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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Autoren: Conrad Mason
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dass er, äh … gefressen wurde. Von einem Meeresdämon, den man den Großen Rachen nennt.»
    Der Mann schwieg einen Moment nachdenklich und schnaubte dann.
    «Klingt wie ein Haufen altes Seemannsgarn, mein Freund.»
    Grubb kicherte. Der Fremde wurde ihm allmählich sympathisch. Er machte einen ehrlichen, freimütigen Eindruck, was ihm in der Schänke noch nie untergekommen war. Außerdem war es sehr viel angenehmer, «mein Freund» genannt zu werden als «Bastard».
    «Dann kommen Sie heute Abend also auch zum Fest?», fragte er.
    Der Mann setzte ein listiges Lächeln auf, prüfte, ob sein Humpen auch wirklich leer war, und rülpste noch einmal.
    «Oh, ich schätze schon, mein Junge. Muss mich um ein Geschäft kümmern. Verabredungen müssen schließlich eingehalten werden, stimmt’s?»
    «Ich denke schon», stimmte Grubb ihm zu, auch wenn er keine Ahnung hatte, wovon der Mann redete.
    «Wie heißt du?», fragte der Mann und streckte die Hand aus.
    «Grubb», sagte Grubb. Er schüttelte die Hand. «Erfreut, Sie kennenzulernen.»
    «Aye, ganz meinerseits, mein Freund. Ich bin Captain Phineus Clagg.»
    Grubb spürte ein Zucken in den Ohren.
    «Captain?»
    «Ganz recht. Kapitän des
Stachelhais
– des schnellsten Schiffs auf dem Elfenbeinmeer. Ein Klipper, wie du ihn noch nie gesehen hast. Gibt nichts Schöneres, als vorn am Bug zu stehen und die salzige Gischt im Gesicht zu spüren. Weißt du was? Du solltest mit uns kommen. Für ein kluges Bürschchen ist immer Platz an Bord.»
    Mr. Lightly erschien mit einem dampfenden Teller voller Aale, knallte ihn auf den Tisch und versetzte Grubb eine Kopfnuss.
    «Genug geplaudert, Bastard», schnaufte er und wandte sich wieder zum Tresen um. «Zurück an die Arbeit.»
    Clagg holte ein Klappmesser aus der Tasche und schnitt sich Stücke vom Aal ab. Dann spießte er sie mit dem Messer auf und schob sie sich in den Mund. Offensichtlich war das Gespräch beendet.
    «He, Bastard!», schrie jemand vom anderen Ende der Schänke.
    Grubb eilte davon und rieb sich zum fünften oder sechsten Mal an diesem Tag den Kopf. Sein Herz klopfte wild. Einem Schiffskapitän begegnete man in der
Beinlosen Nixe
nicht alle Tage. Er musste unbedingt noch einmal mit ihm reden. Ob es in seiner Besatzung wirklich Platz gab für einen Mischling? Grubb hatte die Nase gestrichen voll von der Schänke, und er war ziemlich sicher, dass Mr. Lightly ihm nicht nachtrauern würde.
    Er versuchte sich als seefahrenden Abenteurer an Bord eines Klippers vorzustellen, genau wie Thalin der Navigator. Sehr überzeugend erschien ihm das Bild nicht. Andererseits sah auch Phineus Clagg nicht unbedingt wie ein Kapitän aus. Es war schon seltsam, was er über eine Verabredung auf dem Großen Seefest gesagt hatte. Was wollte er …
    KRRRRRABUMM !
    Grubb wirbelte herum.
    Phineus Claggs Tisch lag umgekippt in einiger Entfernung von dort, wo er eben noch gestanden hatte. Der Kapitän selbst lag benommen daneben, den zerbrochenen Stuhl unter sich begraben und die Aale auf seinem ganzen Hemd verteilt.
    Grubb stockte der Atem. Über dem Gestürzten ragte eine gewaltige Gestalt auf, die größer war als alle anderen in der Schänke. Ihr kahlgeschorener Kopf berührte die Decke. Der muskulöse Oberkörper war nackt und die dunkelbraune Haut mit verschlungenen schwarzen Tätowierungen bedeckt. In der Faust hielt die Gestalt einen riesigen Säbel.
    «Überraschung!», sagte der Oger.
    Die Klinge des Säbels schwebte nur wenige Zentimeter über Claggs Nacken.
    In der
Beinlosen Nixe
war es ganz still geworden. Oger waren nicht gerade alltäglich, nicht einmal in Port Fayt, und Grubb selbst hatte noch nie einen gesehen, der so groß war wie dieser.
    «Captain Phineus Clagg, wenn ich mich nicht irre», sagte der Oger. Er sprach mit einem harten, fremden Akzent, den Grubb nicht wiedererkannte. «Du kommst mit mir.»
    «Na, na», sagte Phineus Clagg vom Boden aus. Seine Augen huschten durch den Raum und suchten nach einer Möglichkeit zur Flucht. «Wenn das nicht mein, äh … guter alter Freund Tuck ist. Hör mal, Kumpel, ich bin zufällig gerade beim Essen, es ist also nicht unbedingt das, was man einen passenden Zeitpunkt nennen würde.»
    «Keine Sorge», sagte Tuck. «Da, wo du hingehst, gibt’s jede Menge Aale.»
    «Und wo ist das?», fragte Clagg, dessen Miene sich ein wenig aufhellte.
    «Auf’m Meeresboden.»
    Der Oger gluckste – mit einem kehligen, dröhnenden Laut, der mehrere Gäste zusammenfahren ließ.
    «Aber, aber,
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