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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia
Autoren: Michael Gerber
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wir deiner Meinung nach tun?«
    »He!«, sagte Ed. »Ich war derjenige, der...«
    »Ed hat Recht«, sagte Pete, der immer noch verheult aussah, aber zu schreien aufgehört hatte. Petes unglaubliches Regenerationsvermögen schürte in Ed den Verdacht, er könnte ein Mutant sein. »Also, Ed, was machen wir?«
    »Abhauen, was sonst? Und vor allem: Bis dahin nichts essen oder trinken. Da sind garantiert Betäubungsmittel drin.«
    »Stimmt«, sagte Pete entschlossen. »Wenn wir fliehen wollen, müssen wir uns ein Seitpferd suchen.«
    »Uuh, ein Pferd!« Loo liebte Pferde fast ebenso sehr wie
    den eisigen Hauch des Todes. »Wenn wir eins finden, darf ich es dann behalten?«
    »Loo, wieso bist du nicht bewusstlos?«
    »Ups, hab ich ganz vergessen«, sagte Loo, und das ist nur die erste von vielen Ungereimtheiten in dieser Geschichte. Ed schüttelte den Kopf: So ein Buch würde das also werden. Aber nun zurück zur Handlung: Sue machte ein besorgtes Gesicht.
    »Ist was, Sue?«, fragte Pete.
    »Pete, ich weiß ja, dass du... ein sportlicher Typ bist«, sagte Sue, »aber hältst du es wirklich für angebracht, in einem solchen Augenblick zu turnen?«
    Pete lachte schallend. »Nein, nein, Sue - das Ding benutzen wir zur Flucht! Wir schieben das Seitpferd raus auf den Rasen, hocken uns abwechselnd darunter, graben einen Tunnel und tragen die Erde in unseren Hosen weg. Das hab ich in einem Film gesehen.«
    »Nicht zu fassen, dass ich mit dir verwandt sein soll«, sagte Ed zu ihm.
    »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
    »Keine Ahnung - wie wär’s mit Weglaufen? Ich weiß, das ist nicht besonders originell, aber...«
    »Nein, nein, das geht nicht«, sagte Sue. »Ich hab noch keinen Dankesbrief geschrieben.«
    »Jetzt hört’s aber auf.«, brüllte Ed.
    Sue ließ nicht locker. »Wenn man bei jemandem übernachtet...«
    »Gezwungenermaßen?«
    »... gehört es sich nun mal, dass man einen Dankesbrief hinterlässt«, sagte Sue. »Ich hab noch nicht mal ein hübsches Briefpapier.«
    Ed schwieg und schaute zum Fenster hinaus auf den spöttisch grinsenden Mond, der sich im Burggraben spiegelte. Um die Wogen wieder zu glätten, fragte Pete: »Ed, was denkst du?«
    »Ich frage mich, ob Sue, wenn ich sie aus dem Fenster werfe, mir den Spaß verderben würde, indem sie es überlebt?«
    »Ed!«, rief Sue halblaut. »Sei still! Du bringst Du-weißt-schon-wen noch auf dumme Gedanken.«
    »Darauf bin ich schon selbst gekommen«, mischte sich Loo ein. »Ist das da unten ein Burggraben? Ich dachte, es wäre ein ringförmiger Fluss.«
    »Ja, das ist ein Burggraben, Loo, und du wirst nicht darin umkommen«, sagte Sue und knallte das Fenster zu. Sie warf Ed einen finsteren Blick zu. Beide zogen ein Messer und begannen einander zu umkreisen. Sie hatte Messerfechten bei den Girl Guides gelernt, Ed bei den Boy Scouts (bevor er wegen Gehorsamsverweigerung hinausgeworfen wurde).
    Pete, der geborene Anführer, ging dazwischen. »Ed... Sue... wir müssen Zusammenhalten, besonders wenn es so schlimm um uns steht, wie Ed offenbar glaubt.«
    Ed wandte den Blick von seinem Klappmesser. »Zweifelst du an meinen Worten? Du willst wohl bei lebendigem Leibe seziert werden...«
    »Alter Schwarzseher«, sagte Sue und steckte ihr Stilett wieder ein. »Vielleicht spritzen sie uns bloß Kosmetika in die Augen.«
    »Na toll! Dann kriegen sie auch von mir einen Dankesbrief.«
    »Hör mal, Ed, ich weiß, dass du sauer bist, weil wir nicht deinen Fluchtplan nehmen«, sagte Pete, »aber ich finde ihn einfach ein bisschen... riskant. Je eher wir ein Seitpferd finden...«
    »Und Briefpapier«, warf Sue ein.
    »... genau, und Briefpapier, desto schneller sind wir wieder zu Hause.«
    »Bei unseren Eltern, den gemeingefährlichen Psychopathen«, sagte Ed.
    Pete war drauf und dran, an die Decke zu gehen, doch da fiel ihm das Pfefferspray ein. »Ich will das mal überhört haben, weil wir verwandt sind«, sagte er. »Wenn morgen schönes Wetter ist, stellen wir das Seitpferd auf und fangen an zu graben.«

    Der nächste Tag war ein typisch englischer Sommertag - trüb und feucht. Der klamme, seltsam klebrige Nebel war so undurchdringlich, dass man aus dem Fenster weder die Berge noch den Wald sehen konnte, ja nicht einmal den Garten, in dem die Schäferhunde ausgehungert wurden, damit sie bösartiger wurden.
    Ed schaute hinaus - das Wetter konnte nicht besser sein! Sonst liebte er es, früh aufzuwachen und darauf zu lauschen, was sein Bruder im Schlaf murmelte - es konnte
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