Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
waren stabil. Aber auch mit gebundenen Händen würde er Süleymans Männern noch eine tödliche Überraschung bereiten. Wenigstens einigen. »Aber das musst du auch nicht mehr«, fuhr Süleyman mit einem dünnen Lächeln fort. »Meine Tochter wird mir den Wunsch erfüllen, den du mir verwehrst. Sie ist eine gute Tochter. Sie weiß, was sie ihrem Vater schuldig ist.« Erzog sein Schwert, und Andrej machte sich bereit. Doch der tödliche Hieb, auf den er gefasst war, kam nicht - zumindest nicht gleich. Stattdessen betrachtete Süleyman ihn lauernd und nachdenklich zugleich, aber dann senkte er das Schwert wieder.
    »Hast du Angst, deine Tochter könnte dir den Gehorsam verweigern, wenn sie erfährt, dass ihr Vater nichts anderes als ein gemeiner Mörder ist?«, fragte Andrej.
    »Du weißt, wie Kinder in diesem Alter sind«, seufzte Süleyman. »Vor allem romantisch …« Er überlegte einen Moment, oder tat wenigstens so, dann nickte er.
    »Wahrscheinlich stimmt es, was du sagst, und sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich töten lasse. Aber sie würde es akzeptieren, wenn ich dich in einem fairen Kampf besiege. Vielleicht nicht sofort, aber nach einer Weile.«
    Damit gab er einem Mann hinter Andrej einen Wink, woraufhin dieser seinen Säbel zog und ihn Andrej vor die Füße warf.
    »Ein fairer Kampf?« Andrej hob die gefesselten Hände.
    Süleyman überlegte und gab dem Mann hinter ihm dann einen zweiten Wink. Gedeckt von zwei seiner Kameraden, die mit ihren Musketen auf sein Gesicht zielten, nahm er Andrej die Handfesseln ab, zog sich rasch wieder zurück und zeigte auf das Schwert zu seinen Füßen. Andrej rührte sich nicht.
    »Ich nehme an, deine Männer werden mich erschießen, sobald ich mich danach bücke«, sagte er.
    »Du vertraust mir nicht«, stellte Süleyman fest. »Das kann ich verstehen, auch wenn es mich verletzt. Aber ich gebe dir mein Wort als Sultan, dass sich niemand einmischen wird.« Erhob die Stimme. »Hat das jeder gehört? Niemand wird sich einmischen! Es wird ein fairer Kampf, nur zwischen ihm und mir! Wenn der Ungläubige gewinnt, dann ist er frei und kann seiner Wege gehen und sein Freund auch!«
    Andrej zögerte immer noch, wenn auch jetzt aus anderen Gründen. Man konnte viele wenig schmeichelhafte Dinge über Sultan Süleyman den Zweiten sagen, aber dass er dumm wäre, gehörte ganz gewiss nicht dazu. Er war groß und zweifellos außergewöhnlich stark für einen Sterblichen, aber letzten Endes eben doch nicht mehr als genau das: ein Sterblicher. Er konnte nicht so naiv sein und ernsthaft glauben, in einem Kampf Mann gegen Mann eine Chance gegen ihn zu haben. Und natürlich war er es auch nicht. Als Andrej sich nach dem Schwert bückte, hörte er sogar noch das Zischen des Pfeils, aber aus einer Entfernung von kaum fünf Schritten abgeschossen, reichten nicht einmal mehr seine fantastisch schnellen Reaktionen, ihm auszuweichen. Mit einem dumpfen Schlag, den er bis in die letzten Nervenenden seines Körpers spürte, bohrte sich der Pfeil in seine Seite und warf ihn auf die Knie. Nur einen Moment später traf ihn ein zweiter Pfeil in die andere Flanke, und ein drittes Geschoss bohrte sich kaum zwei Finger breit unter dem Herzen in seinen Rücken und warf ihn endgültig zu Boden. Und damit begann es erst. Vielleicht nur für wenige Augenblicke, auch wenn es ihm wie eine Stunde vorkam, schlugen und traten die Männer mit aller Gewalt auf ihn ein, wobei sie allerdings sorgsam darauf achteten, nicht sein Gesicht zu treffen. Dann wurde er grob auf die Füße gezerrt und von starken Händen festgehalten, damit er nicht sofort wieder zusammenbrach. »Ich bin nicht dumm, Andrej«, sagte Süleyman. Seine Stimme drang dumpf durch das Rauschen in Andrejs Ohren, und es fiel ihm schwer, den Blick auf Süleymans Gesicht zu fokussieren. Sein ganzer Körper war ein einziger pulsierender Krampf, und Schwärze nagte am Rand seines Bewusstseins. Seine Kraft reichte kaum aus, um das Schwert festzuhalten, das ihm einer der Männer in die Hand drückte, und ihm wurde übel. »Ich weiß, wozu du fähig bist. Mein Wort gilt niemand wird sich in unseren Kampf einmischen, und wenn du gewinnst, bist du frei. Aber so ist das Kräfteverhältnis vielleicht etwas ausgeglichener. Lasst ihn los, und holt meine Tochter!« Andrej wurde tatsächlich losgelassen, wenn auch erst, nachdem die Männer die abgebrochenen Pfeile aus seinem Fleisch gerissen und ihm einen Mantel um die Schultern gelegt hatten. Ein brutaler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher