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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Autoren: P. W. Catanese
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angekommen. Er konnte in dem niedrigen Tunnel nur gebückt gehen, hatte die Arme ausgebreitet und kratzte mit den Nägeln an den Tunnelwänden entlang. Als er Hap und die Wand hinter ihm erblickte, die jede Flucht verhinderte, kniff er erfreut alle Augen zusammen, die noch Lider besaßen. »Du läufst, weil dir das Fliegen zu kalt ist.« Er kicherte böse und schlürfte seinen eigenen Speichel.
    Die alte Tür schwang mit einem grausigen Quietschen auf und Tausende kleine Füße tapsten auf sie zu. Dem Vollstrecker fielen fast die vielen Augen aus dem Kopf, als er an Hap vorbei in den dunklen Raum hinter ihm blickte.
    Während die Schritte anschwollen wie ein nahender Sturm, trat eine einzelne nackte bleiche Kreatur über die Schwelle; sie reichte Hap gerade bis zum Knie. »Wer hat angeklopft?«, fragte sie.
    Â»Ich bin jetzt euer Meister«, sagte Hap. »Aber sieh nur, da ist ein Eindringling!«
    Der grausame, halbmondförmige Mund des Vollstreckers öffnete sich zu einem Schrei. Irgendwie fand er die Kraft, mit langen unsicheren Schritten davonzuspringen, während Tausende Bittmichs über die Türschwelle und hinter ihm herrasten. Wie Wasser flossen sie um Hap herum, und ihr Zähneklappern erfüllte den Tunnel.
    Hap wusste, dass er verschwinden musste, bevor die Bittmichs zurückkehrten und ihn um Aufgaben baten, die sie ihm erfüllen konnten. Sonst entkam er ihren Blicken womöglich nie mehr und konnte nicht ins Wedernoch entfliehen. Doch er konnte sich nicht überwinden, sich erneut in diese eisige Leere zu begeben. Über die Türschwelle wehte ein warmer Luftschwall, und in der Hoffnung, dass das die Kälte vertrieb, trat er ein.
    Der Durchgang führte in einen riesigen runden Raum, der so niedrig war, dass sein Kopf fast die Decke streifte. In der Mitte blubberte geschmolzenes Gestein in einer Vertiefung. In die Wände waren Tausende Nischen eingelassen, in denen die Bittmichs in der Zeit, in der sie keinen Meister um den Verstand bringen konnten, geschlafen haben mussten. »Das hätte Ihnen gefallen, Lord Umber«, flüsterte Hap. Er wusste, dass es unklug war, länger dort zu verweilen. Die Wärme hatte ihm geholfen, sich ein wenig zu erholen, und so schlüpfte er zurück ins Wedernoch.
    Er flog – verbunden mit dem matt leuchtenden Lichtfaden, der in seine Vergangenheit führte – durch das gefrorene Nichts und war überrascht, als er erneut den Faden erblickte, der ihn verfolgte . Also bist du den Bittmichs doch entkommen , dachte er. Langsam frage ich mich, was du noch alles aushältst. Wohin sollen wir denn als Nächstes? Irgendwohin, wo es nicht so warm ist, glaube ich. Schließlich will ich dir ja keinen Gefallen tun.
    Haps Fersen landeten unsicher auf dem Felsvorsprung der Meeresgrotte. Er ruderte mit den Armen, beugte sich vor und machte einen Satz nach vorn. Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte und aufblickte, glaubte er einen Moment lang, am falschen Ort zu sein.
    Â»Nein«, sagte er laut. »Das ist die Grotte, hier war ich schon mal.«
    Es war die Höhle der Seeriesen. Viele Wochen zuvor hatte Umber Hap und die anderen hierher gebracht, und sie hatten die grausigen Riesen auf dem Felsen bei ihrem hundert Jahre währenden Schlummer beobachtet. Doch nun war dieser Felsvorsprung leer; nur eine Spur riesiger Fußstapfen im Staub und Sand zeugte noch von ihnen. »Wo seid ihr?« Er war sich sicher, dass sie nicht zurück nach Kurahaven geschwommen waren, denn dann hätte er das drohende Unheil gespürt. Da die Riesen ebenso wie die meisten anderen Kreaturen keine Lichtfäden hatten, in denen er lesen konnte, war er auf Mutmaßungen angewiesen.
    Als er an die Lichtfäden dachte, fiel ihm der Vollstrecker wieder ein, und genau in dem Moment setzten die Warnzeichen ein. Dunkelheit senkte sich wie ein Schatten auf ihn herab und direkt neben seinem Ohr erklang ein Rascheln. Der Vollstrecker tauchte in die Welt ein und hätte Hap einfach packen können, wenn er nicht mit zwei Bittmichs zu kämpfen gehabt hätte, die sich in seine Schulter und sein Bein verbissen hatten. Um überhaupt entfliehen zu können, hatte er ihnen die Augen zugehalten. Er war tropfnass und hustete und prustete, während er das eine Bittmich von seiner Schulter zerrte und wegschleuderte. Das Bittmich riss mit seinen Zähnen ein Stück Fleisch aus der Schulter und aus der
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