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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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Chip-Herstellung zu tun. Was ich auf jeden Fall wusste, war, dass es die perfekte Tarnung war, denn schon waren wir von Kopf bis Fuß verhüllt und zogen uns Atemmasken übers Gesicht. Dann mischten wir uns unter die gelangweilten Jugendlichen und versuchten, nicht aufzufallen.
    »So, ich glaube wir haben Glück, es sind gerade noch genug Schutzanzüge da. Ihr müsst wissen, die Transistoren auf einem Mikrochip sind extrem klein – die Kleinsten sind so breit wie zehn Atome. Ein Staubkorn wirkt da drauf ungefähr so wie ein riesiger Felsblock auf der Autobahn.«
    Als alle angezogen waren, führte sie uns durch eine abgeriegelte Glastür, dahinter war wieder so ein Astronaut, der kontrollierte, dass wir auch alle wie Astronauten gekleidet waren. Wir kamen in eine Werkshalle, die so aussah wie aus einem Science-Fiction-Film. Zwei Meter lange, glänzende Kristalle hingen von der Decke wie riesige künstliche Eiszapfen aus Kristall. Boah. Darum herum standen noch mehr Außerirdische und ließen sie auf- und abfahren. Voll krass. Wie die Eishöhle von Superman oder so.
    »Wie ihr vielleicht wisst, werden Computerchips aus Silizium hergestellt. Das ist eines der häufigsten Elemente unseres Planeten. Ungefähr 20 % der Erde bestehen daraus. Manche sagen dazu auch...«, sie langte in einen Bottich, holte eine Handvoll Pulver heraus und ließ es durch die Hand gleiten, sodass ein feines Wölkchen herunterströmte: »...Sand. Quarzsand, genauer gesagt.«
    Mir blieb total die Spucke weg. Während die anderen Teens um mich herum in der Nase bohrten und sich Kopfnüsse gaben, starrte ich wie gebannt auf unsere Führerin. Ich hatte alles außen herum vergessen, unsere Mission, unsere Flucht, unsere Verfolger, alles. Das war also der Stoff, aus dem die Computer-Träume sind? Sand? Kaum zu glauben.
    »Silizium ist einer der wenigen Halbleiter , das sind Stoffe, die mal Strom leiten, mal nicht. Die meisten Stoffe sind entweder leitend oder nicht leitend, und damit basta. Bei einem Halbleiter wie Silizium oder Germanium funktioniert das Material selber als Schalter, der entweder an oder aus ist. Deshalb ist es möglich, die Chips so klein zu machen.«
    Gebannt starrte ich auf den Oberlippenflaum von Frau Mannweib und war in dem Moment wie verliebt. Noch nie hatte ich darüber nachgedacht, woher die Chips und Prozessoren, mit denen wir so viel anstellen konnten, eigentlich kamen. Und jetzt hatte sie mir die Augen geöffnet. Es hatte alles plötzlich eine wunderschöne, reine Klarheit, verkörpert durch diese diamantartigen Eiszapfen, die hier von der Decke hingen.
    »Das Silizium muss 99,99 % rein sein. Dann wird es auf 1400 Grad erhitzt und in diese Kristalle gegossen, indemman den Kristall immer wieder durchs Bad zieht, so ähnlich wie beim Kerzenmachen.«
    Sie führte uns weiter in die Werkhalle hinein, wo die wunderschönen, kerzenartigen Stelen in Glaskabinen zerstückelt wurden: von Roboterarmen mit Diamantsägen wie bei irgendwelchen Killerrobotern aus MechWarrior . Heraus kamen pizzagroße schillernde Scheiben, die sogenannten Wafer oder Rohlinge, aus denen dann die Chips gemacht wurden. Andere Roboter polierten diese wiederum, bis sie heller glänzten als eine neue DVD in der Saharasonne.
    Ich starrte so gebannt auf diese Ursprünge der Chiptechnik, dass ich es fast nicht bemerkte, als Mülli mich immer ungeduldiger am Ärmel zupfte. Schließlich zischte er mir ins Ohr wie eine lästige Fliege, sodass ich einfach aufhorchen musste: »Enis! Guck mal! Die sind hinter uns her!«
    Ich blickte mich zu der Glastür um, durch die wir den Reinraum betreten hatten, und tatsächlich, an der Scheibe glotzten ein halbes Dutzend uniformierte Sicherheitstypen herein. Zum Glück waren wir ja alle maskiert.
    »Keine Panik! Verhalt dich unauffällig«, zischte ich zurück, was Mülli nicht davon abhielt, unsere Verfolger trotzdem immer wieder panisch anzustarren.
    Also versuchte ich, die Sache ein bisschen zu beschleunigen. Es brach mir fast das Herz, diese wunderschönen Siliziumstangen in Reinform zurückzulassen. Doch ich begann, unsere Führerin mit Fragen zu löchern, die weiterführten als das, was sie uns bereits gezeigt hatte: Wie denn die Leiterbahnen auf die Chips kamen, was dann mit ihnen passierte und so weiter.
    Sie freute sich, dass ihr außer dem Lehrer (der, glaube ich, genauso verknallt war wie ich!) tatsächlich jemand Aufmerksamkeit schenkte, und führte uns wie erhofft weiter in den makellosen Tempel der Technik
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