Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
Vom Netzwerk:
Königshaus gibt es den schönen Satz »The Queen was not amused«. Damit ist man automatisch auf der »Royal sh…tlist«, wird nicht akkreditiert und erhält keine Interviewtermine. So erging es nun auch »Bunte« in Stockholm. Das Bild-Material hatte »Bunte« von allen möglichen Agenturen bezogen, was der neuen Königin Silvia gar nicht gefiel. Sie war verständlicherweise »not amused«. Und »Bunte« durfte lange Zeit bei Hofe nicht erwähnt werden.

    Mehrere Wochen vor der königlichen Hochzeit in Stockholm hingen in vielen deutschen Großstädten diese Großplakate mit den frechen Zeilen über Silvias Vorleben.
    Einige Jahre später fuhr ich nach Stockholm. Freunde hatten geholfen, einen Termin bei der Königin zu arrangieren. Gleich zu Beginn des Treffens entschuldigte ich mich in aller Form für unseren damaligen jugendlichen Eifer. Die Königin ließ Gnade walten und gab mir das gewünschte Interview.
    Die Ausgabe über Silvias Hochzeit war das bestverkaufte Heft in der Geschichte von »Bunte«.

Wien, die »Kronen Zeitung«, Josef Gasser und Josef Kirschner haben einen großen Anteil an der Servicefunktion, die »Bunte« zum Bürgeranwalt werden ließ.



Interviews mit Hans-Dietrich Genscher, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan machten die Politik zum integrierten Bestandteil von »Bunte«.
    Wie wichtig aber ist die verkaufte Auflage für das Anzeigengeschäft? Aus der Sicht eines Chefredakteurs, der ein erfolgreiches Blatt produzieren will, gilt die sogenannte Reichweite genauso viel. Die Reichweite einer Illustrierten wird von der Media-Analyse, kurz MA, ermittelt, die 18000 Leser befragt. Dabei geht es darum, Antworten auf die Fragen zu erhalten: Wer kauft das Heft? Gibt der Käufer das Heft an Angehörige der Familie oder Freunde und Bekannte weiter? Wie viele Personen lesen schließlich das einmal gekaufte Blatt? Wenn zum Beispiel fünf Mitleser pro Heft ermittelt werden, ist das für die Anzeigenkunden ein wichtiges Kriterium. Die Reichweite übertrifft die Auflage bei weitem, wenn man pro verkauftes Heft noch fünf Mitleser unterstellen kann. Die MA-Zahlen wurden damals im Juni veröffentlicht. Die Reichweite von »Bunte« entschied darüber, wie viele Anzeigen von da an geschaltet wurden. Bei den Befragungen der Media-Analyse – das wusste ich von meinem Soziologiestudium – spielt vor allem das Image eines Magazins oder einer Zeitung die ausschlaggebende Rolle. »Ist das Image des Konkurrenzprodukts besser oder schlechter?«, lautet die entscheidende Frage. Ich wusste damals, dass ein Heft über die Silvia-Hochzeit zwar eine sehr hohe Auflage erzielt, den Titel »Bunte« aber in Richtung Yellow Press verschiebt. Das konnte bedeuten: weniger Ansehen, weniger Image und weniger Reichweite. Wie lässt sich so ein Trend umkehren? Das musste gelöst werden.

    Mit Franz Josef Strauß in Riad während der Mogadischu-Geiselbefreiung 1977. Mit Golo Mann und Gianni Agnelli im Gespräch

    Mein erster Gedanke war naheliegend: »Bunte« musste bei den Meinungsführern und -bildnern ins Gespräch gebracht werden. Ich musste es fertigbringen, dass in den Kreisen der Politik und Wirtschaft »Bunte« wahrgenommen wurde. Um das zu erreichen, lud ich fast jede Woche bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zur Heftkritik-Konferenz nach Offenburg ein. Ein anderer Weg bestand darin, Interviews mit herausragenden Staatsmännern zu führen, was ich gerne selbst übernahm. So entstanden vielbeachtete Gespräche etwa mit Walter Scheel, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und später auch mit US-Präsident Ronald Reagan.

Mit Königin Silvia war zwar Auflage zu machen, aber Reichweite bekam man über spannende Interviews. Zu »Bunte«-Konferenzen lud ich z. B. meinen politischen Mentor Alex Möller ein, Uli Hoeneß, Lothar Späth und den ZDF-Intendanten Dieter Stolte.

Neben dem Image-Kriterium achtete ich natürlich auf die Leser-Blatt-Bindung. Die Leser an »Bunte« zu binden hieß: Ihnen das Gefühl geben, das Heft sei für sie da und setze sich für ihre Anliegen ein.
    Für die Redaktion bedeutete das, sich bei jedem Thema und jeder Geschichte zu fragen: Wie stark kann der Leser sich damit identifizieren? Wir nannten das unter uns »auf den I-Wert achten«.
    In meiner Arbeit als Chefredakteur schielte ich weniger nach Hamburg und den dort erscheinenden Zeitschriften, sondern ich orientierte mich an Wien. Warum? Anfang der 70er Jahre hatte mein Vater von der Österreichischen Volkspartei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher