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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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(ÖVP) die Österreich-Illustrierte gekauft und sie mit »Bunte« zu einem Titel vereint. Eine Redaktion in Wien wurde beibehalten, die von den zwei hervorragenden Chefredakteuren Josef Gasser und Josef Kirschner geleitet wurde.
    In Wien imponierte mir auch das Boulevardblatt »Kronen Zeitung« und ihr Gründer Hans Dichand, Chefredakteur, Verleger und Inhaber in einem.
    Die Societykolumne vom »Adabei« und die Rubrik des »Staberl«, des Bürgeranwalts der einfachen Leute, hatten es mir angetan. Mehrmals im Monat fuhr ich nach Wien und mietete das oberste Stockwerk im neu errichteten Verlagshaus der »Kronen Zeitung«. Mit den beiden Österreichern Gasser und Kirschner schmiedete ich Pläne, wie wir den Erfolg der »Kronen Zeitung« auf den deutschen Markt übertragen könnten.
    Irgendwann im Frühjahr 1977 erklärte mir Tremper aus heiterem Himmel: »Ich habe jetzt genug Illustrierte gemacht und will nach Kalifornien, ein Drehbuch schreiben. Hast du nicht Lust, mitzukommen?«

    1980 fliege ich mit dem »Bunte«-Fotografen Helmut R. Schulze nach Kairo. Sadat lädt mich ein zur Wiedereröffnung des Katharinenklosters. Von dem Attentat 1981 auf ihn erfuhr ich, als ich bei Axel Springer in Schierensee war.

6 Kalifornien

Los Angeles war Will Trempers Welt: Sunset Boulevard, Malibu, der Strand von Venice, Drehbuchautoren, Agenten, Stars und Schauspieler. Und er hatte es geschafft, mich nach Kalifornien zu locken.
    In der neuen Umgebung fühlte ich mich zunächst ein wenig fremd. Mein Vater hatte mich gewarnt, nirgendwo könne man so viel Geld verlieren wie im Film. Ich sollte die Finger davon lassen. Wohl eher, um mich nicht zu leicht verführen zu lassen, hatte ich schweres deutsches Bildungsgut im Gepäck: »Doktor Faustus« von Thomas Mann und Tonkassetten der späten Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, über die Theodor W. Adorno so eindrucksvoll geschrieben hatte. Natürlich zog es mich nach Pacific Palisades, wo Thomas Mann in der Emigration gelebt hatte und Max Horkheimer und Adorno ihr tiefskeptisches Buch »Dialektik der Aufklärung« gemeinsam niedergeschrieben hatten. Ich besuchte die Witwe des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, die in einer recht noblen Villa wohnte und ihr gepflegtes Münchner Bayerisch nicht verlernt hatte.
    Doch es dauerte nicht lange, bis auch mich das unverwüstlich optimistische Kalifornien-Gefühl überkam. Die Zeilen des Songs »San Francisco« von Scott McKenzie, »Be sure to wear some flowers in your hair« und »such a strange vibration … there’s a whole generation with a new explanation« drückten ein Lebensgefühl aus, von dem ich in Offenburg schon eine gewisse Vorahnung besaß. Nun aber war ich mittendrin unter jungen Leuten, deren Visionen sich deutlich von den Utopien der 68er-Protestbewegungen in der Bundesrepublik unterschieden. Vertrauen in die Zukunft, Bereitschaft zu technologischen Innovationen und ein ungetrübter Glaube an die Wissenschaft hatte diese Generation Kaliforniens erfasst, aus der Stewart Brand mit seinem »Whole Earth Catalogue« hervorging. Und deren Unruhe und Energie sprangen ein Jahrzehnt später auf die Stanford-Universität in Palo Alto und Harvard über. Es war die Zeit, in der Bill Gates die Software für »Windows« schrieb und sich die ersten »start ups« im Internet bildeten, aus denen später dann Steve Jobs »Apple« baute und noch einmal einige Jahre später »Google« und »Facebook« entstanden.
    Hollywood und seine Studios waren die andere Welt, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich kapierte schnell, dass Kreativität in diesem Geschäft immer mit sehr viel Geld verbunden ist. Begabte, fantasie- und ideenreiche Leute verlangten astronomische Honorare.
    Mir fiel auf, dass Walt Disney seine Filmproduktionen mit einer ganzen Vermarktungskette – bis hin zu den Erlebniswelten der Disney Parks – zusammenschloss und damit sehr viel Geld verdiente. Es war die Entdeckung der »entertainment economy«, der Unterhaltungsindustrie mit ihrem multiplen Geschäftsmodell – Film, Songs, Fernsehsender, Bücher und natürlich auch Zeitschriften. Komme, was da wolle, dachte ich mir, die Menschen suchen immer nach Unterhaltung. Diese Industrie ist krisenfest.
    Es war dann auch die Professionalität, mit der man in Los Angeles im Filmgeschäft arbeitete, die mich beeindruckte. Filmproduktionen bildeten die Voraussetzung für das zukünftige Fernsehgeschäft in Europa. Silvio Berlusconi hatte das schnell begriffen. Sein Aufstieg in Mailand
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