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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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Fragen umgehen. Tarkan erzählte ihnen dann so ein Märchen, dass sie den Stecker umpolen mussten, indem sie ihn in der Steckdose umdrehen. War natürlich totaler Quark, da aus der Wand Wechselstrom kommt, es ist also egal, wie rum der Stecker ist. Aber egal. Tarkan wollte die Leute bloß dazu bringen, unter den Schreibtisch zu krabbeln und nach dem Stecker zu gucken, ohne am Telefon zugeben zu müssen, dass sie totale Trottel sind.
    Mit solchen Piloten hatte unser Chef-Trainee also den ganzen Tag lang zu tun. In jeder IT-Abteilung jeder großen Firma gibt es immer einen Dödel, der den schwarzenPeter hatte und die »Service-Hotline« beantworten musste, das heißt ständig überall auf Abruf bereit sein, um blöde »Mein-Computer-ist-kaputt«-Fragen zu beantworten. Deshalb hatte Käpt’n Khakashvili zwei Telefone, ein Handy und ein Schnurloses – was total lustig war, denn immer, wenn er auf dem Schnurlosen sprach und also belegt war, riefen die Leute stattdessen bei ihm auf dem Handy an. Dann musste er das eine Gespräch abwürgen oder in die Warteschleife tun, um ans Handy zu gehen und dem neuen Anrufer zu sagen, dass er bereits ein wichtiges Gespräch in der anderen Leitung hatte und ob er zurückrufen könnte. Inzwischen hatte dann meist der erste Anrufer, der eh schon total genervt war, weil sein Computer »kaputt« und Kaka irgendwie schuld daran war, schon wieder aufgelegt. Den musste er dann auch wieder zurückrufen und sich tausend Mal entschuldigen. Wenn das Schnurlose nicht schon wieder bimmelte.
    Kaka war also perfekt. Er war so gestresst und oberwichtig, dass er uns so gut wie überhaupt nicht beachtete. Als er uns zu dem Gebäude geführt hatte, in dem sich die Hauptserverräume befanden, hatte er uns praktisch schon wieder völlig vergessen. Die Computerabteilung war in einem runden, weißen, mehrstöckigen Silo mit schwarzen Fenstern wie Wespenstreifen. Drinnen roch es nach Cola, Pizza, Elektronik und Schweiß, und lauter bleiche unsportliche Typen saßen in ihren Kämmerchen und starrten in ihre Monitore. Auch sie beachteten uns nicht weiter.
    Wir kamen an einer offenen Stahltür zu einem größeren Raum vorbei, in dem keine Menschen waren, sondern nur große Regale voller Server. Die Server, das sind die Autobahnkreuzungen des Internet, die die ganzen Datenhin- und herschickten und eigene Daten zur Verfügung stellten.
    »Bingo! Volltreffer«, freute ich mich, und Mülli glotzte mich wieder mal verständnislos an. Er hatte keine Ahnung, wieso ich mich so freute. Also erklärte ich es ihm. »Das sind Webserver. Das heißt, sie machen ihre Internet-Anbindung selber. Ich hatte schon Angst, dass es über einen externen Provider läuft. Dann hätten wir uns irgendwie bei dem noch mal einschleichen müssen! Aber die sind ja eine Technik-Firma, oder? Da machen die das natürlich selber...«
    »Und? Was machen wir jetzt?«
    »Hacken«, zwinkerte ich ihm zu. Dann wandte ich mich zu unserem Trainee um, der immer noch auf zwei Leitungen gleichzeitig telefonierte. »Herr Kaka... Kaka... Kakaspaghetti...?«, versuchte ich, ihn zu unterbrechen. Doch er wandte sich ab und telefonierte weiter.
    Also ging ich wie beiläufig zum PC, der im Serverraum stand und vor sich hin schlummerte. Bunte Bilder von weißen Palmenstränden und tropischen Meeresfischen wechselten sich auf dem Bildschirm ab. Der Bildschirmschoner war an. Ich drückte eine Taste, um ihn wieder aufzuwecken, doch es kam ein Eingabefenster mit der Aufforderung, mein Passwort einzugeben.
    Ich winkte Kaka herüber, der zu beschäftigt mit seinen Telefonaten war, um richtig zuzuhören, und brabbelte irgendetwas von wegen, ich würde gerne die Netzwerkarchitektur sehen. Genervt tippte er seinen Namen und Passwort ein. Ich starrte ihm auf die Finger und sah zu meiner großen Verwunderung, was er da tippte: Der User-Name war »admin« (für Administrator), und das Passwort war »passwort«! Das gab’sdoch nicht! Sie hatten die gängigste Allerwelts-Kombination von User-Namen und Passwort überhaupt gewählt! Das war oft schon vom Hersteller so eingestellt, bevor man die Dinger überhaupt erst auspackte! Na ja, ihr Superhirne, da wär’ ich auch so draufgekommen. Und merken konnte ich mir das ganz sicher. Wie unvorsichtig die Leute werden, wenn sie sich erst mal hinter einer Firewall in Sicherheit wähnen! Ungefähr so muss das wohl damals in Troja gewesen sein, als alle schliefen, weil sie dachten, ihre Stadtmauern beschützten sie!
    Jetzt wandte
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