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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia
Autoren: Michael Gerber
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damit die Luftröhre abzudrücken. Es funktionierte nicht.
    »Scheinbomben, klar«, sagte Ed. Loo fiel auch auf jeden dummen Scherz herein. Sonst machte es Ed Spaß, sie zu veräppeln, aber im Moment war er dazu zu verärgert. »Das hab ich dir doch schon im Laderaum des Postautos auf dem Weg von London hierher erklärt. Es gibt keinen Krieg...«
    Pete kam wieder zu sich. »Hab ich da das Wort Krieg gehört?«, fragte er voller Tatendrang.
    »... Der Zweite Weltkrieg ist seit zig Jahren vorbei. Mum und Dad machen uns was vor.«
    »Pah!«, motzte Sue. »Sei doch nicht albern. Wenn es keinen Krieg gibt, warum wollen sie dann, dass wir unter der Dusche einen Helm tragen?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem Dad so tut, als hätte ihm eine Bombe einen Arm abgerissen.«
    »Jetzt bist du aber echt bescheuert«, sagte Loo. »Hast du das neulich beim Frühstück nicht mitgekriegt? Bevor er wieder nachgewachsen ist?«
    »Arme wachsen nicht nach«, sagte Ed. »Er hat ihn sich bloß ins Hemd gesteckt - so.« Er machte es mit seinem Arm vor und zog ihn dann wieder heraus.
    »Ein Wunder ist geschehen! Schon das zweite in derselben Familie!«, rief Loo aus und warf Ed dann einen finsteren Blick zu. »Und du hältst Leute, die in die Kirche gehen, für blöd.«
    Sue saß mit den Händen im Schoß da und runzelte die Stirn. Sie begann Ed zu glauben - als geborene Zweiflerin war sie empfänglich für Verschwörungstheorien. * »Aber Ed, warum sollten sie uns anlügen? Willst du etwa sagen, dass Mum und Dad - unser eigen Fleisch und Blut — Srebnen sind?«
    »Ich will sagen, dass sie einen Knall haben«, sagte Ed gelassen. »Sie haben unsere Katze verkauft. Oder glaubst du immer noch, sie ist weggelaufen, um >in Hollywood ein Star zu werdend«
    »Pass auf, Bürschchen!«, sagte Pete, ließ das Kissen fallen und ballte die Fäuste. »Ich lasse nicht zu, dass jemand so über meine Eltern redet!« In geduckter Haltung näherte er sich Ed. »Na, komm schon!«, sagte er und ließ die Fäuste wirbeln wie ein Preisboxer.
    Ed holte eine Dose Pfefferspray aus der Tasche und nebelte seinen Bruder gehörig damit ein. Während Pete heulend durchs Zimmer kreiselte, reichte Ed Sue ein Stück Papier. »Diese Kleinanzeige habe ich in Dads Kommode gefunden.«
    »Wie kommst du dazu, in Dads Kommode herumzuwühlen?«, fragte Loo fassungslos, als hätte sie erwartet, dass Ed vor lauter Ungezogenheit hätte tot Umfallen müssen. »Das werd ich petzen!«
    »Klappe, Loo.« Sue nahm den Papierfetzen und las laut vor: »An alle Eltern! Wer vermietet seine Kinder? Biete REICHLICH KNETE!«
    Pete brüllte unartikuliert und rieb sich dabei wie wild die Augen. Da man ihn ohnehin mehrmals am Tag einsprühen musste, um ihn halbwegs in Schach zu halten, achtete niemand besonders auf sein Herumgetobe. Er rammte einen Bücherschrank und riss ihn mit lautem Getöse um.
    »Pete, bitte reiß dich zusammen, ich versuche etwas zu lesen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Pete tränenüberströmt. Er steckte den Kopf in seine Armbeuge und heulte in sein Hemd.
    »Sie haben die Nase voll von Ihren Blagen? Ich nehme sie Ihnen ab - für einen Monat, ein halbes Jahr oder so lange Sie wollen!«, las Sue. »Krimineller Chemiker auf pittoreskem Anwesen im Stile eines paramilitärischen Lagers sucht menschliche Versuchspersonen für Tests der neuesten Hormontherapien. Größtes unabhängiges Versuchslabor für Experimente am lebenden Objekt in Großbritannien. Die Probanden müssen pflegeleicht sein, besonders wenn sie in der Pubertät sind. Extreme Einfältigkeit von Vorteil. Keine Altersbeschränkung nach unten. Mein Angebot wird Sie überzeugen!« Sue brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen, dann reichte sie den Papierfetzen ihrer kleinen Schwester. Loo sträubte sich.
    »Nein! Ihr könnt sagen, was ihr wollt!«, rief Loo, zerknüllte das Papier und schleuderte es Ed entgegen. »Es ist Krieg, der Professor hat einen akademischen Titel und... und... das würde Papa uns nicht antun!«, schrie sie verzweifelt.
    Pete, Sue und Ed schauten Loo an und mussten alle dasselbe denken. Loo hatte ihren Vater wahnsinnig lieb, und deshalb verlor nie jemand ein Wort darüber, dass sie dem Pakistani, dem der Tabakladen am Ende der Straße gehörte, auffallend ähnlich sah.
    »Ist ja gut, Loo, ist ja gut«, sagte Sue mütterlich und tröstete ihre kleine Schwester mit einem raschen Knockout. Als Loo zu Boden sackte, sagte Sue: »Vor der haben wir erst mal Ruhe. Pete, du bist der Älteste, was sollen
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