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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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dass nicht so viele Leute Linux laufen hatten und es deshalb nicht lohnte, Viren dafür zu schreiben.
    Vorsichtig klopfte ich an die Tür. Mit einem genervten Gesicht drückte Tarkan auf den Türöffner und ließ mich rein. Sein Kopf qualmte und ich war mir nicht ganz sicher, ob das an der Zigarette lag, die er rauchte, oder an seiner Wut.
    »Da ist ja der Übeltäter! Komm her, Bursche! Sieh dir nur an, was du angerichtet hast.« Mein dicker Onkel deutete auf seinen Bildschirm. Aber gleichzeitig drückte er die Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus, damit er mich nicht vollqualmte – und da wusste ich, dass er schon dabei war, mir zu verzeihen. Gut, dass ich vorbeigekommen war.
    Trotzdem war ihm deutlich anzumerken, dass er innerlich kochte: »Du bist jetzt berühmt«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor und als ich auf den Bildschirm blickte, sah ich, was er meinte: lauter Meldungen über den VX-Virus, der sich von unserem Netzwerk aus verbreitet hatte.
    »Die schreiben mal wieder nur Müll«, keuchte Tarkan. »Es ist ein Wurm und kein Virus und dabei gar nicht so was Besonderes. Das Meiste kann sich jedes Script Kiddie mit dem Virus Constructor Kit in fünf Minuten zusammenbasteln. Nur ein paar Sachen hat er dabei, die sind wirklich neu...«
    Tatsächlich gab es online richtige Virus-Baukästen, mit denen man sich seinen eigenen Virus – oder in dem Fall Wurm – bauen konnte. Ein Wurm war ein Virus, der sich selber verbreitet, also nicht darauf wartet, bis der Nutzer ihn rüberkopiert, sondern sich selber mit E-Mail-Programmen und so weiter verbreitete. Script Kiddie war ein abfälliger Begriff unter Hackern für Anfänger – Noobs –, die einfach von irgendwoher einen Code übernehmen, anstatt ihn selber zu schreiben.
    »Aber einen Baukasten-Virus müsste doch jede normale Antiviren-Software erkennen?«, wunderte ich mich.
    »Na ja, ganz so blöd ist dein Binhexer wohl nicht. Er hat schon selber was dazuerfunden. Dann einen neuen Namen: VX ist ja wohl so ein Giftgas... da gibt’s doch diesen Film mit Nicholas Cage... und die Signatur gegen seine eigene ausgetauscht, das hilft schon. Außerdem«, fauchte Tarkan mich an, »war er ja schon hinter der Firewall, dem Schutzschild, das das Netzwerk nach außen absichern soll. Dank deiner genialen Aktion hast du ihn uns ins Haus geholt und all meinen lieben Kunden auch. Die mir den ganzen Tag aufs Dach gestiegen sind.«
    Schuldbewusst starrte ich auf den Monitor, wo die Meldungen aus aller Welt eintrudelten. Der VX-Virus schien sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Es gab Meldungen auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, sogar etwas, das aussah wie Chinesisch oder Japanisch oder so was. Oh Mann! Was hatte ich da nur angerichtet!
    »Und irgendwann werden sie draufkommen, dass der Wurm von hier aus losging«, stöhnte mein Onkel und zündete sich unwillkürlich noch eine Zigarette an. Es lagen schon zwei zerknüllte Packungen auf seinem Schreibtisch. »Wir werden überall in den Fachblättern drinstehen, als Quelle des berühmten VX-Wurms. Dann kann ich meinen Laden dichtmachen.«
    »Nicht unbedingt«, wagte ich zu entgegnen. »Nicht, wenn wir den wahren Binhexer festnageln können.«
    Onkel Tarkan hob eine Augenbraue und blickte mich skeptisch an. »Du hast schon genug Schaden angerichtet für einen Tag«, grollte er und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. »Jetzt Marsch, ab nach Hause, sonst machtsich deine Mama noch Sorgen, und ich krieg wieder den Ärger. Es wird schon bald dunkel.«
    Ich hätte ihm in dem Moment so gerne von meinem genialen Plan erzählt und davon, dass wir morgen in den größten Technikkonzern der Welt marschieren und dort den Binhexer aufspüren würden. Aber ich merkte, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war. Tarkan hatte echt Stress. Der Virus pflanzte sich rasend schnell fort, verwandelte einen Computer nach dem anderen in einen ferngesteuerten Zombie -PC, der weitere Viren verschickte. Und das Einzige was man machen konnte war, den Stecker rausziehen, alles löschen und noch mal ganz von vorne anfangen. Wenn Tarkan Pech hatte, würde bald die Polizei bei ihm im Laden stehen. Ich beschloss also, lieber das zu tun, was er sagte, schnappte mir meine Schulsachen und ging nach Hause.
    Oh Mann! Die Schule! Hausaufgaben musste ich auch noch machen! Ich glaube, ich bin echt froh, wenn dieser Tag vorbei ist, dachte ich mir .
    Zu Hause hatte Mama Börek und Baklava vom Dönerladen mitgebracht, mein
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