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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin
Autoren: Beate Sauer
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der Pöbel umgebracht hat«, Donata war neben ihn getreten. »Ich habe Euch von ihr erzählt. Sie hatte mich im Schnee gefunden und gesund gepflegt. Sie war gut und ich bin froh, dass auf diese Weise etwas von ihr bleibt. Auch wenn es ihr selbst vermutlich gleichgültig wäre …«
    Versonnen betrachtete sie die Initiale. Ihre Stimme bekam einen bitteren Klang, als sie weiterredete: »Nach dem Gottesurteil, das gegen Enzio erging, wurde Bilhildis’ Leichnam aus der ungeweihten Erde geborgen und auf einem Friedhof beigesetzt. Viele Menschen aus der Stadt nahmen an der Beerdigung teil und das Grab lag den ganzen Sommer über voller frischer Blumen. Aber wenn Enzio von Trient erneut in die Stadt käme und sein Spiel triebe, würde der Pöbel sie wieder töten …«
    Donata richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wollte sie sich von schweren Gedanken befreien. »Wie steht es mit Euch? Hat Euch der Kaiser für den Dienst belohnt, den Ihr ihm erwiesen habt?«
    »Nein, er hat mich nicht belohnt«, entgegnete Roger langsam. »Der Kaiser war der Ansicht, dass ich meine Pflichten ihm gegenüber nicht treu erfüllt habe. Statt mit den Mönchen nach Köln zu reiten, um gegen Enzio auszusagen, hätte ich zuerst in den Süden reiten müssen.«
    »Aber …«, fuhr Donata auf.
    Doch Roger winkte ab. »Der Kaiser hat Recht. Vor allem anderen hätte ich zuerst ihn aufsuchen müssen.«
    »Ihr nehmt das einfach so hin? Wie ein Hund die Prügel einsteckt, die ihm sein Herr zukommen lässt?«
    Roger schien seine Aufmerksamkeit auf das verdämmernde Licht zu richten, das den Raum füllte. »Ich habe Friedrich gebeten, mich aus seinem Dienst zu entlassen. Ich hätte es ohnehin tun wollen …«
    »Das heißt, Ihr wollt in Salerno leben und ein Medicus sein? Und was tut Ihr, wenn sich der Staufer eines Tages darin erinnert, was für einen guten Kundschafter er an Euch hatte, und Euch zurück in seinen Dienst fordert?« Ein eigentümlicher Ton hatte sich in Donatas Stimme geschlichen. Sie klang rau und ein wenig atemlos.
    »In diesem Fall würde er mich nicht mehr in Salerno antreffen … Und auch sonst nirgendwo in seinem Reich. Ich dachte, ich könnte nach England gehen.«
    Freude stieg in Donata auf. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie ihn wirklich richtig verstanden hatte.
    »Ein Medicus müsste in England sein Auskommen finden.« Roger schaute sie unverwandt an. »Ebenso wie dort gewiss an dem einen oder anderen Ort eine Buchmalerin gebraucht wird. Wir könnten uns wieder zusammentun … Wenn du willst …«
    »Ich habe die Malereien der Schule von Winchester immer geliebt.« Ein Lächeln ließ Donatas schmales Gesicht aufleuchten. Sie ergriff Rogers Hände und verflocht ihre Finger mit seinen. »Diese Bilder sind beschwingt und voller Musik.«

NACHWORT
    Ein historischer Roman ist ein Roman und kein Sachbuch. Deshalb habe ich mir, was Personen, Orte und Begebenheiten anbelangt, einige Freiheiten erlaubt. Geschichtlich belegt sind der Konflikt und die tiefe gegenseitige Abneigung zwischen Friedrich II. und Gregor IX. Der Papst hasste den in vielem freidenkerischen Staufer. Zwei Mal bannte er ihn. Gregor und Friedrich bekriegten sich wiederholt in Italien. Gegen Ende seines Lebens – Gregor starb 1241 – versuchte der Papst vergebens, einen Gegenkönig einzusetzen. Geschichtlich belegt ist ebenfalls der Kampf des norditalienischen Städtebundes gegen den Kaiser und dass sich Heinrich VII. 1235 in Worms dem Vater unterwarf, nachdem er zuvor mit dem Versuch gescheitert war, gegen ihn zu rebellieren. Ein Kardinal von Trient mitsamt seinen Ränken spielte allerdings in diesen Zusammenhängen keine Rolle – Enzio und sein schlechter Charakter sind allein meine Erfindung.
    Gisbert ist dem Inquisitor Konrad von Marburg nachempfunden, einem fanatischen Dominikaner, der während der Regierungszeit Heinrichs VII. für Angst und Schrecken sorgte. Einige Adelige erschlugen Konrad, da er den Reichsgrafen von Sayn der Ketzerei angeklagt hatte. Die meisten Menschen der damaligen Zeit dürften Konrad ebenso wenig eine Träne nachgeweint haben wie meine Figuren Gisbert. Geschichtlich belegt ist ebenfalls die Person Heinrich von Müllenarks, des Kölner Erzbischofs. Er wurde vom Domkapitel seiner Verschwendungssucht und seines Lebenswandels wegen beim Papst angezeigt. Gregor leitete auch tatsächlich eine Untersuchung gegen den Erzbischof ein, die jedoch im Sande verlief.
    Der Kölner Rat wurde 1216 das erste Mal urkundlich
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