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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat
Autoren: Robert Asprin
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gegenübersähen, wenn sie erst einmal immer erfolgreicher würden. Zeit! Zeit, seine Verpflichtungen einzuhalten und trotzdem noch dazu zu kommen, die Sachen zu schreiben, die einem wirklich Spaß machten! Als Beispiel wies er darauf hin, daß es in seinem Dorsai-Universum noch zahllose Story-Möglichkeiten gäbe, aber daß ihm kaum die Zeit blieb, die Romane aus dem Childe-Zyklus fertigzustellen, geschweige denn Nebenhandlungen zu verfolgen. Weiterer Wein floß.
    Das Ideale wäre, meinte Lynn, seine Ideen und Welten mit anderen Autoren zu teilen. Da gab Gordy jedoch zu bedenken, daß die Gefahr bestünde, die Kontrolle darüber zu verlieren. Keinem von uns würde es sonderlich gefallen, wenn jeder x-beliebige an unserer Lieblingsidee herumspielte.
    Weiter Wein floß.
    Anthologien! Wenn wir das Ganze als Anthologie aufzögen, könnten wir nicht nur solche Autoren einladen mitzumachen, die uns zusagten, sondern hätten auch das letzte Wort bei der Annahme der eingereichten Geschichten.
    Gordy bestellte eine Flasche Sekt.
    Natürlich, bemerkte er, wirst du einige namhafte Autoren dafür an Land ziehen können, weil so was Spaß macht. Sie werden sogar eher aus Freude an der Idee mitmachen, als des Honorars wegen.
    Mir fiel auf, wie plötzlich aus »unserer« Idee »meine« Anthologie geworden war. Da nun so unerwartet die ganze Last des Projekts auf meiner Schulter zu ruhen kam, fragte ich ihn, ob er vorhätte, mir zu helfen oder zumindest einen Beitrag zur Anthologie zu schreiben. Seine Antwort wurde zum Beispiel für fast alle, die an der Diebeswelt mitwirkten:
    Ich würde ja schrecklich gern, doch mir fehlt ganz einfach die Zeit. Aber es ist wirklich eine tolle Idee!
    (Fünf Minuten später) Mir ist gerade ein Held eingefallen, der großartig in so einen Rahmen passen würde.
    (Fünfzehn Minuten später, nachdem nachdenkliches Starren in die Leere zu selbstzufriedenem Grinsen geworden war) Ich habe meine Geschichte!
    Zur allgemeinen Unterhaltung während dieser Zeitspanne trug Lynn wenig bei. Ich wußte nicht, daß sie sich selbst von diesem Projekt ausschloß, nachdem Gordy vorgeschlagen hatte, nur »etablierte« Autoren zur Mitarbeit anzugehen. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt das Manuskript von Daughters of the Bright Moon in ihrem Koffer, in der Hoffnung, beim Boston-Con einen Verleger dafür zu finden. Sie war also weit davon entfernt »etabliert« zu sein. Es ist ihr hoch anzurechnen, daß sie ihre Enttäuschung, ausgeschlossen zu sein, jedoch so gut verbarg, daß keiner von uns es merkte, und sie Gordy und mich - nachdem der Sekt den Weg alles Irdischen genommen hatte—begleitete, um uns nach einem interessierten Verleger umzusehen.
    Es mag Ihnen verfrüht erscheinen, zu dem Zeitpunkt bereits einen Verleger für ein noch so nebulöses Vorhaben zu suchen. Mir jedenfalls kam es so vor. Gordy meinte jedoch, daß es gar nicht schlecht wäre, wenn wir einen an Land ziehen könnten, der uns in etwa sagen würde, wie es mit der finanziellen Seite bei einem solchen Projekt aussieht, damit ich mit meinem Budget nicht ganz im dunkeln tappte, wenn ich erst in nähere Verhandlung mit meinen Autoren trat. (Die Tatsache, daß mir das zu dem Zeitpunkt völlig einleuchtete, wirft ein Bild darauf, wie spät es inzwischen war und wieviel Wein wir intus hatten.)
    Um unser Ziel zu erreichen, entwickelten wir eine subtile Taktik. Wir würden versuchen, einen Autor und einen Verleger oder Redakteur im gleichen Saal zu finden und vielleicht gar miteinander in ein Gespräch vertieft. Dann wollten wir dem Autor die Idee als möglichem Mitarbeiter schmackhaft machen und sehen, ob der Verleger Interesse zeigte.
    Tatsächlich entdeckten wir ein solches Duo und gingen zum Angriff über. Der Verleger gähnte, aber der Autor hielt es für eine tolle Idee. Natürlich hatte er leider keine Zeit, persönlich mitzumachen ... Dann malte er einen Helden aus. So kam John Brunner in unseren illustren Kreis.
    Am nächsten Morgen war die Wirkung unseres DinnerWeins verflogen und mir wurde klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich, ein Nachwuchsautor, der noch kaum etwas veröffentlicht hatte, wollte sich an der Herausgabe einer Anthologie versuchen! Einer Anthologie mit Beiträgen der Besten des Genres, die überhaupt noch nichts von ihrem Glück wußten! Diese Erkenntnis ernüchterte mich schneller als ein Eimer voll Eiswasser und eine Hotelrechnung für fünf’Tage. Aber die Kugel war bereits im Rollen und ich hatte Storys von Gordy und John
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