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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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Lieblingsessen. Sie fragte zum Glück nicht, wo ich so lange gewesen war, und sagte auch nichts, als ich meine Schulsachen auspackte und neben dem Essen begann, meine Hausaufgaben zu machen. Seitdem Papa weg ist, muss Mama den ganzen Tag bei irgendwelchen reichen Leuten als Putzfrau arbeiten gehen, und abends ist sie immer so geschafft, dass sie manchmal vor mir ins Bett geht. Deshalb versuche ich zu Hause immer den braven Sohn zu geben und ihr nicht mehr Sorgen zu machen, als sie ohnehin schon hat.
    Die Mathe-Hausaufgaben hatte ich schnell gemacht, da bin ich ganz gut. Aber Deutsch war wieder so was total Bescheuertes. Wir sollten einen Aufsatz schreiben, mit den Stichworten: »Kaufhaus – Mutprobe – Detektiv – Strafe.« Das fand ich so dämlich, das ich gar keinen Bock mehr hatte. Ich sah schon unseren Deutschlehrer Herrn Wilkes, wie er sich seinen Ziegenbart streichelte, 32 Geschichten über irgendwelche blöden Kinder las, die Mutproben im Kaufhaus anstellten: Allesamt klauen etwas Doofes, werden erwischt und dafür bestraft und sehen dann ein, dass es ganz schlimm war zu klauen. Das war mir echt zu idiotisch.
    Also schrieb ich eine Geschichte mit einem Außerirdischen-Kaufhaus in einer Raumstation auf dem Westlichen Spiralflügel der Milchstraße, wo zwei Norgs von Planeten Xxaagth als Mutprobe versuchen, ihre stecknadeldünnen Köpfe in die Teilchenbeschleuniger-Rohre der Plasma-Kanonen zu stecken, die dort im Regal lagen. Doch dann erscheint Danger Ranger Dan, der wagemutige Weltraumdetektiv, auf der Bildfläche und merkt, dass sie in Wahrheit keine harmlosen Norgs sind, sondern ganze gemeine Gogoleks, Gestaltwandler der übelsten Sorte, die lernen wollen, sich in riesige Plasma-Kanonen zu verwandeln, um die Raumstation in die Luft zu jagen. Deshalb zieht Danger Ranger Dan einfach kurz mal grinsend am Abzug und pustet ihnen beiden die Stecknadel-Köpfe weg – und das war dann ihre Strafe.
    Perfekt. Ich wusste, das würde Herrn Wilkes überhaupt nicht gefallen. Er würde sich ganz viel über den Ziegenbart streicheln, mir wieder eine 4 geben und wohl tatsächlich denken, ich hätte seine dämliche Aufgabe nicht kapiert. Bloß weil die anderen Kids 32-maldieselbe Geschichte abgeben würden. Aber das war mir egal. Wenn ich groß bin, hacke ich mich sowieso in die Weltbank ein, und dann bin ich reich. Dann schicke ich Herrn Wilkes eine Postkarte von meiner Privatinsel in der Karibik.

Am nächsten Tag sauste ich direkt nach der Schule nach Hause, erledigte schnell die Hausaufgaben, zog mir mein bestes weißes Streberhemd an und steckte mir gleich zwei Kugelschreiber in die Brusttasche. Mülli hatte ich in der Schule auch gewarnt, nicht in seinen üblichen schwarzen Heavy-Metal-T-Shirts mit flammenden Totenköpfen und so aufzutauchen. Als ich ihn am S-Bahnhof traf, hatte er einen gestreiften Pulli an, so wie ihn Charlie Brown in den Snoopy-Comics immer trägt.
    »Seh ich aus wie ein Nerd?«, fragte Mülli stolz und benutzte das englische Wort für einen Streber oder Computerfuzzi.
    »Voll. Obernerd.«
    »Hey, Uggroll ist jetzt schon Level 35. Ich... ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Mann.«
    Ich sah ihn an. Hatte der etwa Tränen in den Augen? Das gab’s doch nicht. Mülli schluckte. »Du hast echt was gut bei mir, Mann.«
    »Na fein. Dann lass uns mal ein bisschen Industriespionage betreiben.«
    Er schluckte wieder. Aber er war dabei.
    Wir fuhren mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof zur Haltestelle Immensstadt und stiegen dort aus. Ohne Witz, die haben ein ganzes Stadtviertel nach sich benannt. Dort war alles voller grauer Gebäude und Hochhäuser und Zäune. Es sah ein bisschen aus wie die alten Bilder von der Berliner Mauer. Überall liefen so Technik-Heinis rum, aber die sahen gar nicht aus wie die schicken Manager-Typen auf der Website. Eher wie die Obernerds, die mit 30 noch bei ihrer Mama wohnen, Pullunder tragen und eine Modelleisenbahn im Keller haben.
    »Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen Extraparkplatz für die schicken Manager-Typen«, flüsterte ich Mülli zu.
    »Klar. Die fahren nicht mit der S-Bahn«, flüsterte er zurück.
    Es war kein Problem, den Haupteingang zu finden, man musste bloß dem Strom dieser Superhirnis folgen, dann kam man an ein großes weißes Metalltor mit einem Drehkreuz und einem Pförtnerhäuschen. Ich ließ mir nichts anmerken und ging forsch hindurch, während Mülli ein bisschen zögerte. Das Drehkreuz sah so aus, als würde man so schnell nicht mehr
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