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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Autoren: P. W. Catanese
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»Was mag das wohl sein?«
    Â»Wie ich Umber kenne, ein Totenschädel«, sagte Welkin. Er wurde es müde, das Bier für Barkin in der Hand zu halten, und leerte den Krug in einem Zug bis zur Hälfte.
    Â»Das werden wir bald herausfinden. Vorausgesetzt, Umber kann die Kiste öffnen«, sagte Barkin.
    Welkin verdrehte die Augen. »Die Schlüssel hast du nicht mitgebracht?«
    Â»Die konnte ich nicht finden«, sagte Barkin. »Aber ich bin sicher, Lord Umber schafft das.«
    Hap nickte; er wusste, dass das kein Problem sein würde. Umber hatte einen Schlüssel, mit dem man jedes Schloss der Welt aufbekam – eins seiner außergewöhnlichen, magischen Besitztümer. Nein, die Schatulle zu öffnen, war nicht das Problem.
    Umber selbst war das Problem.
    Â»Lord Umber?«
    Hap suchte die Gärten auf dem Dach von Aerie ab. Umber war nicht an seinem bevorzugten Platz, der Bank unter seinem Lieblingsbaum, welcher wie immer unter einer Vielzahl an Früchten und Beeren zusammenzubrechen drohte. Auch sonst konnte Hap Umber nirgends finden, er saß weder auf einer anderen Bank, noch lehnte er am Balkon. Die Tür zu Umbers kleinem runden Turm war verschlossen, das Fenster zu seinem Arbeitszimmer hoch oben jedoch geöffnet und die Fensterläden waren weit aufgerissen. Der Vorhang wölbte sich in einer kurzen Brise. Also wird er da drinnen sein und Trübsal blasen , dachte Hap. Er überlegte kurz, zum Fenster hochzuspringen, um einen schnellen Blick zu riskieren, ließ es dann aber doch lieber bleiben.
    Nach ihrer Rückkehr aus Sarnica, wo sie ein Versteck mit gestohlenen Dracheneiern ausgehoben und ein lebendes Drachenjunges gerettet hatten, war Umber in hoffnungslose Melancholie versunken. Sie hatten auf dieser Reise große Erfolge gefeiert – ein Königreich befreit, Tyrannen entthront und Rätsel gelöst. Doch bei ihrer Rückkehr warteten schreckliche Neuigkeiten auf sie: Prinz Galbus, ein guter Mann, der dem alten König auf dem Thron nachfolgen sollte, war gestorben. Diese Nachricht hatte Umber in Verzweiflung gestürzt, weil sie all seine Hoffnungen auf ein besseres Königreich zunichtemachte.
    Umber war ein Mann der Extreme. Meistens befand er sich in einer Stimmung ausgelassener, rast- und furchtloser, ja geradezu überschäumender Lebensfreude. Doch oft versetzten ihn auch Erinnerungen an die Zerstörung der Welt, aus der er ursprünglich stammte, oder schlimme Nachrichten wie die vom Tod des Prinzen Galbus in einen Zustand erdrückender Traurigkeit. Dann erlahmten seine Lebensgeister, seine Energie verschwand zusammen mit seinem Appetit und er entzog sich jeder Art von Gesellschaft.
    Â»Lord Umber?«, rief Hap erneut und trat einen Schritt zurück. So konnte er ein Stück von Umbers Kopf sehen; offenbar saß er in sich zusammengesunken am Schreibtisch. »Barkin ist zurück! Er hat eine Schatulle mitgebracht, die Ihre geheimen Dokumente aus dem Archiv enthalten muss. Endlich können wir mehr über die Fädenzieher in Erfahrung bringen. Ist das nicht aufregend?«
    Umbers Kopf neigte sich zur Seite.
    Â»Aber die Schatulle ist verschlossen«, fuhr Hap fort. Um sicherzugehen, dass ihm niemand auf die Dachterrasse gefolgt war, schaute er sich prüfend um, dann sagte er: »Aber ich bin sicher, Sie können sie öffnen … wenn Sie wissen, was ich meine.« Er wartete, bekam jedoch keinerlei Antwort. Seine Hoffnung, Umber durch diese Neuigkeit aus seiner gedrückten Stimmung zu reißen, schwand. Frustriert stampfte er mit dem Fuß auf. Und das, wo er es doch gar nicht erwarten konnte nachzuschauen, welche Geheimnisse die Kiste barg. »Ich könnte sie auch selbst öffnen, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, schlug er vor.
    Umber erhob sich und trat ans Fenster. Haps Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus, weil er dachte, Umber würde etwas sagen, was die Rückkehr seines vergnügten Wesens bezeugte – oder wenigstens den Schlüssel hinunterwerfen, damit Hap ihn benutzen konnte.
    Doch stattdessen zog Umber einfach die Läden zu. Hap sah, wie Umbers verhärmtes, fahles Gesicht aus seinem Blickfeld verschwand, ein Gesicht, aus dem alle Fröhlichkeit gewichen war.

2
    Â» E s war ihm völlig gleichgültig, dass Barkin zurück ist und die verschollenen Dokumente mitgebracht hat?«, fragte Balfour.
    Hap nickte. »Er hat mich komplett
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