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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben, sondern Götter waren unsterbliche Wesen, die nie altern und kaum zu töten sind?«
    »Ein interessanter Gedanke«, sagte Andrej vorsichtig.
    »Es ist mehr als das«, behauptete Süleyman. »Ich habe alles gelesen, was es über dieses Thema zu lesen gibt und mit jedem gesprochen, der etwas zu wissen behauptet hat.
    Das meiste war Unsinn. Aber es war eben auch ein wenig Wahrheit darin.«
    Jetzt sah er Andrej an, als erwartete er eine ganz bestimmte Reaktion auf diese Eröffnung. Andrej wusste auch, welche. Aber er schwieg, und Süleyman fuhr fort: »Ich will dich nicht mit den Einzelheiten langweilen, schon weil es wahrscheinlich ebenso lange dauern würde, wie ich über uralten Pergamenten gesessen und mit fast ebenso alten verrückten Scharlatanen und selbst ernannten Propheten verbracht habe. Aber all diese Monate und Jahre haben sich am Ende gelohnt.«
    »Du hast dich entschieden, selbst der nächste Pharao zu werden«, vermutete Andrej.
    Süleyman lächelte, aber er verneinte diese Unterstellung auch nicht. »Ich habe genug herausgefunden, um am Ende zu der Überzeugung zu gelangen, dass sie tatsächlich unsterblich waren – oder doch zumindest so langlebig und stark, dass es ihren Untergebenen so vorkommen musste -, und ich habe mich gefragt, wie so etwas sein kann.« Er schöpfte eine weitere Handvoll Wasser, trank aber nicht, sondern ließ es nur langsam durch die Finger rinnen. »Ich habe viel erfahren, Andrej Delany. Du wärst erstaunt, was die Menschen alles versuchen, um Unsterblichkeit zu erlangen.«
    »Nein«, sagte Andrej. »Du wärst erstaunt, wenn du es wüsstest.«
    Sharif lächelte. »Ja, natürlich. Beinahe hätte ich vergessen, mit wem ich rede.« Er drehte sich wieder ganz zu ihm um und wischte sich die Hand an seinem kostbaren Mantel ab.
    »Dennoch habe ich mehr über dieses Thema he rausgefunden als jede rändere auf der Welt, deinen schwarzen Freund und dich vielleicht ausgenommen.
    Manches davon war grotesk, vieles gefährlich … aber es gibt durchaus Wege, die Erfolg versprechend erscheinen.«
    »Glaub mir«, antwortete Andrej, »die allermeisten sind nur eines: tödlich.«
    »Die Menschen werfen ihre Leben nur zu bereitwillig für die winzigste Chance weg, sie nur um ein paar Jahre zu verlängern«, bestätigte Süleyman. »Sie sind so dumm, ich weiß. Und dennoch war ich überzeugt davon, dass es einen Weg geben muss, diesen ältesten und vermessendsten Traum der Menschen zu erfüllen. Kat erschien mir ein vielversprechender Weg. Nicht irgendein Kat, sondern solches, das mit einer ganz bestimmten Tinktur behandelt wird, deren Rezept aus einem geheimen Buch der alten Pharaonen stammt. Ich habe damit experimentiert, aber du weißt ja, wie es geendet hat.«
    »Wie viele Menschen hast du dabei umgebracht?«, fragte Andrej.
    »Vermutlich sehr viel weniger als du«, antwortete Süleyman. »Aber du hast recht, Andrej: Irgendwann habe ich erkannt, wie nützlich dieses spezielle Kat ist, dass es mich meinem eigentlichen Ziel aber keinen Schritt näher bringt.«
    Andrej wollte etwas sagen, doch da kratzte etwas wie mit dürren Knochenfingern an seinem Bewusstsein, ganz sacht nur, aber unendlich vertraut. Die Nähe eines anderen Unsterblichen, die er so sicher spürte, wie ein verirrtes Schaf seine Mutter inmitten einer Herde Tausender ausfindig macht. Beinahe hätte er erleichtert aufgeatmet, denn es gab in diesem Teil der Welt nur einen weiteren Unsterblichen … aber sein Irrtum wurde ihm gerade noch rechtzeitig klar. Es war nicht Abu Dun, dessen Anwesenheit erfühlte. Die Verwandlung war abgeschlossen, und es gab nun eine weitere Unsterbliche. Mit einem Gefühl leiser Trauer fragte er sich, ob es nun auch ein weiteres Ungeheuer gab.
    »Tatsächlich war ich nahe daran, meine Forschungen aufzugeben«, fuhr Süleyman fort. »Zumal sich die Umstände inzwischen geändert hatten und ich endlich den Platz innehatte, der mir zustand. Aber dann habe ich von euch gehört nicht von Abu Dun und dir, aber von Männern wie euch, die sich so mühelos und unbemerkt durch die Jahrhunderte bewegen wie ein Dieb durch die Nacht …«
    Er seufzte. Es klang fast traurig. »Den Rest der Geschichte kennst du.«
    Andrej kannte den Rest der Geschichte, aber es fiel ihm schwer zu glauben, dass Süleyman wirklich so dumm sein sollte. »Du kannst das nicht wirklich glauben!«, sagte er fassungslos.
    Süleyman spielte den Überraschten. »Was?«
    »Dass ich dir helfe! Dass ich dir zeige, wie du dein Ziel erreichst!
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