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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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auf alle, die in Offenburg auf Veränderungen aus waren. Meine Parole lautete: »Offenburg ist Kalifornien.« Wir hörten die Musik von den »Eagles«, und die Strophe aus »The last resort« wurde mein Credo: »There is no more new frontier, we have got to make it here«. Der Rhythmus der damaligen Pop-Musik hatte uns in Bann geschlagen. Nichts konnte unser Lebensgefühl besser ausdrücken. Wir hörten natürlich auch Elvis Presley, und sein Song »Don’t be cruel« weckt bei mir noch immer die stärksten Erinnerungen an diese Zeit.
    Offenburg ist eine Weinstadt. Dagegen soll es ja in Hamburg Redaktionen gegeben haben, deren Kantinen keinen Alkohol verkauften. Nicht, dass wir in unserer Kleinstadt viel getrunken hätten, aber wir genossen eben mit einem Glas Riesling, den wir ins Kino mitbringen durften, den Film »Les Parapluies de Cherbourg«. Eine neue, beschwingte Art, zu leben und zu erleben, hatte von uns Besitz ergriffen.
    In diese Stimmung – es war das Jahr 1976 – schlug eine Meldung ein, die für »Bunte« folgenreich sein sollte. Das schwedische Königshaus gab die Vermählung von Carl Gustaf mit der bürgerlichen Silvia Sommerlath aus Deutschland bekannt.

    Namen der Personen auf folgendem Bild: 1 Dr. Hubert Burda 2 Ingrid Roth 3 Heinz Morstadt 4 Lutz Bergmann 5 Gerd Spiegel 6 Barbara Friedrich 7 Carl Schmidt-Polex 8 Hans Eberwein 9 Edgar Fuchs 10 Helmut Sohre 11 Günter Grössenberger 12 Erich W. Wolf 13 Wolfgang Uhrig 14 Imre Kusztrich 15 Nils Paulsen 16 Werner Rudi 17 Hans Recht 18 Dr. Willy Grafschmidt 19 Jens J. Meyer 20 Heinz Roßkopf 21 Hannes Obermaier 22 Ulrich Blumenschein 23 Will Tremper 24 Pitt Severin

    Redaktionskonferenz bei »Bunte«. Hinter mir sitzt Pitt Severin, der von Gruner & Jahr kam.

5 Silvia

Die Szene ist oft beschrieben worden: Am 3. März 1976 übergab mir der Senator die volle Verantwortung für seine »Bunte«. Ein Strauß von 100 Schneeglöckchen symbolisierte den Akt.
    Die »Bunte«-Redaktion war in der Zwischenzeit erweitert worden. Kurt Kühne, legendärer Bildchef von »Jasmin«, war zu »Bunte« gekommen, und Will Tremper agierte als Textchef. Bald darauf folgten Andy Odenwald vom »Stern« und Uli Blumenschein, schließlich Manfred Geist, vormals bei der »Welt am Sonntag«. Mit Kurt Kühne kam auch Dieter Eisenlau, lange Zeit Art Director von »Jasmin« und »Eltern«.
    In kurzer Zeit hatte ich eine Spitzenmannschaft zusammengestellt. Sie wurde noch ergänzt um die neue Redaktionsspitze von »Bunte Österreich«, Josef Gasser und Josef Kirschner.
    Wie schafft man eine kreative Atmosphäre? Diese Frage trieb mich um. An den Wänden der Redaktionsräume brachte ich aufmunternde Leitsätze an. Einer, mit dem jede Redaktionskonferenz begann, lautete: »What’s new Pussycat?«. Ein anderer, die Bismarck-Devise »Das Bessere ist der Feind des Guten«, zierte ein Poster. Das hieß im Einzelfall: Eine bereits fertig produzierte Geschichte musste weichen, wenn sich eine bessere anbot. Diese Situation trat ein, als im März 1976 der schwedische König Carl Gustaf bekannt gab, er wolle die Deutsche, Silvia Sommerlath, heiraten und zur Königin von Schweden küren.

    Feierlicher Moment. Anfang März 1976, also nach zwei Jahren der Bewährung, werde ich Chefredakteur von »Bunte«.
    Es war so, als ob die neue Mannschaft nur auf dieses Thema gewartet hätte. Paul Sahner, Tremper-Schüler und gerade zu »Bunte« gestoßen, kannte sich in München-Schwabing besser aus als jeder andere und wusste um die Geschichten aller früheren Freunde von Silvia Sommerlath.
    Will Tremper brachte die ganze Aufregung um Silvia und den schwedischen Hof in Hochform. Er telefonierte den ganzen Tag, recherchierte detailversessen und fühlte sich, als ginge es um ganz großes Kino. Manchmal waren bis zu fünfzehn Redakteure mit den Recherchen zu diesem Thema beschäftigt. Von März 1976 bis zur Hochzeit im Juni druckte »Bunte« 104 Seiten, 160 Fotos, acht Folgen.
    Keine Frage, dieser Dauerbrenner, ergänzt um eine Werbekampagne, die Wolf Rogosky entwickelt hatte, steigerte die Auflage von »Bunte«.
    Darüber hinaus sorgten Großplakate für erheblichen Gesprächsstoff in ganz Deutschland. Dass unsere Werbetexte durchaus taktlos waren, fiel uns weiter gar nicht auf. Rogosky, Sahner und ich – alle um die Mitte dreißig – wollten nur eins: Alle Welt sollte über »Bunte« reden. Ein etwas verstaubtes Wochenblatt hatten wir in ein freches, fast amerikanisches Tabloid verwandelt.
    Im englischen
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