Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
ein Dieb durchaus die Größe eines Prinzen haben konnte, nippte Hanse am Wein in einem Kelch, den er gern heimlich eingesteckt und mitgenommen hätte. Er schaute sich in dem fürstlichen Gemach um, das dem Prinzen zu sehr privaten Zusammenkünften diente. Die Tür stand offen und vor ihr saß eine taube Frau, die auf einer Laute klimperte.
    »Wir beide sollten längst schon schlafen, Hanse. Der Morgen ist bereits weit fortgeschritten.«
    »Ich bin mehr an Nachtarbeit gewöhnt als ... als Eure Hoheit.«
    Der Prinz lachte. »Ja, das bist du wohl—Nachtschatten. Erstaunlich, wie viele gescheite Männer sich dem Verbrechen zuwenden. Bist in den schwerbewachten Palast eingedrungen! In mein Schlafgemach! Hast dich mit einer meiner Konkubinen vergnügt, eh?« Er betrachtete den Dieb nachdenklich und war sich sehr bewußt, daß sie fast gleich alt waren. Bauer und Prinz. Dieb und Statthalter. »Bald wird Lirain das Herz aus der Zunge haben und alle werden erfahren, daß es ein Komplott gegeben hatte—und von zu Hause ausgehend noch dazu! Und auch, daß sie das Bett ihres erlauchten Herrn mit ihrem Mitverschwörer beschmutzte!« »Und auch, daß Seine heldenhafte Hoheit nicht nur den Sohn einer Kröte tötete, sondern auch den Edelmut eines wahrhaft großen Herrschers bewies, indem er einen Dieb begnadigte«, sagte Hanse hoffnungsvoll.
    »Ja, Hanse. Das wird soeben schwarz auf weiß niedergelegt. Ah, und es gab für alles Zeugen! Für alles!«
    In seinem Glück wagte Hanse einzuwerfen: »Außer für — für Bournes Tod, mein Lord Prinz.«
    »Ho ho! Möchtest du auch das genau wissen, Hanse? Du weißt ja ohnehin schon so viel. Wir haben einander in der Hand, du und ich. Ich habe Bourne oben im Adlerhorst getötet. Mit einem Streich!« fügte Kadakithis hinzu. Immerhin war Bourne der erste gewesen, den er getötet hatte.
    Hanse starrte ihn an.
    »Du scheinst Vorsicht zu lernen, Nachtschatten. Ich hoffe, du wirst die Anstellung annehmen, die ich dir bald anbieten werde. Du hast vermieden zu erwähnen, daß du keine Leiche gesehen hast, als du aus dem Brunnen kamst. Nein, er versuchte zu fliehen und starb einige Fuß entfernt. Gleich nachdem ich hier ankam, gab ich ein Schlafmittel in Lirains Trank. Sie trank es willig, dachte, es sei tödliches Gift! Sie hat heute nacht mit niemandem gelegen. Ich sorgte jedoch dafür, daß es so aussah. Ein mir wahrlich treu ergebener Soldat und ich kehrten zum Adlerhorst zurück und holten Bourne. Meine Gemahlin und ich legten die Leiche neben Lirain, und dazu eine Blase voll Blut von einem Schwein—wie passend, nicht wahr? Ich stieß mein Schwert hinein, ehe ich Quag und Zalbar rief.«
    Hanse starrte ihn weiter sprachlos an. Dieser safranhaarige Jüngling war klug genug, ein Dieb zu sein! Hanse war sicher, daß er ihm noch etwas verschwieg: zweifellos hatte ein zuverlässiger Teppichhändler ihm geholfen, die Leiche in den Palast zu schaffen!
    Der Prinz las gut in seiner Miene. »Vielleicht bin ich gar nicht so sehr ein Prinz Kittycat? Ich werde in Freistatt bald hoch geachtet sein, und meine eingehenden Kenntnisse von dem Komplott sind eine Waffe gegen meine Feinde zu Hause. Du bist ein Held — ah!« Der Prinz nickte, als er zur Tür schaute, und winkte. Ein älterer Mann kam herein und reichte ihm ein Pergament, das Kadakithis unterzeichnete und mit seinem Siegel versah. Der Schreiber verließ das Gemach wieder. Der Prinz händigte Hanse das Schriftstück mit einem knappen Nicken und einem Lächeln aus, das Hanse wahrhaft hoheitlich fand. Er betrachtete das beeindruckende Pergament - und blickte den Prinzen fragend an.
    »Oh«, murmelte Kadakithis, nichts weiter. Ein Prinz entschuldigte sich nicht bei einem Dieb, weil er nicht an dessen mangelnde Ausbildung gedacht hatte. »Darauf steht, daß dir durch meine Hand und im Namen des Kaisers in Ranke volles Pardon für alles gewährt ist, was du dir bisher zuschulden hast kommen lassen. Du bist doch hoffentlich kein mehrfacher Mörder, oder?«
    »Ich habe noch nie jemanden getötet, Hoheit.«
    »Ich schon! Heute nacht—vielmehr gestern nacht!«
    »Verzeiht, Hoheit, aber Töten ist die Sache jener, die herrschen, nicht die von Dieben.«
    Kadakithis blickte ihn daraufhin lange und nachdenklich an und würde Nachtschatten bestimmt noch oftmals zitieren. Hanse mußte zweimal das Lösegeld am Grund des Brunnens erwähnen.
    »Ah! Das habe ich vergessen, so was! Es war etwas aufregend heute—gestern nacht. Ich habe soviel zu tun, Hanse! Einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher