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Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
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hinein.
    »Gute Frage, denn jetzt kommt ja erst das eigentlich Interessante. Die Silizium-Rohlinge werden mit einer lichtempfindlichen Schicht bedeckt – wie Photopapier. Dann werden die einzelnen Leiterbahnen darauf projiziert und mittels Linsen so klein gemacht, dass man sie gar nicht mehr erkennen kann. Aber die Muster sind da. In einem speziellen chemischen Prozess werden dann die Stellen weggeätzt, die man nicht haben will, und so ist eine Schicht fertig... Die Chips haben oft bis zu acht oder neun Schichten von Leiterbahnen übereinander – wie ein Netz aus Autobahnen...«
    »...in Megatokio!«, freute ich mich, und ich sah, dass sie in dem Moment dasselbe sagen wollte wie ich. Wir sahen uns an, ich, der kleine Pimpf, und sie, die Technikgöre, und ich versuchte mir vorzustellen, wie unsere Kinder aussehen würden.
    Da zupfte Mülli mich wieder am Ärmel und unterbrach unseren Augenblick technikverliebter Zweisamkeit. Mittlerweile hatten die Wachleute sich durch die Glastür gewagt und sich Zugang zum Reinraum verschafft. Der außerirdische Chirurg am Eingang diskutierte gerade lautstark mit den Wachleuten darüber, ob sie den Reinraum betreten durften. Es gab scheinbar keine Astronautenanzüge mehr, und man sah, dass der High-Tech-Pförtner am Eingang eher einen tollwütigen Hund in einen Kindergarten lassen würde als diese polternde Truppe von Hilfssheriffs mit Hauptschulabschluss und schmutzigen Schuhen in seinen heiligen Reinraum. Ich hoffte, er würde standhaft bleiben.
    Es sah auf jeden Fall danach aus. Die Komikertruppe in den blauen Uniformen ließ einen Wachmann hier an der Pforte zurück und zog wieder ab, wahrscheinlich um das Gebäude zu umstellen. Jetzt wusste ich, es wurde eng.
    Derweil fuhr meine Muse mit ihrer Führung fort: »Die Herstellung eines Chips kann also mehrere Monate dauern, mit bis zu 500 Arbeitsschritten und 35 verschiedenen Matrizen. Am Ende wird jeder einzelne Chip unter dem Elektronenmikroskop überprüft, und alle Defekten wandern auf den Müll. Deshalb ist es so wichtig, dass der Reinraum sauber bleibt. Dafür gibt es um uns herum eine aufwendige Lüftungsanlage. Die Stockwerke über und unter uns bestehen praktisch nur aus Lüftung.«
    Was vernahmen meine Ohren da? »Mülli, hast du das gehört?«, raunte ich meinem Kumpel zwinkernd zu. Wir beide hatten sofort Bilder von Agent Ethan Hunt im Kopf, der durch irgendwelche Lüftungsschächte ins CIA-Hauptquartier eindrang. Doch ich war jetzt schon, mit meinen 14 Jahren, etwas kräftiger als Ethan Hunt, dank Döner und Hamburger im Bahnhofs-Viertel. Durch einen normalen Lüftungsschacht würde ich wahrscheinlich nicht durchpassen. Aber eine ganze Etage? Das hörte sich gut an.
    »Ähm, ein ganzes Stockwerk Lüftung?«, hakte ich nach.
    »Zwei sogar«, erwiderte sie – ganz offensichtlich wiederum hocherfreut, dass sich jemand für das Gesagte interessierte.
    »Können wir die nachher mal sehen? Nur so aus Neugier«, versuchte ich, sie in die richtige Richtung zu lenken.
    »Ja, sicher, warum nicht... Nun kommen wir hier zur Lithografie, wo die Leiterbahnen mit Hilfe einer lichtempfindlichen Schicht auf die Chips übertragen werden...«
    »Enis...«, zupfte Mülli wieder, und durch die wenigen Fenster konnte man sehen, wie die Wachleute sich überall um das Gebäude postierten. Wir waren umzingelt. Von der Lithografie konnte man eh nicht besonders viel erkennen, da alles in dunklen Kisten stattfinden musste. Unsere Firmentante hatte es aber nicht besonders eilig und erklärte gerade, dass die Chipdesigner zu Hause den ganzen Tag wie die Architekten Pläne für spezielle Chips entwarfen. Das waren wohl die echten Superhirne hier, die neun verschiedene Schichten von Leiterbahnen im Überblick behalten konnten wie Kirk und Spock beim 3-D-Schach. Aber auch wenn ich mich ebenfalls auf eine andere Ebene abzusetzen gedachte – ich hatte da ganz andere Pläne...
    Mit Mülli hing ich der Gruppe hinterher, als wenn wir uns total für die Lithographie-Maschinen interessieren würden, und dann düsten wir schwupps um eine Ecke. Dort hatte ich eine weiße Tür gesehen mit einem Notausgang-Schild und so einem Bügel, der immer aufging, wenn sich die panische Menge im Brandfall dagegenpresste. Hoffentlich war er nicht mit einem Alarm versehen. Ich drückte dagegen und – nichts passierte. Also schlüpfte ich mit Mülli hindurch, und wir fanden uns in einem weißen Treppenhaus wieder, das nach oben und unten führte. Vor uns war eine zweite
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