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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Autoren: P. W. Catanese
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die verblassten Züge des Jungen, den er gekannt hatte. »Happenstance?«, flüsterte er mühsam.
    Dem grünäugigen Mann glitt die Sonnenbrille aus der Hand, und als sie auf den Boden fiel, erklang das leise Scheppern, das Plastik erzeugt, wenn es auf Stein trifft. Umber erinnerte sich wieder an dieses lange vergessene Geräusch.
    Â»Hap, bist du’s wirklich?«
    Die Augenlider des alten Mannes flackerten und seine Knie knickten ein. Er schaute sich nach etwas um, worauf er sich stützen konnte, bevor er das Gleichgewicht verlor. Umber eilte zu ihm und umarmte den Besucher, der seinen Kopf auf Umbers Schulter legte. So standen sie lange da.
    Â»Mein Freund«, sagte Umber und klopfte dem alten Mann auf den Rücken. »Endlich kommst du zurück. Du bist es doch wirklich, oder?« Er spürte den Druck auf seiner Schulter, als Happenstance nickte. Haps Beine gaben nach, und Umber ließ ihn vorsichtig nach unten sinken. Sie setzten sich auf den Boden der Terrasse und Hap lehnte sich schwer gegen Umber.
    Das Ganze warf so viele Fragen auf. Umber suchte nach Worten. »Du warst so lange weg, Hap. In dieser Welt waren es dreißig Jahre … aber für dich waren es viel mehr, stimmt’s?«
    Happenstance schluckte und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein schwaches Lächeln, dann flüsterte er: »Ich konnte nicht früher kommen. Sie können sich nicht vorstellen, welche Verantwortung auf mir lastete. Diese Welt – sie war so viel dichter bevölkert, so viel komplexer. Ich habe einfach nie den Absprung geschafft. Sonst hätte ich all die Lichtfäden aus dem Auge verloren, all die Möglichkeiten.«
    Â»Natürlich«, sagte Umber und drückte Haps Schulter.
    Hap umfasste Umbers Hand. »Darf ich Sie Vater nennen? All die Jahre, in denen ich in Ihrer Welt umhergewandert bin, habe ich an Sie als meinen Vater gedacht.«
    Â»Ja, das würde mir sehr gefallen«, sagte Umber und schniefte ein bisschen. Es war so merkwürdig, mit einem Happenstance zu sprechen, der älter war als er. »Das muss sehr schwer für dich gewesen sein, Hap. Du warst doch noch ein kleiner Junge. Wie konnte ich dir nur derart viel aufbürden? Es tut mir so leid.«
    Hap wackelte mit dem Kopf. »Leidtun? Nein, niemals. Ich bereue gar nichts. Natürlich, es war schwer. Für jede Krise, die ich abgewendet habe, tauchte eine neue Herausforderung auf. Ich musste folgenschwere Entscheidungen treffen. Sollten eine Million Menschen sterben, damit zehn Millionen einem schlimmeren Schicksal entkommen? Sollte eine Generation leiden, damit eine bessere Nation entstehen kann? Sollte ein böser Mann am Leben bleiben, damit kein noch größerer Schurke an seine Stelle tritt? Vor solchen Entscheidungen stand ich. Das war mein Leben. Doch es war auf eine Weise von Sinn erfüllt, von der andere nur träumen können. Ich hatte die Chance, eine bessere Welt zu schaffen – so wie du es hier gemacht hast, Vater. Ich hätte schon viel eher wieder gehen können, als ich es getan habe. Aber meine Aufgabe wuchs mir ans Herz. Also blieb ich, bis ich das Gefühl hatte, gehen zu können.«
    Umber lehnte sich zu ihm hin und sagte leise: »Immerhin hast du es am Ende getan.«
    Hap nickte. »Wie würdest du die Welt beschreiben, die du als junger Mann gekannt hast, Vater?«
    Umber kratzte sich an der Schläfe. »Chaotisch. Alles andere als perfekt. Voller Wunder und Rätsel, aber von Intoleranz und Fehleinschätzungen geplagt.«
    Hap nickte immer heftiger. »Ja, chaotisch ist sie noch immer«, sagte er. »Und auch geplagt. Aber sie ist noch da, Vater. Sie ist noch da.«
    Umber lehnte sich zurück und erlaubte sich ein trauriges Lächeln. »Du hast es wirklich geschafft. Hast eine komplette Zivilisation gerettet.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Und die Frau, die Willy Nilly retten wollte?«
    Haps Augen waren halb geschlossen. »Ich habe sie nur gerettet, um mein Versprechen zu halten. Deine Mission war mir weitaus wichtiger.« Seine Augen drehten sich nach oben und sein Kopf wackelte. »Was ist bloß mit mir los? Ich glaube, ich könnte einen Becher von diesem Kaffee gebrauchen, den du immer so geliebt hast, Vater. Seit ich älter geworden bin, weiß ich ihn auch sehr zu schätzen.«
    Umber schüttelte kichernd den Kopf. »Du wirst es nicht glauben, aber ich
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