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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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zurückverfolgen. Er eilte diesen Pfad entlang in der Hoffnung, auf vertrautem Gelände einen Vorteil zu haben. Der Lichtfaden des Vollstreckers nahm seine Verfolgung auf wie ein Komet, der einen endlosen Schweif hinter sich herzog.
    Sein Filament sang von zwei im Widerstreit liegenden Geschicken: Er kriegt dich. Du entkommst ihm . Es warnte vor Gefahren und Qualen. Doch allmählich wurde Hap die Bedeutung des Gesangs immer unklarer und er musste daran denken, was Willy Nilly gesagt hatte und was er damals lediglich als Fieberwahn abgetan hatte: Es ist kalt im Wedernoch, und wenn du lange genug dortbleibst und dich schnell genug bewegst, dann bringt das die Signale durcheinander und es wird schwieriger, die Lichtfäden zu verstehen … Aber ich bin müde geworden, war nicht wachsam genug, und er hat mich eingeholt.
    Hap nahm seine ganze Willenskraft zusammen und glitt noch schneller durch die tintenschwarzen Weiten. Es gab dort keinen Wind, der der Kälte sein Geheul hinzufügen konnte, und dennoch wusste er, dass er nicht mehr lange im Wedernoch bleiben konnte. Er war schon ganz benebelt.
    Â»Fendofel«, sagte er durch seine klappernden Zähne.
    Der alte Zauberer blickte von dem Tisch auf, an dem er ein Häuflein merkwürdig aussehender Samen sortierte. »Was? Wer bist du? Warte, ich kenne dich! Du bist Umbers Mündel, dieser grünäugige Junge …«
    Â»Happenstance«, sagte Hap, während er auf und ab hüpfte und mit den Armen schlug. Er blickte über seine Schulter.
    Â»Dendra, reiß dich zusammen«, sagte Fendofel und drohte mit dem Zeigefinger. »Das da ist ein Freund!« Hap blickte hoch und sah, dass eine der Ranken von Fendofels fleischfressender Pflanze wie eine Giftschlange angriffsbereit über ihm schwebte.
    Â»Wie bist du hierhergekommen, Happenstance?« Der fast zahnlose Mund des Zauberers verzog sich zu einem Lächeln. »Ist Lord Umber zurück? Kommt er mich wieder besuchen?«
    Happenstance schüttelte den Kopf. Er drehte sich um sich selbst und behielt ängstlich die offenen Durchgänge in dem weißen Haus mit dem Kuppeldach im Auge. »Nein, Sir, ich bin allein. Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten – oder Dendra vielmehr.«
    Fendofel zog die buschigen Augenbrauen hoch. »Dendra? Was für eine Art von Gefallen denn?«
    Â»Ich werde von einem schrecklichen Ding verfolgt – einer großen Kreatur mit vielen Augen – und ich dachte, Dendra könnte sie vielleicht …« Hap schnappte nach Luft und blickte hinter sich. Die Welt hatte sich kurzzeitig verdunkelt und das vertraute Rascheln ging durch die Luft.
    Â»Wie merkwürdig! Genau das Gleiche ist gerade schon einmal passiert«, sagte Fendofel und blinzelte zu der gewölbten Decke empor.
    Â»Er ist da!«, sagte Hap und duckte sich.
    Â»Möchtest du etwas essen?«, fragte Fendofel. Er nahm seinen Stock und erhob sich.
    Â»Nein, danke«, erwiderte Hap. Er wirbelte erneut im Kreis herum und schaute in alle Richtungen. Seine Hoffnung war, dass der Vollstrecker auftauchen und Dendra ihn packen würde. Doch sein Freund war auf der Hut – vielleicht hatten die Filamente ihn vorgewarnt.
    Â»Wo bist du?«, murmelte Hap. Er bewegte sich ins Zentrum des Raums, weg von den Wandöffnungen. Sein eigener Faden verdunkelte sich und warnte ihn so davor, dass Gefahr im Anmarsch war. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe«, sagte Hap zu dem Zauberer.
    Â»Hä?«, machte Fendofel.
    Â»War schön, Sie wiederzusehen«, fügte Hap noch hinzu, dann duckte er sich unter den Tisch, wo Fendofel ihn nicht mehr sah, und schlüpfte zurück ins Wedernoch. Einen Moment lang amüsierte ihn die Vorstellung, dass der alte Zauberer sich wundern würde, wohin er entschwunden war. Dann ergriff ihn erneut Panik, die blinde Angst einer Maus, die vor einer Katze flieht.
    Schneller , trieb er sich selbst zur Eile an. Bring mehr Abstand zwischen dich und ihn . Die Eiseskälte in der Leere beeinträchtigte ihn jetzt mehr als vorher und er fragte sich, ob es unklug gewesen war, so rasch wieder ins Wedernoch zurückzukehren. Er blickte hinter sich und sah, dass der Lichtfaden, der ihn verfolgte, näher kam. Wie eine Klinge schnitt Hap sich seinen Weg zurück in die physische Welt. Er tauchte an einer Stelle auf, wo er früher einmal an Deck der Bounder gestanden hatte, aber jetzt, da dort kein Schiff war,

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