Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
klirrenden, schimmernden und glänzenden Haufen, unter dem auch einige Goldstücke glimmten. Seufzend und mißmutig gab er schließlich das Ganze wieder in die Beutel aus weichem Leder zurück - jeder so groß wie ein großes Diwankissen. Beide schleppte er zu einem riesigen Steinblock, gegen den ein anderer Stein lehnte, und hob sie auf ihn hinauf. Alles genau wie gefordert.
    »Sehr gut.« Diese Stimme, männlich und jugendlich, kam von irgendwo aus der Dunkelheit. Kein Talboden konnte so mit Steinen besät sein, wie dieser einstige Innenhof von Adlerschnabel. » Steigt jetzt auf Euer Pferd und reitet zurück nach Freistatt.«
    »Nicht, ehe ich nicht habe, was ich von Euch bekommen soll.«
    »So geht hinüber zu der Akazie und blickt in Richtung Freistatt.«
    »Ich werde zu dem Baum gehen und die Sattelbeutel im Auge behalten, Dieb. Wenn du dich ihnen ohne den Stab näherst ...«
    Bourne ging auf die Akazie zu, ohne den Blick von den Beuteln zu nehmen. Da trat ein junger, überschlanker und dunkelgekleideter Mann aus den Schatten. Die Mondsichel stand hinter ihm, so daß Bourne sein Gesicht nicht zu sehen vermochte. Der Bursche sprang leichtfüßig auf einen Stein und hielt das gestohlene Savankh hoch.
    »Ich sehe es!«
    »Gut, dann kehrt zu Eurem Pferd zurück. Ich werde das hier auf den Boden legen, wenn ich mir die Beutel hole.«
    Bourne zögerte, zuckte die Schultern und machte sich daran, auf sein Pferd zuzugehen. Hanse, der sich für sehr klug hielt und das viele Geld in den Händen halten wollte, sprang von seinem Granitpiedestal und eilte zu den Beuteln. Er schob den rechten Arm durch den Verbindungsriemen und legte den Stab in seiner Linken nieder. In diesem Augenblick drehte sich Bourne um und stürmte los, um sich auf den Dieb zu stürzen. Während er bewies, wie schnell ein riesenhafter, stämmiger Mann in Kettenrüstung laufen konnte, bewies er auch, was für ein ehrloser Halunke er war. In seinem Kettenhemd am Rücken trug er, von einem Kamelhaarhalsband gehalten, eine Scheide. Im Laufen zog er einen Dolch heraus, so lang wie sein Unterarm.
    Sein Opfer erkannte, daß es nicht nur dumm, sondern Selbstmord wäre, versuchte er mit dem schweren Silber davonzulaufen - bei dieser Heftigkeit des andern. Aber er war jung und ein Dieb: geschmeidig, klug und flink. Bourne fletschte erfreut die Zähne, denn er dachte, der Junge sei vor Schrecken und Furcht erstarrt - bis Hanse sich bewegte, so schnell wie die Eidechsen, die zwischen diesen Steintrümmern herumhuschten. Die Sattelbeutel klatschten gegen Bournes rechten Arm. Der Dolch flog durch die Luft, während der Höllenhund halb herumgewirbelt wurde. Hanse gelang es, das Gleichgewicht zu behalten, und er schmetterte Bourne das Lösegeld auf den Rücken. Der Mann fiel der Länge nach aufs Gesicht. Hanse rannte—zu Bournes Pferd. Er wußte, daß Bourne ihn einholen könnte, solange er mit den Beuteln beladen war, und er hatte nicht vor, sich von ihnen zu trennen. Mit ein paar Sätzen gelangte er zu einem Steinblock und von dort sprang er auf den Pferderücken, so, wie er es von anderen gesehen hatte. Das war Hanses erster Versuch, ein Pferd zu besteigen. Mangel an Erfahrung und das Gewicht des Lösegelds ließen ihn auf der anderen Seite wieder hinunterfallen.
    Stumm stand er auf. Nein, er fluchte nicht, wie man vielleicht erwartet hätte. Da kam auch schon Bourne und aus seiner Faust ragten fünfzehn Zoll scharfen Eisens. Hanse zog Bournes anderen Dolch aus der Schneide am Sattel und warf das kleine, flache Messer aus seinem Armband. Bourne duckte sich und sprang nach links, und das Wurfmesser klapperte auf die Trümmer von Adlerschnabel. Bourne kam heran und griff unter dem Pferd an. Hanse schlug mit seinem eigenen Dolch nach ihm. Um zu verhindern, daß er sein Gesicht verlor, mußte Bourne sich fallenlassen — unter das Pferd. Hanse konnte den Schwung des Hiebes nicht mehr aufhalten, und der Dolch ritzte die Innenseite des linken hinteren Pferdebeins.
    Das Tier wieherte, bäumte sich auf, schlug um sich und versuchte zu galoppieren. Die Ruine war ihm jedoch im Weg, also drehte es um—gerade als Bourne auf die Füße kam. Hanse rannte schnell von ihm weg, einen Sattelbeutel drückte er an sich, den anderen zerrte er halb hinter sich her. Bourne und sein Pferd stießen zusammen. Er fiel auf den Rücken, es bäumte sich auf, wieherte, tänzelte —und verhielt sich plötzlich völlig still, als fühlte er sich schuldbewußt. Bourne, der zum zweitenmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher