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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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ich an [email protected]. Ich hätte auch an [email protected] oder sonst was schreiben können. Der Web-Server hatte ein System, um E-Mails an den User weiterzuleiten. POP3 hieß das, für Post Office Protocol. Wenn das so eingestellt war, dass alle Mails mit der Endung @binhexer.de an sein Postfach gingen, waren wir am Ziel. Dann schrieb ich:
    Hey, du Pfeife! Du hast dich mit den Falschen angelegt! Wir werden dich kreuzigen. Und wir freuen uns schon drauf.
    Enigma
    Senden. Wuuusch machte es, als die Mail rausging. Wenn die Nachricht nicht durchging, dann würden wir bald eine Fehlerbenachrichtigung erhalten. Das funktionierte so: Meine E-Mail würde erst mal zu Müllis Internet-Anbieter gehen, zum Domain-Name-Server. Der DNS würde in einer Liste nachgucken, ob es die Domäne »binhexer.de« überhaupt gab und was die zugehörige IP-Adresse war. Wenn es die Domäne nicht gab, würde eine Fehlermeldung »illegal domain name« kommen. Ansonsten würde es die Mail an diese IP-Adresse auf dem Webserver schicken, den der Binhexer verwendete. Und wenn ich Glück hatte, war der so eingerichtet, dass alle Mails an binhexer.de weitergeleitet wurden. Wenn nicht, würde es eine Fehlermeldung »invalid address« geben...
    »Ping!« Da kam auch schon die Antwort. Allerdings hatte der Schlauberger seinen Absender geändert. Nun hieß es:
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Text:
    101 d45 w111 1(# j4 m41 53h3n 1 ph331 61üx u 10532 1
    »Grr! Na warte, dir werd ich’s schon noch zeigen!«, fluchte ich auch schon, während Mülli mich verständnislos anglotzte:
    »Sag bloß, du kannst das lesen?«
    »Oh Mann, Mülli, kennst du das nicht aus deinen Gamer-Foren?«
    Er schüttelte den Kopf und schien leicht zu schielen.
    »Das ist Leetspeek «, erklärte ich ihm. »So ’ne Art Geheimsprache unter Hackern oder solche, die sich dafürhalten. Die sich für was Besseres halten, weißt du? Leet kommt von Elite, also Elitespeech, dabei ersetzt du Buchstaben durch Zahlen oder durch andere Buchstaben. Hier, ich zeig’s dir:
    l3375933k = LEETSPEAK
    schrieb ich ihm auf. »1 ist L oder I oder !, 3 ist E, 5 ist S, 7 ist T... Guck dir einfach das ganze Wort an und überleg dir, wonach es aussieht, dann kommst du schon drauf.«
    Mülli fuhr tatsächlich mit dem Finger den Bildschirm ab und versuchte, mit den Lippen Worte zu formen. Beim ersten Wort musste ich ihm gleich helfen: »L O L. Das heißt LOL.«
    » Laughing Out Loud . Lautes Gelächter. Ja, das kenn ich vom SMSen!«, freute er sich. Stolz.
    »Und jetzt versucht mal den Rest.«
    »D... das Wii, nein will, das will i... ich... das will ich ja mal sehen ! Und die 1 ist ein Ausrufezeichen. Und der Rest...
    »Ist halb Englisch«, gab ich ihm als Tipp mit auf dem Weg.
    »Pheel... viel! Das heißt viel... Glüx! Viel Glück u Loser. Du Loser.«
    »Genau. Und wollen wir das auf uns sitzen lassen?«
    »Nee! Antworte ihm!«, freute sich Mülli. »Schreib ihm irgendwas Fieses in Leetspeek!«
    »Ist doch Kinderkram. Ich schreib ihm Klartext. Das ist viel besser. Auf den Inhalt kommt es an.«
    Und deshalb schrieb ich eine Mail zurück an den Binhexer.
    Nur eine Zeile, aber die hatte es in sich:
    Danke für die Mail, du Trottel. Jetzt wissen wir endlich, wo du wohnst. Pack schon mal die Zahnbürste ein für den Knast.
    Danach kam nichts mehr.
    »Jetzt hat er hoffentlich richtig Schiss«, erklärte ich dem verwunderten Mülli. »Und wenn ich recht hab, wird er alles vom Server löschen, was wir irgendwie mit ihm in Verbindung bringen könnten.«
    »Und das ist... gut?«, staunte mein ahnungsloser Kumpel.
    »Wenn wir das Löschen zurückverfolgen können – dann schon.«
    Auf dem Heimweg mit der U-Bahn wollte ich noch mal bei Onkel Tarkan im Laden vorbeischauen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er wegen mir jetzt so viel Arbeit hatte. Außerdem wollte ich ihm sagen, dass ich eine Spur hatte. Aber als ich vorbeikam, war er dafür nicht in der Stimmung.
    In der schmutzigen Glastür von »Computer 2000« hing ein »Geschlossen«-Schild, und dahinter sah man Tarkan grübelnd an seinem Rechner sitzen. Er hatte einen Linux-Rechner, der ohne das normale Dosen-Betriebssystem auskam und deshalb vom Virus nicht betroffen war. Linux war ein kostenloses Betriebssystem, entwickelt von einem verrückten Finnen namens Linus Torvalds und von Hackern auf der ganzen Welt weiterentwickelt, sodass es nicht so viele Probleme hatte wie die Dosen. Vielleicht lag das aber auch nur daran,
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