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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Autoren: John Flanagan
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oder überhaupt die Waffenkunst zu erlernen. Auf diese Weise stellen sie sicher, dass die Fischer, Bauern oder Zimmerleute gar nicht erst auf den Gedanken kommen, Widerstand zu leisten. Es ist in der Vergangenheit natürlich schon hin und wieder vorgekommen, doch immer wurden die Aufständischen gnadenlos niedergemetzelt.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Horace.
    Shigeru stand nun etwas aufrechter und hielt den Kopf etwas höher. »Aber auch die Senshi müssen lernen. Sie müssen sich anpassen. Sie können nicht alle anderen Menschen als minderwertig behandeln. Wir brauchen unsere einfachen Leute, genau wie wir unsere Schwertkämpfer brauchen. Ohne sie gäbe es kein Essen für die Senshi, kein Bauholz für ihre Häuser, kein Feuerholz, um sich zu wärmen oder die Schmieden zu schüren, in denen sie ihre Schwerter anfertigen lassen. Sie müssen begreifen, dass jeder im Lande seinen Beitrag leistet zum Wolhlergehen unseres Volkes.«
    Horace schob nachdenklich die Lippen vor. Er wollte nichts dazu sagen, denn er hatte das Gefühl, dass Shigeru sich eine nahezu unmögliche Aufgabe stellte. Mit Ausnahme seines engsten Gefolges hatte die Mehrheit der Senshi sich als entschiedene Gegner jeglicher Änderungen erwiesen – ganz besonders, wenn dadurch den niedrigeren Klassen mehr Rechte verliehen wurden.
    Shigeru bemerkte das Zögern des jungen Mannes. »Seid Ihr anderer Ansicht?«, fragte er neugierig.
    Horace zuckte verlegen mit den Schultern. »Ich teile Eure Meinung«, sagte er. »Aber meine Meinung zählt nicht. Die Frage ist, ob Lord Arisaka sie teilt.«
    Horace hatte Ariska in der ersten Woche seines Aufenthalts kennengelernt. Er war der Oberherr des Shimonseki-Klans, der zu den größten und kämpferischsten aller Klans gehörte. Arisaka war ein mächtiger und einflussreicher Mann und machte keinen Hehl daraus, dass seiner Meinung nach die Senshi die dominierende Klasse in Nihon-Ja bleiben sollten. Er war zudem ein Meister der Schwertkunst und wurde als einer der besten Schwertkämpfer im Lande betrachtet. Horace hatte Gerüchte gehört, wonach Arisaka mehr als zwanzig Männer im Zweikampf getötet hatte – und noch weit mehr in jenen Kämpfen, die von Zeit zu Zeit zwischen den Klans aufflackerten.
    Shigeru lächelte grimmig bei der Erwähnung des hochmütigen Klanführers. »Arisaka-san muss vielleicht lernen, sich den Wünschen seines Kaisers zu beugen. Schließlich hat er mir seinen Eid geschworen.«
    »Dann wird er diesem Eid sicher auch verpflichtet sein«, sagte Horace, obwohl er diesbezüglich starke Zweifel hatte. Wie immer durchschaute Shigeru Horace’ Worte und hörte die Besorgnis heraus.
    »Ich bin ein unhöflicher Gastgeber«, wechselte er das Thema. »Wir haben nur noch wenig Zeit zusammen und Ihr solltet sie genießen, statt Euch über die inneren Angelegenheiten von Nihon-Ja Sorgen zu machen. Vielleicht können wir zusammen nach Iwanai reiten? Ich muss auch bald abreisen, um nach Ito zurückzukehren.«
    Sie hatten die letzte Woche in der zwanglosen Atmosphäre des Sommerpalastes des Kaisers verbracht, am Fuße der Berge. Sein Regierungspalast hingegen war eine beeindruckende ummauerte Festung in der Stadt Ito, einen Wochenritt weiter im Süden. Der Aufenthalt in der Sommerresidenz war angenehm gewesen, doch, wie Shigeru bereits angemerkt hatte, bahnte sich der Herbst seinen Weg ins Land, mit seinen kalten und stürmischen Winden, und die Sommerresidenz war bei kaltem Wetter nicht gerade die komfortabelste Unterkunft.
    »Das wäre sehr nett«, sagte Horace, der sich über die Aussicht, noch einige Tage Shigerus Gesellschaft genießen zu können, wirklich freute. Er dachte über diese Mischung aus Respekt und Zuneigung nach, die er dem Kaiser gegenüber empfand. Vielleicht hatte es mit der Tatsache zu tun, dass Horace als Waise aufgewachsen war und er daher von Shigerus zurückhaltender Stärke, seiner freundlichen Weisheit und stets guter Laune so beeindruckt war und große Verehrung für ihn empfand. Auf gewisse Weise erinnerte der Kaiser ihn an Walt, auch wenn seine feinen Manieren einen Kontrast zur oft ruppigen Art des Waldläufers darstellten. Horace deutete auf die sorgfältig gepflegten Bäume, deren Blätter jetzt von einem kräftigen Gelb und Orange waren und so den Herbst für alle sichtbar ankündigten.
    »Ich werde George mitteilen, dass er die Vorbereitungen für unsere Reise treffen soll«, sagte er, »und ich überlasse Euch der Betrachtung Eurer Bäume.«
    Shigeru betrachtete
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