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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam
Autoren: Georg R. Kristan
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nicht gedeckt?«
    Auch Stefan Munskau sah fragend auf. »Ich hatte gehofft, wir könnten mit dem Genossen Oberst – o pardon – mit unserem Kollegen Valentin noch ein paar Erinnerungen austauschen. – Die ›Special-Transports GmbH‹ hat wohl gut zu tun?«
    »Eben das ist der Grund, warum Valentin sich entschuldigen läßt, daß er heute nicht mit von der Partie sein kann. Er schafft eine Ladung IBM-Computer nach Moskau. Früher war das alles mal Embargoware, aber jetzt…« Beate lachte. »Ohne die Starthilfe der alten Seilschaft hätte Valentin wohl nicht so leicht Anschluß an die neue Entwicklung gefunden. Wie schnell sich die Menschen anpassen können! Er geht voll auf in seinem Geschäft, und wir sehen uns nicht sehr oft. Gegenüber früher hat sich da nicht viel geändert. Ich bin manchmal wochenlang allein.«
    »Und was machst du?« wollte Ellen Munskau wissen.
    »Ich mache – sagen wir es mal so – ich mache in Kultur. Da ist Potsdam ein weites Feld. Die Russen sind übrigens bei Führungen immer eifrig dabei. Am liebsten führe ich amerikanische Reisegruppen durch den Park von Sanssouci und die preußischen Kostbarkeiten, auch wenn es mit dem Englischen nicht ganz so gut klappt. Die Amis sind herrlich naiv, sag’ ich euch, manchmal auch ein bißchen enttäuscht. Sie erwarten wohl mehr ein Disneyland mit adeligen Mickymäusen unter der Pickelhaube. – Ich bin übrigens auch Mitglied im Bonn-Zirkel; unser Pendant bei euch ist der Potsdam-Kreis. In der nächsten Woche mache ich erstmals eine Fahrt in die ehemalige Bundeshauptstadt am Rhein – im vollklimatisierten Reisebus. Der läuft für ein Unternehmen, das von unserem alten Freund Albert aus der Abteilung X gemanagt wird.«
    »Die guten Leute finden auch schnell wieder einen guten Job«, stellte Stefan Munskau fest. »Ihr wohnt selbstverständlich bei uns, wenn ihr in Bonn seid«, fuhr er, ohne Widerspruch aufkommen zu lassen, fort.
    »Auch wenn Valentin rechtzeitig zurück sein sollte, muß ich allein fahren; er hält sich von allen Veranstaltungen fern, die zuviel Licht auf seine Vergangenheit werfen könnten. Ich habe mich daran gewöhnt, allein etwas zu unternehmen. – Schönen Dank für euer Angebot, aber die Reise ist großartig organisiert – bis hin zum komfortablen Hotelzimmer.«
    »Dann kommst du uns abends besuchen. Hättest du was dagegen, wenn wir deinem Alleinsein abhelfen und Bernd Kalisch einladen?«
    »Bernd? – Ist er noch bei der Sondertronik KG?«
    »Aber ja, er hat eine Superkarriere gemacht, Abteilungsleiter ist er wohl. Er ist schnell wieder auf die Füße gefallen, seit er sich damals aus der Ständigen Vertretung unter Mitnahme der Geheimakten abgesetzt hat. Der Bundesnachrichtendienst hat ihn ganz schön ausgequetscht.«
    »Bernd lebt immer noch als Junggeselle; er ist sehr begehrt in der kleinen Stadt am Rhein«, ergänzte Ellen. »Er hat sogar ein eigenes Sportflugzeug in Hangelar.«
    »Ein Mann für gewisse Fälle – wie auch früher schon. Also gut, ich komme zu euch, und ihr ladet ihn auch ein. Ich bin gespannt, was er sagt, wenn wir uns wiedersehen. Hat man euch eigentlich Schwierigkeiten gemacht, als ihr nach der Wende und Auflösung der DDR-Vertretung in Bonn geblieben seid?«
    Stefan Munskau schüttelte den Kopf. »Nein, warum auch? Ellen ist ja Bonnerin und hat ihr Maklerbüro an der Adenauerallee, und ich war Handelsattache. Was lag näher für mich, als in Ellens Firma einzusteigen und beim Vereinigungsboom mitzumischen?«
    »Stefan ist ein Naturtalent«, bestätigte Ellen und strahlte ihren Mann an. »Mit ihm macht die Firma endlich Gewinn.
    Jetzt können wir uns auch den großen Mercedes leisten, den wir schon jahrelang fahren.«
    Beate schob den Korb mit Zigarettenschachteln über den Tisch.
    »Bitte! – Hier sind Amizigaretten und die ganz starken Franzosen die Renner. Aber wenn ihr es mal mit dem schwarzen Afghanen versuchen wollt? Dafür habe ich diese schöne preußische Tabaksdose.«
    Ellen Munskau prustete los. »Hasch ist uns in der Alt-DDR nach dem Kaffee noch nicht angeboten worden. – Lieber nicht!«
    »Wir müssen erst mal die Versuchungen der Freiheit genießen. Porno ist übrigens auch sehr in.«
    Beate Randolf nahm mit einigem Wohlgefallen wahr, daß ihr Gegenüber den Blick anerkennend über ihre Figur gleiten ließ.
    »Ihr wißt ja genausogut wie ich, daß auch unser MfS nicht prüde war, wenn es um den Dienst für die Sache ging.«
    »Nicht Haschisch, sondern Aitsch, Koks und Speed
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