spürte Jannis, wie gut ihm die Anerkennung tat.
    Sie eilten weiter durch die sternklare Nacht. Verzweifelt hofften sie, dass der Weg sie möglichst bald zu ihrem Ziel, zur schliemannschen Grabung, führen würde. Hatten sie an der letzten Kreuzung den richtigen Abzweig erwischt, der sie dorthin bringen würde?
    Zoe stöhnte auf. Den Jungen saß die Angst im Nacken. Wenn sie jetzt, mitten in der Nacht, entdeckt wurden, bei sich ein kleines Mädchen, das nahezu im Sterben lag, und dazu noch einen großen Sack voller Gold in den Händen, an dem noch die Erde der Ausgrabung klebte ... Jeder, der sie hier und um diese Uhrzeit sah, würde natürlich denken, sie selbst hätten das Gold von der Ausgrabung gestohlen. Oder – mindestens genauso furchtbar – man würde annehmen, ihr Vater hätte sie zu dieser Tat angestiftet. Ins Gefängnis würde er wandern. Nikos stockte der Atem. Ja, man würde sie für die Golddiebe halten, für unverantwortliche obendrein, für solche, denen ein Menschenleben völlig egal war. Zoe zumindest würde schon bald nicht mehr zu ihren Gunsten aussagen können.
    »Wir müssen umkehren.« Sogar Nikos zitterte am ganzen Körper. »Das kann nicht der richtige Weg zur Grabung sein. Wenn wir nicht bald bei Kyrie Schliemann sind ...«
    »Ja, du hast recht«, erwiderte sein Bruder, der vor Angst nur noch zu flüstern wagte. »Zoe ist bald verloren ...«Nikos blickte sich um und versuchte, in den sich dunkel abzeichnenden Umrissen etwas Bekanntes zu erkennen.
    Plötzlich rief er: »Jannis, sieh doch mal.« Seine Stimme klang aufgeregt, als er auf den tiefschwarzen Umriss einer kleinen Hütte zeigte, die am Wegesrand stand. »Weißt du, wo wir sind? Das ist die Hütte, die Vater und uns früher oft als Unterschlupf diente, wenn wir nachts bei den Schafen und Ziegen schliefen, erinnerst du dich?«
    Jannis nickte und ihm wurde klar, was das bedeutete. »Das heißt, dass wir hier falsch sind, so ein Mist! Das ist nicht der Weg zu Kyrie Schliemann!«
    Noch während er die Worte aussprach, gab Nikos dem Esel durch einen festen Ruck am Seil zu verstehen, dass er wenden sollte. »Nun mach schon, du dummes Tier. Dreh dich um und beweg deinen dicken Hintern!«
    Als hätte der Esel die Beleidigung verstanden, blieb er wie angewurzelt stehen und stieß zu allem Übel noch ein markerschütterndes »Iiiiiiii-Aaaaaaaaa« nach dem anderen aus. Je ungeduldiger Nikos an dem Seil zerrte, umso störrischer wurde das Tier.
    »Los, steig ab!«, befahl er seinem Bruder.
    »Wir drehen dieses eigensinnige Tier mit vereinten Kräften. Und dann müssen wir weg, aber schnell!«
    Jannis ließ sich vom Rücken des Esels gleiten, hängte sich den Beutel mit dem Gold um die Schulter und versuchte gemeinsam mit Nikos, den schreienden Esel in Bewegung zu setzen. Sie waren so damit beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie zwei Männer, der eine von ihnendick, der andere dünn, aus der Dunkelheit auf sie zutraten.
    »Na, wen haben wir denn da!«, brüllte der Dicke.
    Die Kinder
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