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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
Autoren: Kevin Hearne
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Vergnügen unterschieden sich deutlich von meinen. Als Todesengel schätzt sie nichts so sehr wie einen sich in die Länge ziehenden Krieg. Sie trifft sich mit Kali und den Walküren, und gemeinsam genießen die Todesgöttinnen rauschende Nächte auf den Schlachtfeldern. Ich für meinen Teil habe nach den Kreuzzügen aufgehört, Krieg für eine glorreiche Angelegenheit zu halten. Heutzutage gebe ich Baseball eindeutig den Vorzug. »Was hat AENGHUS dir erzählt?«, wollte ich wissen.
    »Er hat nur gelächelt und erklärt, ich solle auf meine Freunde aufpassen.«
    »Du hast Freunde?«
    »Natürlich nicht.« Die Krähe sträubte die Federn und brachte angesichts dieser Vorstellung so etwas wie eine indignierte Miene zuwege. »Nun ja, Hekate kann recht amüsant sein, und wir verbringen neuerdings viel Zeit zusammen. Aber ich denke, AENGHUS hatte dabei wohl eher dich im Sinn.«
    Die MORRIGAN und ich haben eine gewisse Übereinkunft (auch wenn diese für meinen Geschmack etwas zu ungewiss ist): Sie wird mich nicht holen, solange meine Existenz AENGHUS ÓG weiterhin zur Raserei treibt. Uns verbindet keine wirkliche Freundschaft – die MORRIGAN ist kein Wesen, das so etwas zulassen würde –, doch wir kennen uns schon lange, und sie kommt immer mal wieder vorbei, um mich aus den gröbsten Schwierigkeiten herauszuhalten. »Es wäre ausgesprochenunangenehm für mich«, hatte sie mir einmal anvertraut, während sie mich aus der Schlacht von Gabhra rettete, »wenn du dir den Schädel abschlagen lässt und trotzdem nicht stirbst. Das würde mich in akute Erklärungsnot bringen. Ein derartiges Pflichtversäumnis meinerseits wäre nur schwer zu rechtfertigen. Also sorge von nun an dafür, dass ich dir nicht das Leben nehmen muss, um mein Gesicht zu wahren.« Zu jenem Zeitpunkt befand ich mich noch in einer Art Blutrausch und fühlte die Kraft durch meine Tätowierungen pulsieren; ich gehörte damals zu den Elitetruppen der Fianna und brannte darauf, mich im Zweikampf mit diesem überheblichen Schnösel König Cairbre zu messen. Doch die MORRIGAN hatte sich auf eine Seite geschlagen, und wenn eine Todesgöttin dir befiehlt, die Schlacht zu verlassen, dann verlässt du besser die Schlacht. Seit ich mir vor vielen Jahrhunderten AENGHUS ÓG s Feindschaft zugezogen habe, hat sie mich immer wieder vor tödlichen Gefahren gewarnt, und obwohl sie gelegentlich das Ausmaß der Gefahr etwas übertreibt, sollte ich ihr vermutlich dankbar sein, dass sie diese weder je unterschätzt, noch gänzlich versäumt hat, mich zu warnen.
    »Möglicherweise hat er dein Bewusstsein manipuliert und dich getäuscht, MORRIGAN «, schlug ich vor. » AENGHUS tut so was.«
    »Dessen bin ich mir bewusst. Daher habe ich den Flug der Krähen konsultiert, und dieser war voll schlimmer Vorbedeutungen, was deinen Aufenthaltsort hier betrifft.« Ich verzog das Gesicht, aber bevor ich etwas einwenden konnte, fuhr die MORRIGAN bereits fort. »Ich wusste, diese Art der Weissagung würde dich nicht restlos überzeugen, daher habe ich das Staborakel befragt, um Genaueres zu erfahren.«
    »Oh«, sagte ich. Sie hatte tatsächlich einige Mühen auf sich genommen. Es gibt alle möglichen Methoden, um Lose, Runenstäbe oder dergleichen zu werfen und aus den zufällig entstehendenMustern die Zukunft zu deuten. Ich ziehe sie allesamt dem Studium des Vogelflugs oder der Beobachtung der Wolken vor, denn durch mein Mitwirken beim Werfen beschränkt sich der Zufallsfaktor auf mich. Vögel fliegen, weil sie fressen, sich paaren oder irgendetwas für den Nestbau sammeln wollen, und das auf meine eigene Zukunft oder die von jemand anderem zu beziehen, erscheint mir ziemlich abwegig. Logischerweise ist es kaum besser, ein paar Stöckchen auf den Boden zu werfen und daraus Vorhersagen zu treffen, allerdings weiß ich, dass meine innere Beteiligung und mein Wille bei einem solchen Ritual einen so starken Fokus schaffen können, dass Fortuna kurz innehält und verkündet: »Demnächst in einem Kino ganz in deiner Nähe«.
    Es gab einmal eine bestimmte Klasse von Druiden, die Tiere opferten, um aus deren Eingeweiden die Zukunft zu lesen, was für meinen Geschmack eine eher unappetitliche Angelegenheit und außerdem eine sinnlose Vergeudung von guten Hühnern und Ochsen war. Wenn Menschen heutzutage von derartigen Praktiken hören, rümpfen sie die Nase: »Das ist ja echt so was von grausam! Warum konnten die nicht einfach Veganer werden, so wie ich?« Aber dem druidischen Glauben zufolge
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