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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam
Autoren: Georg R. Kristan
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kluge Entscheidung! Vielleicht findet deine Sabine ein Mittel, ihren müden Helden wieder aufzurichten. Grüß sie von mir.«
    »Keine Anzüglichkeiten gegenüber Vorgesetzten«, drohte Freiberg. »Ein anständiger Mensch wird doch mal müde sein dürfen.«

 
    23
     
     
     
    Gestern noch hatte Sabine sich über den Abbruch ihrer Sightseeingtour mit Angelika Lette und über die schnelle Abreise ihres Commissarius nach Potsdam gemopst – heute war er schon wieder zurück. Sie hatte UNI 81/12 vor- und abfahren sehen und Walters Schritte auf den Steinplatten des Vorgartens gehört. Oben ohne empfing sie ihn an der Wohnungstür zum Souterrain. Die Begrüßung wurde eine knubbelige Angelegenheit, denn Walter Freiberg griff herzhaft zu. »Was ist denn das für ein erfreulicher Empfang?« wunderte er sich. »Trittst du jetzt immer so auf, wenn dein Herr und Gebieter nach Hause kommt?«
    »Nun schwell schon ab«, bremste sie ihn. »Ich bin nur dabei, meine Bluse zu bügeln. Wie kraus sie ist, habe ich erst festgestellt, als ich sie schon angezogen hatte.«
    »Willst du etwa noch ausgehen?«
    »In der Tat – das habe ich vor. Unser Privatdozent Kernich feiert seinen Honorarprofessor; ich muß mich noch sehen lassen, obwohl es schon reichlich spät ist. Aber es ging nicht früher; ich habe so lange in der ÜB festgesessen. Und was treibt dich zur Unzeit her? Du wolltest doch in Potsdam sein! Hat sie dich so schnell abserviert?«
    Walter Freiberg schob Sabine ein Stück von sich. »Eifersucht? – Hm, hier schmort doch was!«
    Sie schrie auf: »Oh, verdammt, mein bestes Stück!«
    Es war zu spät. Das Bügeleisen hatte ein nach der Form der Bodenplatte scharf abgezirkeltes bräunliches Muster dort hinterlassen, wo sich sonst der BH-freie Busen abzeichnete.
    »Scheiße, die Bluse ist hin!«
    Walter Freiberg lachte schallend. »Das ist die Macht des Schicksals! Oder willst du immer noch deinem Professor huldigen? Ich bin ohnehin ziemlich bettreif.«
    Sabine stimmte in das Lachen ein. »Zum Teufel mit allen Privatdozenten und Honorarprofessoren. Aber die neue Bluse bezahlst du!«
    »Habe ich gebügelt, oder war das meine studentische Hilfskraft?« ließ Freiberg die Schuldzuweisung an sich abgleiten.
    Sabine sah ihn mit ihren großen braunen Augen herausfordernd an. »Wir wollen doch mal sehen, wer hier heute abend noch bügelt.«
    »Erst muß ich unter die Dusche.«
    Sie gab ihm einen Schubs in Richtung Badezimmer. Bald rauschte das Wasser, und der Heimgekehrte pfiff lautstark und mit Inbrunst, ohne daß auch nur eine Melodie zu erkennen war.
    Sabine brachte ein schnelles Abendbrot auf den Tisch und schlug fünf Eier in die Pfanne – drei für ihn und zwei für sich. »Was willst du trinken?« rief sie.
    Das Pfeifkonzert wurde kurz unterbrochen. »Bier!«
    »Macht müde!« tönte es zurück.
    »Aber nicht sofort!«
    Zehn Minuten später saßen sie wie ein wohlsituiertes Ehepaar bei Tisch. Walter hatte sich nur seinen Bademantel übergeworfen; Sabine trug demonstrativ die versengte Bluse, ohne sie zuzuknöpfen und eröffnete ihrem Gegenüber erfreuliche Perspektiven. Manchmal schien es, als ob von rechts oder links ein Auge durch den Ausschnitt blickte.
    »Warum versuchst du, sie zu verstecken?« fragte er. »Das war doch ein vielversprechender Empfang. Oder haben sie sich nachteilig verändert in den letzten achtundvierzig Stunden?«
    »Pah – du willst mich nur provozieren. Kühl ist es in deinem Souterrain!«
    »Bald ziehen wir ja um«, tröstete er sie. »Erste Etage mit Sonnenbalkon, das wird ein immerwährendes Freudenhaus.«
    Sabine holte die zweite Flasche Bier aus dem Kühlschrank und goß nach. »Möchtest du mir bitte mal erklären, was zwischen Bonn und Potsdam gelaufen ist? – Du hättest mich doch wenigstens anrufen können!«
    »Verzeih mir ausnahmsweise; es mußte alles so schnell gehen, und in Potsdam kam ich einfach nicht dazu. Wir hatten schon den Kfz-Zubehörhändler Hartenstein als Mörder von Silke Marino im Visier, da platzte die Nachricht dazwischen, daß sich Beate Randolf und ihr Flieger Kalisch zur Tatzeit am Ort des Verbrechens aufgehalten haben und kurze Zeit später wieder nach Bonn zurückgeflogen sind. Das war der Grund für Ahrens und mich, schnellstens die Heimfahrt anzutreten. Aber inzwischen war vor uns schon die Nachricht eingetroffen, daß Hartenstein doch der Bösewicht war. Dummerweise hat er sich bei seiner Festnahme in Potsdam erschossen, bevor er aussagen konnte. Aber Kalisch und
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