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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin
Autoren: Anjali Banerjee
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ich nicht niederknie und seine Füße berühre. Schließlich ist er mächtig, aufbrausend und unberechenbar.
    » Vielleicht kannst du ja Rob verfluchen, damit ihm der Schwanz abfällt«, raune ich Ganesh zu. Er antwortet nicht.
    Als ich meinen Koffer neben der Statue deponiere, stoße ich beinahe mit einem Mann zusammen, der plötzlich aus dem Nichts erschienen ist. Ich schaue in ein markantes Gesicht unter schweren Lidern, umrahmt von dunklem, vom Wind zerzaustem Haar. Er trägt Freizeitkleidung, eine Kapuzenjacke, eine braune Cargohose und Wanderstiefel. Unter einem Arm hat er einen Bücherstapel. Offenbar hat er viel Zeit zum Lesen.
    » Das tut sicher weh«, meint er. Er hat einen sonoren, samtigen Bariton, der über meine Haut streicht, und verströmt einen Geruch von Nadelbäumen und frischer Luft.
    » Was tut weh?« Ich kann nicht an ihm vorbei, denn er versperrt mir den Weg und macht keine Anstalten, sich zu rühren.
    » Den Familienschmuck zu verlieren.«
    » Oh, Sie haben gehört, was ich gesagt habe.« Das Blut steigt mir in die Wangen.
    » Gut, dass ich nicht dieser Rob bin.« Ein Lächeln spielt um seine Lippen. Er will mich eindeutig auf den Arm nehmen.
    » Glauben Sie mir, wenn Sie Rob wären, wären Sie jetzt tot.« Als ich an ihm vorbeischlüpfen will, stolpere ich beinahe über die Teppichkante.
    Er macht Platz. » Sie haben es aber ganz schön eilig.«
    » Ich bewege mich in Normalgeschwindigkeit. Habe noch nicht auf Inselzeit umgestellt.«
    Er mustert mich eindringlich und ohne eine Spur von Verlegenheit. » Woher kommen Sie denn?«
    » L. A. Ich bin nur hier, um meiner Tante zu helfen… vorübergehend.« Ich brauche eine heiße Dusche und eine Tasse Espresso.
    » Ihrer Tante. Die reizende Dame im Sari.«
    » Genau die.« Also wirkt sie noch immer anziehend auf jüngere Männer. Und sie trägt auch noch immer einen Sari.
    » Die Schönheit muss in der Familie liegen«, stellt er fest.
    Meine Ohren fangen an zu glühen. Gut, dass sie unter den Haaren verborgen sind. Ich habe mich schon lange nicht mehr schön gefühlt. » Ziemlich vorwitzig sind Sie, Mr.…«
    » Hunt. Connor Hunt. Dann sind Sie sicher Jasmine.«
    » Woher kennen Sie meinen Namen.«
    » Ihre Tante hat über Sie gesprochen. Sie hat Sie als eine ausgesprochen faszinierende Person beschrieben.«
    Faszinierend? Ich war noch nie faszinierend. » Meine Tante verbreitet also Gerüchte über mich? Was erzählt sie denn sonst noch alles? Ich muss wohl ein Hühnchen mit ihr rupfen.«
    » Sie sagt, dass Sie bei ihr arbeiten werden.«
    » Mehr nicht? Das ist doch kaum faszinierend.«
    » Und dass Sie auf der Flucht sind.«
    » Ich auf der Flucht?« Meine Stimme wird lauter, und mein Nacken verkrampft sich. » Erstens geht Sie das nichts an, und zweitens bin ich nicht auf der Flucht. Nur um das mal klarzustellen.«
    Er hebt die Hand. » Schon gut…«
    » Ich habe noch viel zu tun. Also gehe ich jetzt besser zu meiner Tante, falls Sie nichts dagegen haben.«
    » Haben Sie vielleicht Zeit für einen Kaffee? Oder Tee?«
    Der Typ hat vielleicht Nerven. » Ich werde überhaupt keine Zeit für Verabredungen haben, während ich hier bin.« Insbesondere nicht mit Männern wie dir. Männern, die sich an fremde Frauen heranmachen. Männern wie Robert.
    » Wer hat denn etwas von einer Verabredung gesagt?« Als er einen Schritt auf mich zumacht, weiche ich zurück.
    » Wie würden Sie es denn sonst nennen? Sprechen Sie immer Frauen in Buchläden an?«
    » Nur Sie. Und ich kann Sie wirklich nicht überzeugen?«
    » Keine Chance.« Am liebsten würde ich ihn eigenhändig vor die Tür setzen. Er ist genau wie Robert, der mit jeder Frau flirten musste, der er begegnet ist. Auf so etwas lasse ich mich nicht mehr ein. Inzwischen habe ich mich in die Festung Jasmine verwandelt.
    Er streicht sich mit dem Zeigefinger über eine Augenbraue. » Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht enttäuscht bin. Aber ich hoffe, dass wir uns wieder begegnen.« Er schlüpft zur Tür hinaus und verschwindet in der windigen Nacht.

Kapitel 2

    G
ut, dass ich ihn los bin.
    Eine Frechheit, einfach eine fremde Frau anzubaggern. Ich wette, dass er eine Ehefrau zu Hause sitzen hat. Vielleicht sogar Kinder.
    Hat Robert bei seiner ersten Begegnung mit Lauren auch so unschuldig gelächelt und sie gefragt, ob sie mit ihm ausgehen will? Hat er heimlich den Ehering vom Finger genommen und ihn eingesteckt? Hat er so getan, als bedeute sie ihm etwas?
    Männer sind
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