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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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sich nur die Februar-Hitliste von Radio Luxemburg ansehen:
    Mireille Mathieu »La Paloma ade«, Bata Illic »Schwarze Madonna«, Bernd Clüver »Der kleine Prinz« und die Les Humphries Singers mit »Kansas City«.
    Seit mein Vater »Bunte« gegründet und geleitet hatte, stieg deren Auflage unaufhörlich. Für kurze Zeit überholte sie den »Stern«, was den langjährigen Redaktionsdirektor der »Quick«, Heinz van Nouhuys, zu der verächtlichen Bemerkung verleitete: »Die ›Bunte‹ ist gemacht für Offenburg, und in Deutschland gibt es viertausend Offenburgs. Das ist das Geheimnis ihres Erfolgs.«
    Meinen Vater irritierte dies nicht, ihn interessierte nicht, was Nannen in Hamburg machte oder die »Quick« in München. Er hatte eine ganz bestimmte Leserin im Auge. Sie hatte vor dem Krieg neben ihm gewohnt, sie hieß Metzger, und ihr Mann war Hauptschullehrer. In den Geschäften sprach man sie mit »Frau Hauptschullehrer Metzger« an. Dieser Frau erklärte er die Welt. Ihr erzählte er von Liebesaffären und Kriminalfällen. Ihr stellte er gekrönte Häupter vor. Ihr zeigte er vor allem die weite Welt in doppelseitigen bunten Bildern.
    Das war die »Bunte«, wie ich sie damals vorfand. Ich kam also von Peter Handke zu Frau Hauptschullehrer Metzger. Dabei wusste ich, wenn ich diese Probezeit nicht erfolgreich bestehe, dann bekomme ich als Verleger keine Chance mehr.

4 Will Tremper

    Von November 1975 bis zum Frühjahr 1977 arbeiteten wir Schreibtisch an Schreibtisch. Mit Will Tremper wurden die Seiten »Leute von heute, morgen und gestern« erfunden. Seine Texte waren bald Gesprächsstoff in anderen Redaktionen.

Die Ferien meines Vaters in Garmisch gingen zu Ende. Mit den beiden Heften, die unter meiner Leitung produziert worden waren, war er zufrieden und übernahm wieder die Chefredaktion. Von da an wirkte ich an den morgendlichen Konferenzen mit und entwickelte zu seiner freudigen Überraschung schnell ein Gespür für die spezifischen »Bunte«-Themen.
    Man sprach damals spöttisch von der heilen Welt, die von Offenburg ausstrahle. Aber wenn man sich heute das Samstagabend-Programm im deutschen Fernsehen anschaut, was ist das anderes als die Fortsetzung der damaligen »Bunte«: vom Musikantenstadl bis Carmen Nebel, von Hansi Hinterseer bis zu Rosamunde Pilcher? Und welche Zeitschrift erfreut sich heute der am schnellsten wachsenden Auflage? »Landlust«!
    Die Sehnsucht nach einer heilen Welt bleibt auch heute ein konstantes Bedürfnis.
    Am Beginn meiner Zeit bei »Bunte« bildeten sich allmählich zwei Gruppen in der Redaktion: die Mannschaft um den Senator mit dem Textchef Karlheinz Schönherr, dem Grafiker Jung, dem Bildchef Waldemar Dinkat und Walter Remus, der als Chef vom Dienst von der »Quick« gekommen war, und ein deutlich jüngeres Team, das mir nahestand, mit dem Österreicher Imre Kusztrich, dem Texter Günter Grössenberger, dem Chef vom Dienst Heinz Morstadt und Dieter Wurth als Hersteller.
    Ich achtete darauf, dass es zu keinem Konflikt zwischen den beiden Redaktionsgruppen kam. So überließ ich dem Senator seine Themen, arbeitete aber heimlich an einer neuen Titelbildstrategie und vor allem an einem neuen Hefteinstieg.
    Als ich einige Jahre zuvor in München das Männermagazin »m« konzipierte, hatte ich immer Karl-Heinz Hagen und Günter Prinz bewundert, die Erfinder der Zeitschrift »Jasmin«. Die Leichtigkeit der Texte und die optische Aufbereitung der Themen in dieser Zeitschrift imponierten mir. Außerdem fiel mir noch ein anderer Journalist auf: Will Tremper. Dass er an Hildegard Knefs legendärem Bestseller »Der geschenkte Gaul« als Ko-Autor beteiligt war, wusste ich. Was mich aber noch mehr faszinierte, waren seine einfühlsamen Vorspänne und wirkungsstarken Titelzeilen. Ja, ich beneidete ihn um seine Schreibkunst.
    In Zeiten von digitaler Textverarbeitung und von Google News kann man sich nicht mehr vorstellen, dass es damals nur zwei Arten von Journalisten gab: diejenigen, die gut schreiben konnten, und diejenigen, die sich dabei schwertaten. Zu Letzteren gehörte ich. Ich brauchte also einen wie Will Tremper. Aber wie an ihn herankommen? Und wie ihn aus München nach Offenburg weglotsen, wo er ein schönes Haus in Grünwald besaß?
    Schließlich wandte ich mich an Emil Perauer, der lange Zeit unser Korrespondent in Paris war. Allerdings arbeitete er mittlerweile beim »Stern« und bildete mit Rolf Gillhausen und Will Tremper ein in der Branche berühmtes Trio. Ohne viel Aufsehen
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