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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Autoren: P. W. Catanese
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würde, bis die Wunden verheilt waren. Doch das Einzige, was er heraushörte, waren eine schreckliche, unstillbare Gier, purer, grenzenloser Hass und Rachedurst.
    Der ruhelose Vulkan stieß ein leises, tiefes Grollen aus. Hap schaute zu dem Gipfel ohne Spitze hinauf. Da hörte er hinter sich ein Scharren, und als er sich umdrehte, stürzte der Vollstrecker auf ihn zu. Hap sprang zur Seite, doch die krallenbewehrten Finger legten sich um seinen Knöchel und er fiel zu Boden.
    Der Vollstrecker verzog vor Schmerz sein verkohltes Gesicht, doch zugleich tropfte ihm vor lauter Gier schon der Speichel aus dem Maul. »Jetzt aber«, sagte er und kroch Haps Beine entlang nach oben. Hap grunzte durch zusammengebissene Zähne, trat nach der Hand, die um seinen Knöchel lag, und zielte dabei direkt auf den Stumpf des fehlenden Fingers. Die Kreatur heulte auf und schlug mit ihrer freien Hand den Fuß weg. Hap trat erneut zu, diesmal mit der ganzen verzweifelten Kraft, die seine kalten Muskeln freisetzen konnten, und drückte seinen Fuß auf die Brust des Vollstreckers. Der Vollstrecker drehte sich auf die Seite, verlor das Gleichgewicht, rollte den Hang hinab und zog Hap an seinem Hemd mit.
    Die Welt drehte sich, während Hap wieder und wieder mit Gliedern und Rücken gegen den Felsen geschleudert wurde. Als er mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufschlug, sah er Sterne. Er hörte auch den Vollstrecker vor Schmerz stöhnen, während sie mit Armen und Beinen um sich schlagend den Hang hinabpurzelten, bis sie am Fuß des Gesteinsstroms angekommen waren und ausgestreckt am Strand liegen blieben.
    Der Vollstrecker legte seinen Ellenbogen auf Haps Brust und drückte ihn zu Boden. Kurz darauf tauchte seine schreckliche Fratze über Hap auf; in jedem der hervortretenden Augen – ob von einem Tier oder einem Fädenzieher – stand ein irres Grinsen und sie pulsierten vor Vorfreude. »Jetzt kannst du nicht mehr weg. Ich lasse dich nicht aus den Augen«, sagte der Vollstrecker, während ihm ein Speichelfaden aus dem Mund hing. Er rupfte ein tränendes tierisches Augenpaar aus seinen Höhlen und ließ es in den Sand fallen. Dann streckte er die Hand nach Haps Gesicht aus und die lange Kralle zum Auskratzen tastete nach seinem rechten Auge. Hap griff mit beiden Händen nach dem Handgelenk und versuchte, sie abzuwehren.
    Die Kraft des Vollstreckers ließ zwar nach, doch die Kralle kam immer näher. Hap wandte sein Gesicht ab und drückte es zu Boden, doch schließlich berührte die Kralle den äußeren Winkel seines linken Auges. Hap presste seine Wange in den Sand und versuchte so, wieder einen Zentimeter Abstand zu gewinnen. Sand , schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er griff mit einer Hand hinein und schleuderte dem Vollstrecker den Sand ins Gesicht. Die runzligen Lider schlossen sich rasch, als der Schmutz hineinflog, doch die verletzten, lidlosen Augen waren ihm hilflos ausgeliefert und der Vollstrecker wandte sich ab und spuckte Sandkörner aus.
    Da ihn nun kein Auge mehr beobachtete, konnte Hap ins Wedernoch entschlüpfen. Erschrocken stellte er jedoch fest, dass der Vollstrecker bei ihm war, in seiner normalen körperlichen Gestalt. Weil ich ihn mit hierher gebracht habe , begriff Hap. Denn er hielt noch immer die Hand fest, die ihm das Auge hatte ausreißen wollen.
    Sie schwebten durch die Leere. Hap trat um sich und hielt den Vollstrecker so auf Abstand. Das Filament seines Feindes ging durch ihn hindurch und sein Lied klang nun verändert, ängstlich. Der Vollstrecker versuchte, ihn abzuschütteln, doch er war zu schwach.
    Â»Und jetzt sehe ich dich an«, sagte Hap, hörte die Worte aber nur undeutlich. Er flog weiter durch das Wedernoch und zog den Vollstrecker hinter sich her.
    Der halbmondförmige Mund der Kreatur bewegte sich, formte Wörter, vielleicht Lass mich los . Seine Arme und Beine zuckten krampfartig.
    Â»Du würdest dich doch ohnehin gleich wieder an meine Fersen heften«, sagte Hap. Er wusste, was der Vollstrecker empfand. Die Kälte war schlimmer denn je. Seine Haut fühlte sich wie Leder an, seine Zähne waren wie Eisstückchen. Das Taubheitsgefühl in seinem Hirn verlangsamte sein Denken.
    Die Glieder des Vollstreckers zuckten immer heftiger. Hap hätte ihn beinahe losgelassen, nahm dann jedoch die zweite Hand zu Hilfe. »Ich … b-bin stärker als d-du«, sagte er zu der
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