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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam
Autoren: Georg R. Kristan
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Anlage den Telefon- oder Funkverkehr der Sondertronic abgehört.
    »Na, da können wir den Geheimfritzen ja auch mal was bieten«, meinte Freiberg zufrieden.
    »Aber doch wohl erst, wenn wir hier fertig sind«, bremste Lupus. »Wenn die Kölner die Sache in die Hand nehmen, haben wir nichts mehr zu melden.«
    In einem Schrank fanden sich drei Ferngläser, darunter ein Nachtsichtglas mit extremer Lichtstärke.
    Aus der Schublade des Schränkchens am Bett holte Freiberg eine angebrochene Packung Präservative Marke Gleitfrisch. Auf der Packungsrückseite war mit Kugelschreiber eine Telefonnummer vermerkt. »Hier hatte Aids keine Chance! Aber wir wollen mal hören, wer sich am anderen Ende der Leitung meldet.«
    Das Telefon mit der Tastatur im Handgriff war angeschlossen. Freiberg wählte die Nummer und hielt den Hörer hoch. Eine helle Frauenstimme meldete sich: »Hier Modern-Times, Agentur für…« Er legte schnell wieder auf.
    »Na?«
    »Wieder eine Spur, die zu Silke Marino führt; das war ihre amerikanische Werbeagentur. Welche Rolle mag das Starlet wohl in unserem Theaterstück gespielt haben? Auf alle Fälle hat sie manches gesehen und gehört.«
    Lupus hatte inzwischen alle Behältnisse durchgesehen, ohne etwas Wichtiges zu finden. Nur ein schmaler Schrank ließ sich nicht öffnen; er hatte ein Sicherheitsschloß, zu dem der Schlüssel fehlte.
    »Holz läßt sich gut bearbeiten«, stellte er unbeeindruckt fest und ging zurück in die Küche, wo er zuvor einen Werkzeugkasten entdeckt hatte. Gleich darauf kam er mit Hammer und Stemmeisen zurück. »Außerordentliche Umstände erfordern ordentliche Maßnahmen!«
    Ein Schlag, ein Krachen, und die Tür sprang auf. »Was haben wir denn hier: Papiere, Versicherungsunterlagen und gleich mehrere Personalausweise niederländischer und französischer Herkunft.«
    In der rechten Schrankhälfte hingen zwei Kleider. Im Fach daneben lagen ordentlich gefaltet mehrere Wäschegarnituren und eine Kulturtasche mit den Initialen S. M.
    »Damit ist unser Eingriff in die Intimsphäre gerechtfertigt«, erklärte Lupus und öffnete den Reißverschluß. Die Tasche enthielt nur eine silberne Garnitur, bestehend aus einem Handspiegel und einer Haarbürste; auch darauf prangten die Buchstaben S. M.
    »Ich wußte gar nicht, daß es heute noch so etwas gibt«, meinte Freiberg. »Meine Großmutter hatte solche Prachtstücke auf ihrer Frisierkommode liegen. Das hier ist sicher ein Geschenk von einem Galan. Benutzt sieht das Silberzeug nicht aus.«
    »Die Marino muß sich hier ja ziemlich zu Hause gefühlt haben«, überlegte Lupus.
    »Das war’s fürs erste – der Rest bleibt für den Erkennungsdienst.«
    Lupus nickte. »Wir haben interessante Nachrichten für unsere Freunde in Potsdam.«
    »Und«, fuhr Freiberg fort, »wir dürfen wohl davon ausgehen, daß die Sondertronic das eigentliche Objekt der Begierde war. Den Leuten, die hier logiert haben, ging es darum, Bernd Kalisch zu reaktivieren – und dafür mußten sie ihn erst beobachten.«
    »Du meinst, es war die Mission von Valentin Randolf, ihn über den Tisch zu ziehen?«
    »Vermutlich!«
    »Aber warum sollte Hartenstein diesen Herrn ausgerechnet am Bismarckturm umgenietet haben? Hier wäre das doch viel einfacher gewesen.«
    »Das glaube ich nicht. Vielleicht war der Oberst a. D. ebenfalls auf dem CIA-Trip. Die Marino war schließlich auch seine Bettgenossin. Ihn hier umzulegen, hätte größere Probleme bereitet; wohin dann mit der Leiche? Für die Vorgänge am Bismarckturm muß es noch Gründe geben, die wir nicht kennen. Leider ist mit Hartensteins Tod die wichtigste Quelle versiegt.«
    Lupus hielt unschlüssig die Werkzeuge in der Hand. »Wir haben es mit wenig hilfsbereiten Leichen zu tun. Der Tote am Bismarckturm hat uns kaum Hinweise gegeben; Silke Marino hinterläßt nur Hieroglyphen, und der Liquidator verschwindet durch Selbstmord von der Bildfläche – ohne, wie es sich für eine saubere Aufklärung gehört, seine Taten gestanden zu haben. – Was jetzt, Walter?«
    Kommissar Freiberg hob resigniert die Schultern. »Sagen wir’s mit dem Minister Preußens: ›Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht.‹ – Morgen früh geht’s weiter bei mir in 306. Du setzt mich jetzt in der Rittershausstraße ab und informierst den Erkennungsdienst und deine Freunde in Köln. Sollen die sich um den Wirrwarr kümmern. Ich habe erst mal die Schnauze voll!«
    Lupus ließ Mitgefühl erkennen. »Welch
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